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KejF Pt. 2

Gut, ich bin ästhetisch angewidert davon. Ist es denn inhaltlich in irgendeiner Form eine schlechte Sache? Klingt ja, von dem eklig schmierigen Ton abgesehen, erst einmal wie eine neutrale bis nette Sache. Eine Community-Bewegung fürs Grasrauchen ... r/trees existiert zwar schon, aber immerhin können sie ... warte, was wollen sie eigentlich machen? Verkaufen die Gras? Oder sind die eher so eine Art Lobby-Gruppe? Ein Webforum sind sie ja offensichtlich nicht. Vielleicht ist Teil meines negativen Grundinstinkts dazu, dass sich trotz der vage positiven Worthülsen irgendwie schwer ablesen lässt, was die eigentlich erreichen wollen.

Also, nicht, dass sie damit hinter dem Berg halten: In allen Presse-Statements und Selbstbeschreibung nennen sie zwei Dinge. Sie wollen über Cannabis informieren und medizinisches Cannabis destigmatisieren, ergo die Sido-geführte Informationskampagne. Sein Partner ist dabei ein gewisser Sebastian Fröhlingsdorf, der dieses Projekt schon seit längerem vorbereitet. Er ist auch Gründer von Medical CNBS und Canncura, zwei anderen Unternehmen, die essentiell die Vorarbeit geleistet haben, um eine ganze Verwertungskette für medizinisches Cannabis zu etablieren.

Grundsätzlich: Das ist alles unternehmerisch klug und auch fair so. Ich schätze mit meinem sehr laienhaften Wissen, dass sie einfach nur die Vormachts-Stellung auf dem medizinischen Weed-Markt besetzen wollen, um sie dann bei jeder Form von Legalisierung schnell zu einer allgemeinen Vormachts-Stellung auszubauen.

Umso lustiger, dass sie deswegen diese extreme Brand um Verantwortung, Jugendschutz und Medizin aufbauen wollen. Alles gibt sich Mühe, diese Idee von einem verantwortungsbewussten Umgang zu schaffen. Gras als Therapiepflanze. Und überhaupt, destigmatisiert das alles mal, bitte. Alles richtig! Sollte gern jemand in Angriff nehmen. Aber ausgerechnet Sido hinzusetzen, um in diesem Lauterbach-Interview das sympathische Gesicht zu geben, geht in meinen Augen dann doch irgendwie in die falsche Richtung. Vor allem, wenn Sido dann mit seinen mehr als 50 Gramm im Monat angibt. Es beißt sich ein bisschen.

Am Ende des Tages merkt man einfach, dass diese ganzen Argumente zu Gesundheit, Therapie, Verantwortungsbewusstsein eigentlich recht fadenscheinig sind. Da sind zwei Businessmänner, die den politisch richtigen Moment sehen, um ein großes Geschäft aufzuziehen. Sido wirkt auch nicht unbedingt wie die beste Sprecherrolle für unschädlichen, verantwortungsvollen Konsum. Was mir auch komplett egal wäre, würde er nicht in einem Video, das viele jüngere Leute sehen werden, mit seinem ziemlich ordentlichen Konsum prahlen, während diese dumme Marketing-Scheiße ihn in einen Rahmen setzt, als sei das jetzt die gute Art zu konsumieren.

Ich weiß ja nicht, ist jetzt auch nicht so, als wäre ich der große Experte und meine Kritik daran groß tiefsinniger als: Ich mag die Inszenierung nicht, ich hasse, dass schon wieder Hip Hop für irgendeine seelenlose Scheiße vor den Karren gespannt wird, die Sprache geht mir auf den Sack und die Fadenscheinigkeit, mit der hier Community und Medizin und was auch immer zum Geldverdienen eingespannt werden, ist absurd. Aber derlei Kritik ließe sich wahrscheinlich auf 90 Prozent aller Firmen anwenden.

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