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Endzeitstimmung

Bleiben wir bei den aktuell kontroversen Figuren im Villain-of-the-Week-Format der Twitter-Bubble: Haiyti bekommt da gerade ordentlich ihr Fett weg und, wenn man ehrlich ist, vermutlich auch ein bisschen zurecht. Erst hat Nura sie für eine homophobe Äußerung kritisiert, dann bekam sie von einem Kollaborateur für die Nutzung des N-Wortes auf einem Album vor ein paar Jahren auf die Mütze. So richtig einsichtig über eine Pro-Forma-Entschuldigung hinaus zeigte sie sich nicht. Jetzt muss man ihr neues Video wohl mit einem Geschmäckle betrachten?

Aber ... ich weiß es nicht. Ich kann es mir gerade künstlerisch nicht leisten, Haiyti aus meiner Deutschrap-Rotation zu streichen. Die Frau ist zu gut in dem, das sie tut. "Bevor Es Endet" macht eine apokalyptische Stimmung in einer top-produzierten Trap-Ballade, sie weiß zur Zeit einfach sehr genau, wie man in diese Stimmungs-Bags greifen kann.

Die Musik bleibt also bis auf weiteres bockstark, was machen wir jetzt aber auch außerhalb dessen mit Haiyti als Person? So ein richtiges Cancelling wird das ja nicht wert sein. Im Grunde hat um 2015 ehrlicherweise noch ein großer Teil der Deutschrap-Szene das mit dem N-Wort nicht so eng gesehen, und für die homophobe Line hat sie sich ja schon entschuldigt. Es wundert eher, dass sie bei dem Thema so störrisch ist.

So blöd das klingt, ich verstehe schon grundlegend nicht, warum sie nicht einfach einen PR-Dude oder eine PR-Frau hat, die ihr irgendein zweites Entschuldigungsschreiben aufsetzt und den alten Song runternimmt, und das Ding wäre vom Tisch? Wäre wohl am einfachsten. Aber gleichzeitig sage ich damit halt auch, dass ich von Künstlerinnen oder Künstlern will, dass sie ihre Positionen faken sollen, wenn mir ihre jetztige nicht gefällt. Schwierig, auch wenn ihre Position gerade ziemlich objektiv dämlich ist. Ich hoffe, irgendjemand spricht sie in einem Interview noch einmal in Ruhe darauf an, und man könnte differenzieren.

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