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November: Storys

Dieser Yannik™: Herrgott, ich hatte ja schon fast die zwei nächsten Shitstorms in unserer Redaktion vergessen: Finch Asozial hat sich mit uns angelegt, weil wir ihn doch tatsächlich "pummelig" genannt haben. Wie fühlt man sich mit dieser Schuld, Dani? Du hast den armen Mann zum Weinen gebracht! Dass ein Typ, der sich selbst als Pöbelrapper bezeichnet und "Fotze" als Lieblingwort nennt, ein nahezu mimosenhaftes Sensibelchen ist, hätte man doch fürwahr ahnen können.

Während hochintelligente Finch-Fans also dein damals aktuelles Insta-Bild von einem Sushi-Menü mit "Lügenpresse, halt die Fresse" kommentierten, ging auch bei mir die Post ab: Sun Diego-Fans stellten sich nämlich als ebenso sensibel heraus, weil die es überhaupt nicht abkonnten, dass ich eine halbe Stunde Zweckreimmassaker von ihrem Schwammkostüm tragenden Gottkönig nicht als die lyrische Großtat akzeptieren konnte, die sie war. Immerhin wusste ich ja nicht, dass sein alter RBA-Name "Capri Sonne" lautete. Aber ich bleibe dabei: Die Formel "Song, in der man möglichst lange möglichst viel Dünnes erzählt", braucht wirklich kein Comeback. In derselben Zeit hätte ich nämlich fünfzehn Modus Mio-Songs hören können und wäre um die gleiche Menge Hirnzellen ärmer.

Freshman Mirco: Boah, wenn man das alles nochmal so in Listenform vor sich sieht, muss man schon sagen, dass der November ein ganz schöner Scheißmonat war. Da war die Geschichte mit Finch ja wirklich noch ein spärlich gesätes absurdes Highlight. Natürlich überschattet die Tragödie von Astroworld alles. Wie konnte das passieren? Wieso hat niemand etwas dagegen unternommen? Wer ist daran schuld? Kann so etwas wieder passieren? Müssen wir unsere Konzert-Kultur grundlegend überdenken? Fragen über Fragen, auf die auch einen Monat später im Grunde niemand eine konkrete Antwort parat hat. Wem das allerdings als Downer noch nicht reicht, der kann sich ja nochmal daran erinneren, dass wir mit Young Dolph einen der interessantesten und menschlichsten Rapper unserer Zeit und mit Virgil Abloh eine der einflussreichsten Personen der modernen Pop-Kultur verloren haben. Kann dieses Jahr bitte endlich einfach vorbei sein?

Yo Grandma Fromm: Da sagst du was. Die Augenzeug*innen-Berichte von Astroworld gehörten tatsächlich mit Abstand zum Schlimmsten, das ich in diesem Jahr lesen musste, die haben mich auf mehreren Ebenen getriggert. Auch, weil so etwas wirklich mein absoluter Maximal-Alptraum war, als ich noch selbst veranstaltet habe: dass irgendjemand zu Schaden kommen könnte, weil die Party aus dem Ruder läuft. Einfach nur furchtbar.

Parallel dazu guckst du in dein Instapostfach und findest Dutzende Nachrichten von Kindern, die dich wissen lassen, Finch habe "dein Leben gefickt". Alter, gut, dass sie mir das geschrieben haben. Ich hätte es sonst am Ende gar nicht gemerkt. Wär' ich nur 'ne Spur rachsüchtiger unterwegs gewesen, ich hätte der einen oder anderen Mutter von diesen bedauernswerten Bubis mal stecken können, was ihre Söhne aus der vermeintlichen Anonymität des Internets heraus so für Grütze schreiben, an real existierende erwachsene Frauen, die sie gar nicht kennen. Bei den allermeisten war nämlich keine größere Herausforderung, zu eruieren, wer jeweils dahintersteckt (und da waren vielleicht tragische Gestalten dabei, sag' ich euch ...). Aber so wichtig wars mir dann doch nicht. Ich hab' da ja auch keinen Erziehungsauftrag. Zum Glück.

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