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Reggaeton fürs Volksfest

Und ihr dürft sie auch gleich draußen lassen. Denn kaum überlässt mir Yo Mama Fromm hier mal die Regie, schleppe ich Schlagertante Vanessa Mai in eine Hip Hop-Kolumne. Die scheint international ähnlich Street Credibility wie Katja Krasavice zu genießen. Nachdem bereits Katja von Doja Cat und Saweetie (oder wohl eher von deren Labels) für eine Neuauflage ihrer Single "Best Friend" rekrutiert wurde, haben sich nun mit Becky G und Natti Natasha auch zwei der größten Reggaeton-Künstlerinnen (Süd-)Amerikas dazu entschieden, ihren Song "Ram Pam Pam" für den deutschen Markt neu aufzulegen - mit Schlagersängerin. Es ist schon bezeichnend für die deutsche Musikindustrie, dass Vanessa Mai unser größtes und attraktivtes Aushängeschild für eine internationale Reggaeton-Kollaboration ist. Aber hilft ja nix, der Song existiert, und wir reden jetzt darüber.

Diese drei Minuten sind mitunter das schamloseste und unbeholfenste musikalische Pandering, das ich in jüngerer Vergangenheit zu hören bekommen habe. Der Song ist eigentlich ein grundsolides und harmloses Stück Airplay-Bait für das nächste Sommer-Sonne-Sangria-Special im Formatradio, bis eben Vanessa Mai ans Mikro tritt. So sehr sie sich auch gegen ihr konservatives Schlagerimage wehrt, so sehr wird deutlich, dass ihre Seidenpapier-dünne Stimme einfach nicht mehr hergibt. Da kann sie noch so unbeholfen vor uncanny Greenscreens mit dem Arsch wackeln, im Kontrast zu zwei erprobten Sängerinnen klingt sie, als sei sei beim Volksfest auf der Bierbank eingeschlafen. Das Schlimme: In genau dem Rahmen wird der Song wahrscheinlich großen Anklang finden. Dass muss wohl diese deutsche Leitkultur sein.

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