Messias gesucht?
Erhebend scheint tatsächlich auch der Auftritt gewesen zu sein, den Kendrick Lamar in Berlin hingelegt hat, und wahrscheinlich hätte dafür niemand treffendere Worte gefunden als Aida Baghernejad. Sie schreibt im Tagesspiegel:
"Er will wirklich nicht unser Heiland sein. Wirklich, wirklich, wirklich nicht. Es steht auf T-Shirts, die zum Verkauf stehen, er rappt es uns ins Gesicht, er zeigt es uns mit jeder Geste. Und posiert dann trotzdem mit einer Dornenkrone auf seinem Albumcover. Kendrick Lamar ist ein widersprüchlicher Mensch und er hadert mit seinem Status als Heilsbringer des Hip-Hop – das hat er mit vor einigen Monaten mit 'Mr. Morale & The Big Steppers' auf Doppelalbumlänge schon zum Ausdruck gebracht."
"Aber es hilft ja nichts, er ist wie verflucht: Er wird nur umso frenetischer gefeiert, auch oder gerade wenn er uns all seine Makel offenlegt (im letzten Album etwa: Sucht, Traumata und Trauer, Selbstzweifel und uneindeutige Positionierungen zum Thema Pandemiemanagement). Es hat etwas von König Midas: Alles was er berührt wird Gold."
Nach diesem Konzertbericht wissen wir nicht nur, wie sich der Auftritt gestaltete und wie er beim Publikum ankam. Wir erfahren auch eine ganze Menge über die Zerrissenheit des Hauptdarstellers. Kendrick will nicht unser Heiland sein? Ich fürchte, er wird nicht gefragt.
Wer sich übrigens selbst von Lamars Live-Qualitäten überzeugen möchte, kann das auch tun, ohne aus dem Haus zu gehen: Am 22. Oktober gastiert die "Mr. Morale"-Tour in Paris, natürlich ist die Accor Arena längst ausverkauft. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums von "Good Kid, M.a.a.d. City" wird der Auftritt allerdings auf als Live-Stream übertragen:
1 Kommentar mit 4 Antworten
Hm. Hab den in Hamburg gesehen, und das war schon ganz okay, aber… ein dicker Sage Francis mit CD Player auf der Bühne vom Hafenklang hat mich damals wesentlich mehr beeindruckt, als ein megahyper-durchgestylter K. in der fucking Barcley-Arena.
Aber war das wirklich Keemo, der da im Vorraum neben mir rumstand? Kann das jemand insta-mäßig verifizieren?
War auch in Hamburg und fand es ziemlich gut. Hat meine Erwartungen jedenfalls übertroffen, war aber vorher auch etwas skeptisch, weil Mr. Morale & ... mAn nicht das beste Material für ein Konzert in der Größenordnung ist.
Wie gesagt, schlecht fand ich das auch nicht. Ich glaube, es befremdet mich nur, wenn bei nem Konzert auf das Visuelle mehr Energie verwandt wird, als auf die Musik. Ich meine, wenn die Instrumentals einfach vom Band kommen, find ich das in einer kleinen Location noch ganz okay, in der Arena-Größenordnung reicht mir das einfach nicht.
"Aber war das wirklich Keemo, der da im Vorraum neben mir rumstand? Kann das jemand insta-mäßig verifizieren?"
Neee, das war ich.
Siehst aber genauso aus wie auf deinem Profilbild, hätte ich nicht gedacht.
Ja, die meisten Menschen sind überrascht, dass ich das Outfit auch im Alltag sporte.