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Verloren?

Seine Termine einhalten und abliefern, wofür er gebucht wurde: Alligatoah macht das. Erinnern wir uns noch an dieses Angebot?

Als jemand, der in Zeiten akuten Hungerleidertums einst auch schon oft genug auf Hochzeiten aufgelegt hat, hab' ich das zwar in keiner Sekunde für einen Witz gehalten, aber doch für ziemlichen Sell-Out (niemand, der halbwegs bei Trost ist, macht das NICHT des Geldes wegen). Ist ja auch legitim: Musiker*innen, denen die Pandemie massig Auftrittsmöglichkeiten genommen hat, müssen schließlich auch sehen, wo sie bleiben.

Alligatoah hat die Aktion jedenfalls durchgezogen und hat auf vier Hochzeiten gesungen. Blöderweise find' ich ihn nicht mehr, aber irgendwo las ich einen bissigen Kommentar, dessen Ersteller - sinngemäß - beklagte, Alligatoah habe sich diese Auftritte mit höheren vierstelligen Summen vergüten lassen, den Auftraggeber*innen keinerlei Mitspracherechte bei der Songauswahl eingeräumt, und alles sei ganz schreckliche Geldmacherei gewesen. Ich war spontan gewillt, in das Gemeckere einzustimmen und das alles furchtbar schlimm und verwerflich zu finden, aber: Warum eigentlich?

Alter! Alligatoah hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass "Hochzeitssänger" ein Geschäftsmodell ist. Er bot eine Dienstleistung feil, die sich für seine Hochzeit einkaufen konnte, wer das gerne mochte. Wer nicht wollte, ließ es eben sein. Offenbar hätten ziemlich viele Paare gewollt.

Wer Zehntausende von Euro für so eine Feier investiert, kann ruhig auch einen Teil dieses Budgets in die musikalische Ausgestaltung stecken, die idealerweise dann dem Brautpaar gefällt. Dass für Alligatoah neben der (offenbar ganz ordentlichen) Gage auch noch Promo und (mindestens) ein Video abfiel: Eigentlich doch nur ein Beweis für seinen Geschäftssinn, dem sie anderswo im Hip Hop-Biz wie das Goldene Kalb verehren.

Die Pärchen hier sehen jedenfalls nicht besonders unglücklich aus:

... also haben eigentlich doch alle Seiten gewonnen.

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