K-Pop Comedown: 21 Jahre Psy!

Nature - Rica Rica

Ich würde das hier tatsächlich weniger als Review bezeichnen, eher als eine Einschätzung des Clusterfucks, der die Karriere von Nature umfasst. Wer sich diesen Song anhört, weiß: Er ist schräg, nicht einmal furchtbar, aber durch und durch verwirrend. So etwas wie das letzte Lebenszeichen einer Nugu-Gruppe, was man meistens daran erkennt, dass man mutmaßt, man könnte das Budget für das Musikvideo aus eigener Tasche stemmen, vermutlich sogar in Bar.

Was ist hier passiert? Nun ja: Nature war von vonrherein eine der weniger glücklichen Gruppen. Sie hatten einen etwas undurchsichtigen Kollabo-Deal zwischen n.CH und Stone Music, die schon mehrmals das Konzept hin und her geschoben haben. Mal schien mehr Geld in das Projekt zu fließen, mal weniger. Höhepunkt ihrer Karriere dürfte das absurde Horror-Konzept "Girls" sein, das zwar damals schon ein bisschen nach verzweifelter Neuausrichtung auf irgendein funktionierendes Konzept roch, aber immerhin zeigte es, dass irgendjemand Lust hatte, Geld in die Karriere der Musikerinnen zu stecken.

Und jetzt sind wir hier: Während dem ersten Lockdown lief der Vertrag aus, das ursprüngliche Management arbeitete vier Monate lang unbezahlt, die Verträge sind ewiger Streitpunkt. Im Grunde hat niemand mehr Ressourcen, die man in diese Gruppe stecken könnte. Heißt: Wir landen mit "Rica Rica" bei einem Song, der ästhetisch gleichzeitig afrikanische und südamerikanische Einflüsse verarbeiten möchte, aber in seiner extrem überzeichneten EDM-Produktion eher klingt, als hätte man Parov Stelar Turbofolk für eine Hochzeit auf dem Balkan schreiben lassen. Nichts ergibt Sinn, nichts passt zusammen, der Song entfaltet pures Chaos. Da muss man es den Mitgliedern der Gruppe hoch anrechnen, noch einmal ihr Herz und ihre Seele in dieses Monstrum gesteckt zu haben, denn irgendwie ... macht es doch ein bisschen Spaß? Ich möchte mich noch nicht festlegen. Irgendwo in diesem Ding steckt aber eine Crayon Pop-eske Bombe, und ich glaube, es gibt einen Moment und eine Zeit dafür.

Wertung: 2,5/5