Seite 14 von 24

Paul Gilbert: Das fehlt dem Metal

Weder Ozzy Osbourne noch Zakk Wylde müssen sich von den folgenden Sätzen Paul Gilberts angesprochen fühlen. Der Mr. Big-Gitarrist hat die Metalszene analysiert und hat herausgefunden, was dem Genre seit Metallica fehlt: "Leider wurde um 1985 herum – Post-Metallica – der Blues aus dem Heavy Metal gerissen. Es gab keine Shuffles mehr, keine Dynamik." Keine Dynamik? Hui, wat ein Vorwurf. Ob der Mann schonmal Opeth gehört hat?

Man muss dazu sagen, dass Gilbert seine Aussage nicht wirklich negativ meinte, sondern einfach seine persönliche Erfahrung wiedergibt und es schade findet, dass Dinge, die sein eigenes Spiel maßgeblich beeinflussten nicht mehr Standard sind. "Ich bin hier ein harter Kritiker – ich bin sicher, es gibt Ausnahmen, von denen ich nichts weiß. Aber in der Hard Rock-Musik, mit der ich aufgewachsen bin, gab es noch so etwas wie Shuffle und Blues-Elemente – etwa bei Led Zeppelin, Van Halen und sowieso Jimi Hendrix. Wenn ich mir Post-Metallica-Sachen anhöre, ist das für mich nicht mehr wirklich Teil des Stils. Die Gitarristen, die erst danach spielen lernten und sich auf diese Bands konzentrierten, haben nie gelernt, mit all den kontrastierenden Ausdrucksmöglichkeiten zu spielen. Das ist schon ein großes Ding."

Ein bisschen hat er damit sogar recht. Wenn man sich die neuen Strömungen des Metal-Genres anhört, die nach oder im Zuge der Thrash Metal-Welle entstanden, tendiert vieles tatsächlich dazu, weniger 'Good-Feeling' zu haben, was Gilbert mit seiner Aussage wohl indirekt meint. Zwar haben Meshuggah und Co. definitiv Dynamik, aber es ist eine sterilere Dynamik als etwa bei Black Sabbath. Was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass gerade neuere Musikstile stärker studioorientiert ausfallen als früher, wo das Livezusammenspiel wichtiger war.

Und sowieso ist es ganz natürlich, dass gewisse Einflüsse irgendwann verschwinden und durch andere ersetzt werden. Dass kann man schade finden, doch genau dadurch entstehen neue Sparten, die wiederum vielleicht künftig mit anderen Sparten Einfluss auf eine völlig neuen Spielart haben. Dann wird jemand bemängeln, die rohe Aggressivität eines "Kill 'Em All" wäre nicht länger vorhanden oder die Vertracktheit der Polyrhythmik Meshuggahs.

P.S.: Wer moderne Blues-integrierende Bands finden möchte, braucht nur mal nach den Kommentaren zur Gilbert-Aussage zu googlen. Dort wimmelt es nur so von empörten Metal-Fans, die mit Pantera, Lamb Of God, Alter Bridge und Mastodon um sich werfen.

Seite 14 von 24

Weiterlesen

Noch keine Kommentare