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Gut gemeint

Gut gemeint ist halt immer noch lange nicht gut. Dass inzwischen diverse Medien feststellen, dass es im Hip Hop - huch! - tatsächlich ja auch Frauen gibt und man darüber doch ruhig mal schreiben könnte, ist eine gute Sache. Das ehrenwerte Anliegen allein schützt allerdings noch nicht davor, dass trotzdem fragwürdiger Blödsinn herauskommt. So zum Beispiel, wenn Anna Meyer-Oldenburg bei Der Freitag über "MC Misogynist" schreibt.

Die Kollegin schildert unter dem Eindruck eigener Erfahrungen als Hip Hop-Fan, wie schwer es Frauen in der Rap-Szene haben. Sie bemängelt durchaus mit Recht, mit welch lächerlich geringem Anteil weibliche Acts in den Line-Ups der großen Hip Hop-Festivals vertreten sind, wie stumpf Frauen in Raptexten und Kommentaren schon immer und noch immer herabgewürdigt werden und dass Frauen, wenn sie trotzdem rappen, ungeachtet dessen, was sie bieten, immer nur das dämliche Etikett "Frauen-Rap" aufgeklebt bekommen. Stimmt alles, ist alles schlimm.

Der Artikel gerät trotzdem in ärgerlichem Maße mittelmäßig, weil er es halt an keiner Stelle besser, an etlichen dafür unabsichtlich noch schlimmer macht. Meyer-Oldenburg reproduziert einfach die alte Mär davon "dass Rap meistens von Männern kommt", statt auf das vielfältige Angebot einzugehen, das weibliche MCs ja machen. Darüber berichtet bloß kaum jemand.

"Wenn Frauen dann mal selbst rappen, fällt das unter den hässlichen Begriff 'Frauen-Rap.' Klingt ein bisschen wie ein Produkt von Frauen für Frauen, in denen sie ihre Menstruation besprechen. Tatsächlich wirft man unter diesem Oberbegriff einfach sämtliche Rapperinnen weiblichen Geschlechts in einen Topf." Selbst wirft die Autorin, ohne irgendeine Differenzierung vorzunehmen, hernach ausgerechnet die wenigen ohnehin bekannten Beispiele Schwesta Ewa, Haiyti und Juju in einen Topf. Erstgenannte auch noch ohne einen Hauch kritischen Hinterfragens, was angesichts der gegen sie vorgebrachten Vorwürfe doch vielleicht geboten gewesen wäre. Das Zitat zum Schluss kommt wieder einmal von der ewigen Sookee. Wenn sogar Artikel von Frauen über Frauen im Rap den Eindruck erwecken, es gebe ja nahezu keine Frauen im Rap ... dann haben wir wirklich noch viel Arbeit vor uns.

"Jeder dahergelaufene Stefan, der gestern das Genre entdeckt hat, scheint berechtigter, sich als Fan zu bezeichnen" als sie, schreibt die Kollegin. Das hat wohl eher damit zu tun, dass sie glaubt, Deutschraps Anfänge liegen bei Blumentopf und den Fantastischen Vieren. Sagsjanur.

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