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5 Fragen an Avatar

Avatar haben ein paar ereignisreiche Monate hinter sich. Bereits im Februar veröffentlichten die Schweden ihr neues Album "Dance Devil Dance", dann tourten sie quer durch Europa und die USA, diese Woche starten sie mit einem Auftritt beim tschechischen Metalfest in die Festivalsaison. Im laut.de-Einzugsgebiet folgen im Sommer Shows beim Nova Rock, Greenfield, Full Force und dem Radio Bob Rockcamp.

Sänger Johannes Eckerström beantwortete uns ein paar Fragen.

1. Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musiker?

Da gibt es viele, aber in diesem Fall nehme ich eine Platte, die am repräsentativsten für die ganze Band ist: "The Haunted Made Me Do It" von The Haunted. Für mich gab es zwar schon vorher Alben, die dieses 'Das will ich auch machen'-Gefühl in mir ausgelöst haben, aber die meisten unserer Hausaufgaben im Melodic Death Metal, also das, was wir anfangs gespielt haben, kamen von The Haunted. John (Alfredsson, Drums) hat täglich ihr Livealbum "Live Rounds in Tokyo" durchgespielt, Jonas (Jarlsby, Gitarre) hat versucht, Unterricht bei ihrem Gitarristen zu bekommen, und ich wollte klingen wie Marco Aro – und später, als Peter Dolving zurückkahm, wie er. Deshalb hatte das so einen riesigen Einfluss auf Avatar.

2. Auf welche(s) deiner Texte/Riffs/Melodien/Patterns bist du am meisten stolz?

Ich bin Fan von mehreren Sachen, die wir gemacht haben. Ich mag unsere Musik sehr. Ich finde lustig, wie stolz ich auf die Lyrics von "King After King" bin. Das ganze Album ist eigentlich nur Spaß und der Versuch, mal im Power Metal-Stil zu schreiben. Ich glaube nicht an Könige und finde das im Power Metal oft abgebildete Weltbild ziemlich doof. Es ist oft so religiös, autoritär und so. Aber wenn wir von Jonas – unserem König – singen, können wir Lieder machen, die eigentlich Liebeslieder an einen meiner besten Freunde sind. In "King After King" gibt es dieses Gefühl von Hoffnung, wir zeichnen beinahe eine Art Christusfigur. Das ist einfach viel zu gut geworden, haha. Auch strukturell bin ich damit sehr zufrieden.

3. Was sollte sich in der Rock-/Metal-Community zum Besseren verändern?

Wie bei allem auf der Welt fände ich mehr Stimmen besser. Diversität in den Hintergründen. Das wird langsam besser. Jahrelang kamen alle Bands aus Nordeuropa, England, ein bisschen Deutschland und Nordamerika. Aber jetzt wird es global - lange nach den Trailblazern.

Doro war anfangs ganz allein, bis Ende der Neunziger langsam mehr weibliche Stimmen - nicht nur als Sängerinnen, sondern generell als Künstlerinnen, also Stimmen im Sinne von Ideen - dazukamen. Inzwischen denkt man weniger darüber nach, ob nun Mann oder Frau singen oder spielen. Das ist schon viel besser geworden. Prozentuell betrachtet sind Frauen immer noch total in der Minderheit, aber es geht in eine bessere Richtung. Das möchte ich nun auch aus ethnischer Perspektive sehen. Mehr Menschen mit verschiedenen Hintergründen, aus verschiedenen Teilen der Welt, mit verschiedenen sexuellen Präferenzen, einfach mehr von allem.

Die Welt geht langsam in die richtige Richtung, und es verbessert sich definitiv. Im Metal geht es manchmal etwas langsamer, aber es wird besser. Wir müssen nicht alle super-politisch sein, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass sich Künstler:innen im Metal nicht immer trauen zu sagen, was sie denken oder mal ein bisschen kontrovers zu sein - nur ein paar Arschlöcher trauen sich das. Metal muss nicht, darf aber gerne kontrovers sein. Davon brauchen wir mehr. Auch von größeren Gruppen.

4. Was zeichnete die Arbeit an "Dance Devil Dance" im Vergleich zu früheren Projekten besonders aus?

Der größte Unterschied war, dass wir bei den Aufnahmen ganz allein in einer Scheune waren. Das Vorgängeralbum haben wir in Los Angeles mitten in der Musikindustrie aufgenommen, was auch toll war, aber wenn man in einer solchen Umgebung ist ... ich weiß nicht ... "Hunter Gatherer" ist mir inzwischen ein wenig zu slick, zu nice, zu sauber. "Dance Devil Dance" ist dreckiger geworden, mehr Rock'n'Roll. Die Umgebung hatte viel damit zu tun.

5. Was sollte man abseits der Musik über dich wissen?

Abseits der Musik muss man gar nicht so viel über mich wissen, auch wenn vieles davon keine Geheimnis ist. Als Band an sich sind wir nicht wirklich politisch, trotzdem wurden einige Dinge politisch. Wir sind Veganer, wir mögen Tiere genug, um sie nicht essen zu wollen. Wir unterstützen die Regenbogen-Flagge. Und ich mag Hunde sehr.

6. Welches Buch sollte man unbedingt gelesen haben?

Die "Utvandrarna"-Tetralogie des schwedischen Schriftstellers Vilhelm Moberg. Die deutschen Titel lauten: "Die Auswanderer", "In der neuen Welt", "Die Siedler" und "Der letzte Brief nach Schweden". Das war für mich etwas ganz, ganz besonderes. Als wir in der Band nach einem Konzept für das Album gesucht haben, das letztendlich "Feathers And Flesh" geworden ist, war eine meiner ersten Idee, etwas aus diesen Büchern zu machen. Dann fiel mir aber ein, dass Björn und Benny von ABBA das schon im Musical "Kristina från Duvemåla" gemacht haben. Das ging also nicht. Die Bücher haben mich sehr berührt. Kann man schon lesen.

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