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Ugly

Slowthai sieht sich währenddessen nochmals in deutlich belastenderen Anklagen verwickelt. Der britische Rapper musste sich vergangene Woche bei einer Anhörung in einem Gericht in Oxfordshire verantworten, ihm wird Vergewaltigung vorgworfen. Im September 2021 soll er eine Frau ohne deren Zustimmung vaginal und oral penetriert haben.

Der Fall wurde dem Guardian zufolge an ein anderes Gericht verwiesen, dort muss Slowhthai, der bei der Anhörung nur per Video-Call zugeschaltet war, im Juni persönlich erscheinen. Der Brite kam auf Kaution frei.

Mehrere große britische Festival strichen den Rapper nach dieser Bekanntgebung von ihren Lineups. Darunter Reading, Leeds, Parklife und Glastonbury. Er selbst antwortete auf die Anklage mit der Stilllegung seiner Social-Media-Kanäle und einem Statement, in dem er behauptet unschuldig zu sein. "I am innocent and I am confident my name will be cleared. Until then I will apply my energy to ensure this is concluded swiftly and justly.", schreibt er.

Unabhängig davon, wie diese Geschichte ausgeht, und ob Slowthai schuldig ist, ertappe ich mich selbst dabei, wie ein solcher Fall meine Doppelmoral auf Hochtouren laufen lässt. Denn so vehement ich mich immer wieder gegen Künstler wie Chris Brown oder R. Kelly ausspreche, so weiß ich bereits jetzt, dass ich, egal wie dieser Prozess ausgeht, wahrscheinlich nicht aufhören werde, Slowthais Musik zu hören.

Ich weiß nicht, ob es eine moralische Linie geben kann, ab wann man einen Künstlerin nicht mehr mit dem Hören der Musik monetär unterstützen sollte, aber in meinem Fall ging die spätestens am Wochenende flöten, als ich Burzums "Filosofem" aufgelegt habe. Ich weiß nicht, ob es die Diskrepanz zwischen den Inhalten und den tatsächlichen Taten ist, die es mir ermöglicht weiterhin relativ problemlos Marilyn Manson oder Kanye zu hören, während sich mir bei Chris Brown nach einer Strophe Fußnägel rollen. Oder einfach nur die Tatsache, dass es einfacher ist Leute zu boykottieren, wenn man ihre Musik ohnehin scheiße findet.

Vielleicht muss ich auch einfach für mich einsehen, dass ich die Musik von manchen Menschen zu gerne hören, um mich nicht dazu zu zwingen, sie von dem Arschloch zu trennen, das dahinter steht. Slowthai dürfte sich jetzt geradewegs in diese Riege mit einreihen.

So oder so wirkt der Titel von Slowthais letztem Album ein wenig prophetisch. "Ugly" indeed.

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