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September: Alben / International

Yo Grandma Fromm: Ja ... keine Frage, oder? Hip Hop-Album des Jahres. Album des Jahres. Irre geil, einfach. Dabei dachte ich nach "Grey Area" noch, Little Simz dürfte sich schwer damit tun, dieses Niveau zu halten. (Ein Gedanke, der mich übrigens auch nach der ersten Single beschlichen hat.) Wie dumm ich war. Diese Frau, wahrscheinlich die begnadetste Rapperin, die derzeit auf diesem Planeten wandelt, hat uns mit "Sometimes I Might Be Introvert" alle eines Besseren belehrt.

Dieser Yannik™: Ich habe jetzt wirklich lange darüber nachgedacht, und als jemand, der "Grey Area" und sogar "Stillness In Wonderland" geschlossen ebenso geil fand: Ich mochte "Sometimes I Might Be Introvert" nicht. Klar, objektiv mag das alles gut sein, sie rappt richtig geil und ein paar Songs zwischendurch, gerade die etwas Drill-inspirierteren, fand ich auch stark. Aber es fängt schon bei diesem komplett bescheuerten Albumtitel an und geht weiter durch diese Glückskeks-Interludes und eine ganze Stange an Songs, die ich musikalisch langweilig und abgegriffen finde und inhaltlich auch nicht halb so interessant, wie alle tun. Ganz ehrlich: Mir kommt dieses Album wie ein Produkt vor, das in einem Reagenzglas gezüchtet wurde, um Kritikern zu gefallen, aber es hat schon einen Grund, warum das außerhalb der Bubble kein Mensch hört. Für mich knackt es nicht mal die Top Five im September. Vor allem, wenn mit Osquinn, Baby Keem, Park Hye Jin, Moor Mother, Lil Nas X und Injury Reserve ja wirklich mehr als genug guter Kram dagegenhalten dürfte.

Freshman Mirco: Ich setz' mich dann mal zwischen die Stühle. Ich fand das Little Simz-Album nämlich schon gut, aber letzten Endes eben nur 'gut'. Da fehlte ein wenig der Fokus und die Roughness von "Grey Area", denn so sehr ich den Pomp auf dem Opener "Introvert" auch liebe, so sehr versaut mir die Makelosigkeit in der weiteren Laufzeit ein wenig das Gesamtbild. Man könnte wirklichen jeden Song unter dem Mikroskop beobachten und würde keine Ecken und Kanten finden. Ich kann anerkennen, dass das handwerklich nahezu perfekt produziert und vorgetragen ist, aber ich mag meine Musik für gewöhnlich ein wenig dreckiger, rougher und wagemutiger.

Auch deswegen sticht Injury Reserves "By The Time I Get To Phoenix" nicht nur in diesem Monat jedes andere Album aus, es ist auch die einzige LP, die "Donda" in diesem Jahr in den Schatten stellt. Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass ich ein Album wie dieses noch nie in meinem Leben zu hören bekam und es wahrscheinlich auch nie wieder werde. Diese experimentelle, bahnbrechende Unikum stellt nicht nur das gesamte Genre auf dem Kopf, es ist auch einer der ehrlichsten, verletzlichsten Abgesänge auf einen verstorbenen Freund, die ich mir vorstellen kann.

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