Seite 25 von 25

Kool Savas

Bereits zu frühtrunkener Zeit schoben sich damals am besagten unzählige Cäpfe aus den zerlausten Zelte und taperten in Scharen zum See. Grund: King Kool Savas und seine Westberlin Maskulin Posse. Jeder wollte sehen, wer sich hinter "Schwule Rapper" und "LMS" verbarg, Casper-Style: "Ich schwör, Savas aus Berlin ist ein 2 Meter Messerstecher, verrückter Riese, der tickt!"

Ganz PC-Linksautonom, wie es sich für einen guten, relativ jungen Deutschen damals gehörte, schwankte ich zwischen Faszination, Flow und sexistischem Abscheu. Ergo hielt ich die 12 Inch vom "LMS" zwar oft im Philstar'schen Laden in der Hand, jedoch ohne Kaufabschluss (einmal Arsch beißen, bitte). Back to Rap: Noch wussten viele damals im beschaulichen, von Nazi-Ordnern umzäunten Festivalgelände nicht, dass sie von der nächsten halben Stunde später ihren Kinder erzählen würden (also, wenn diese dann 16 sind). Doch pünktlich um 11 Uhr flexte ein schlanker Savas in Schwarz mit Bart und Mütze alles weg. Nazis, Bedenken, Abscheu, Hamburg, Stuttgart, einfach alles und jeden. Wenn ihr jemals, nach gerade mal einem halbe Jahr Beziehung, mit einer nicht wirklich hip hop-affinen Freundin jenen Lyrics lauscht und sie nicht wegläuft, dann schenkt ihr einen Ring.

Die Bands danach mussten standesgemäßig wieder vor ein paar Rucksäcken rappen, das Vorstellungsgespräch verlief erfolgreich, Kool Savas wurde noch zwei Mal interviewt und auf seinem Weg zum GOAT im deutschen Rap-Game begleitet und die Freundin wurde trotz "Pimplegionär" zur Frau (und viel später zurück auf Anfang wie beim Monopoly).

Seite 25 von 25

Weiterlesen

Noch keine Kommentare