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"Zugereiste aus dem Orient"

Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Zugezogen Maskulin und MoTrip sind "Zugereiste aus dem Orient" - wirklich? Herr Köck bemüht die von den Nationalsozialisten gerne im Munde geführte Phrase vom deutschen Wesen - ernsthaft? Zu diesem Thema hat Theodor Heuss eigentlich schon 1952 alles Nötige gesagt: "Es ist kein Volk besser als das andere, es gibt in jedem solche und solche. Amerika ist nicht 'God's own country', und der harmlose Emanuel Geibel hat einigen subalternen Unfug verursacht mit dem Wort, dass am deutschen Wesen noch einmal die Welt genesen werde."

So kopfschüttelt man sich von Satz zu Satz. Samir Köck mag Deutschrap nicht: sein gutes Recht. Es erscheint allerdings gelinde gesagt merkwürdig, ausgerechnet MoTrip und den Zugezogenen ein Appelieren an "geheime patriotische Gefühle", Inhaltsleere, Phrasendrescherei zu unterstellen, und im nächsten Moment Snoops bei aller Liebe thematisch doch um Welten beschränkteres Hit-Repertoire zu preisen wie nix Gutes, und dabei noch Fehler zu machen, die sich schon mit rudimentärer Recherche hätten vermeiden lassen. Den gar nicht mal so unterschwelligen Rassismus, der aus Köcks Zeilen spricht, finde ich allerdings noch viel schlimmer.

Damit steh' ich nicht alleine da: Auch bei The Message ärgern sie sich über besagten Artikel und, wie dieser Kommentar zeigt, nicht zum ersten Mal über Samir H. Köck.

"[Es] regt uns am meisten auf, dass ein Presse-Journalist es nötig hat, rassistische Andeutungen in seiner Kritik zu verorten. Samir Köck hat früher aufgrund seiner schwarzen Lockenpracht den Spitznamen 'Don Murl' erhalten und müsste eigentlich wissen, wie sich eine ausländerfeindliche, herabwürdigende Bezeichnung anfühlt. Wir wissen nicht, ob der Autor mit seiner Konzertkritik absichtlich provozieren will, um Klickzahlen zu generieren, oder ob der Text seine tief verankerte Meinung wiedergibt."

Ein Umstand, der (wie ich hier feststelle, von hinten durch die Brust ins Auge) zuvor bereits Kollegen Falk Schacht empört hat. In den Kommentaren zu seinem Kommentar finden sich im Übrigen Belege für die gepflegte Diskussionskultur des kritisierten Herrn Köck. Popcorn?

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