Doubletime: Hilfe, der Influencer-Rap kommt!

Conny & Blyde

Aber weil nicht alle Newcomer nett und cool sein können, müssen wir uns auch den unangenehmeren Dingen im Leben widmen. Denen, die statt 500 oder 5.000 Views mit der ersten Singles 30 Millionen mal gesehen wurden.

Ja, ihre Sonnenbrille schützte ihre Identität. Das verwirrte schon einigermaßen, denn vor dem viralen Hit "Sonnenbrille" wusste niemand, den ich kenne, wer diese Loredana überhaupt ist. Nun steht die zweite Single mit einem gewissen Mozzik in den Startlöchern, geht wieder steil wie wild, und irgendjemand muss langsam mal erklären, wie wir hier gelandet sind.

Können wir uns darauf einigen, dass es nicht die Musik sein kann? Wie "Sonnenbrille" ist auch "Bonnie & Clyde" halbwegs eingängig, wie ein Song es eben ist, wenn man einen kompetent gebauten, aber generischen Trapbeat einkauft und die spürbar formschwachen Vocals einfach in Autotune ertränkt. Dazu ein halbgares Gangster-Theme und ein Dude (allen Anschein nach ihr Freund/Partner/Ehemann), der wohl großer 6ix9ine-Fan sein muss, weil er diesem nicht nur das "FeFe"-Intro klaut, sondern direkt auch den "Gummo"-Flow für den Einstieg in den albanischen Verse.

So weit, so uncool. Der wahre Grund für den Erfolg kann man aber anderswo finden: Bewegt man sich aber auf ihrem Instagram-Account in der Zeit zurück, wird man feststellen, dass sie schon um die 50.000 Likes pro Bild erzielt hat, lange bevor überhaupt irgendjemand von ihrer Musik-Karriere Wind bekommen hat. Influencer-Dasein plus einen guten Draht zum Banger Musik-Camp hat uns das hier also eingebrockt.

Irgendwie ein bisschen gruselig, wie schnell und anorganisch Musik hierzulande wachsen kann, wenn ein bisschen Plattform und ein großes Label das so will. Egal, wie mittelmäßig die Musik auch ist.