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Aus dem Schoß der Koljose

An Heiligabend veröffentlicht die Antilopen Gang ihr neues Album "Antilopen Geldwäsche" und hat dafür eine relativ weitläufige Promo-Phase eingeläutet. Mir gefällts, auch wenn ich bisher nicht alles mochte, einfach dafür ganz gut, dass ich wertschätze, das Mixtape-Format voll mitzunehmen. Dann kann Panzer einmal wieder solo auf Pferden reiten und Danger Dan seine Goldkehlchen-Cravings stillen. Außerdem überrascht es mich nicht, dass der wohl interessanteste Song darin bisher von Koljah kommt:

Der Kerl wird in meinen Augen ohnehin schon eine Weile ziemlich unterschätzt. Nicht musikalisch, weil als Rapper pendelt er weiter zwischen Grobschlacht und Niete, aber, hey, dafür kann er genuin clever, beißend und analytisch sein, wenn er es darauf anlegt. So zum Beispiel hier: "Nazis Rein" setzt sich mit der neuen deutschen Kultur des Gegen-Nazis-Seins auseinander.

Er hängt das an ihrem Durchbruchs-Song "Beate Zschäpe Hört U2" auf und erinnert daran, dass die AfD 2014 noch als Wirtschafts-Partei galt und Verschwörungstheorien noch lange nicht so verschrien wie heute waren. Die Nummer hat ein paar richtig interessante Beobachtungen zu bieten, die witzigerweise aus einer ähnlichen Ecke kommen wie Prezidents Fragezeichen-Album. Deutschland links der CDU hat inzwischen einen relativ klar abgesteckten Konsens erreicht, dass Nazis schlecht sind, und fühlt sich darin wohl. Gleichzeitig finden deutsche Gangster-Rapper die Hamas oder Charlie Hebdo-Attentate geil - und eine richtige Antwort darauf kommt nicht, weil es die sehr leicht erklärte Schubladenlogik übersteigt.

Soweit, so gut, das mag ja alles stimmen, aber das Problem mit "Nazis Rein" ist das darauf folgende, gigantische "Okay, und was jetzt?" Irgendwie kommt da nämlich keine Folgerung, keine Begründung, keine weitere Ausarbeitung dieser Grundidee. Ein bisschen fühlt es sich eher an wie ein "Wir fanden Nazis doof, bevor es cool war" mitsamt der Erinnerung, dass die Antilopen ja immer noch edgy und provokant sein können, wenn hier jetzt auch nicht ganz sicher darin, warum eigentlich. Ja, warum denn? Das hätte ich auf dem Sampler dann gerne geklärt, weil allein für den Sound höre ich das hier vermutlich nicht noch einmal.

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