5 Fragen an Fever 333
Drummer Aric Improta schaffte es mit Night Verses gerade in unsere Liste der besten Newcomer des Jahres. Mal sehen, ob er bei der nächstjährigen Ausgabe mit einer anderen Band gleich nochmal dort auftauchen wird. Denn Fever 333 veröffentlichen am Freitag, 18. Januar ihr Debütalbum "Strength In Numb333rs". Für ihre Tour im Vorprogramm von Bring Me The Horizon heimste das Trio vergangenen Herbst allerlei Lorbeeren ein. Auch, weil Frontmann Jason Aalon Butler live schreit und mosht, als habe er genügend Aggression für zwei Bands in sich. Die Verkaufszahlen werden zeigen, wie viele enttäuschte Screamo-Fans Fever 333 auf diese Weise den Frühstücksfernsehern BMTH abluchsen konnten.
Auf Tour schnappten wir uns Improta, Butler und ihren Gitarrenkollegen Stevis Harrison für ein paar Fragen:
1. Welches Album hatte den größten Einfluss auf euch als Musiker?
Jason: Mein Papa hat 1977 ein Album namens "Cream City" veröffentlicht. Das war mein erster Bezugspunkt für Musik, also wahrscheinlich das.
Aric: "De-Loused In The Comatorium" von The Mars Volta. Einerseits weil es mein liebstes Drumming enthält und das einzige Album ist, das ich von Anfang bis Ende gelernt habe. Andererseits weil es eine der ersten Platten war, die ich bei den ersten zehn Durchläufen nicht verstanden habe. Irgendwann habe ich es dann langsam entschlüsselt. Es ist, glaube ich, sehr wichtig, als Musikhörer diese Erfahrung mal zu machen.
Stevis: Wahrscheinlich "Mellon Collie And The Infinite Sadness". Zwei Scheiben, so viele verschiedene Sounds, einfach perfekt. Es berührt so viele verschiedene Genres, geschmackvoll und ungezwungen.
2. Euch geht es darum, politische Statements zu vermitteln. Gab es einen Schlüsselmoment, in dem ihr erkannt habt, wie wichtig politische Äußerung für euch ist?
Jason: Auf die aktuelle Situation bezogen: Die momentane Regierung wendet eine so spaltende Strategie an, um an der Macht zu bleiben. Es ist wirklich der schlimmste Weg und nahm so viel Spannung, Reibung und problematisches Bürgerverhalten in Kauf. Aber generell: Wie und wo ich aufgewachsen bin, prägte mich. Ich bekam mit, wie unterschiedlich Demographie bei mir und 5 Kilometer entfernt aussah, wie unterschiedlich Menschen behandelt wurden und warum. Ich wollte wissen, warum ich geringer eingeschätzt wurde als andere, und warum ich weniger Möglichkeiten und weniger Ressourcen hatte. Waren wir selbst schuld oder war das konstruiert? Faktisch und statistisch war es tatsächlich konstruiert. Das war für mich der Beginn.
Aric: Wirklich ausschlaggebend für mich war die momentane Regierung - kombiniert damit, wo wir als Gesellschaft mit hochentwickelter Technologie stehen. Und zwar deshalb, weil ich stärker denn je sehe, wie sehr es Menschen beeinflusst. Zu einem gewissen Grad ist die momentane Regierung dabei sogar völlig irrelevant. Nur seitdem das passiert ist, sieht man auf drastische Weise, wie es Menschen verändert. Für mich geht das über Politik hinaus - es geht darum, wie du die Menschen um dich herum behandelst.
Stevis: Als meine alte Band 2013 auseinanderbrach, hatte ich nicht wirklich eine politische Meinung. Ich war irgendwie verloren, hatte seit der Highschool dauernd getourt und lebte gewissermaßen in einer falschen Realität. Ich dachte, alles andere tangiert mich nicht. Ich war jung, war immer unterwegs, dachte einfach über bestimmte Dinge nicht nach. Aber seit 2013 bin ich gewachsen und habe zunehmend gelernt, was es bedeutet, ein Schwarzer in Amerika, ein Schwarzer in der Welt zu sein - und welche politischen Ansichten zu meinem Pfad passen. Das öffnete mit die Augen. Der Stillstand nach all dem Touren und Reisen war gewissermaßen mein Weckruf. Und dann kam natürlich dieser Wandel in Amerika. Das war ein weiterer Weckruf. Ich realisierte plötzlich, wie viel mich nur wegen meines Aussehens betrifft.
3. Welche Person abseits der Musikwelt bewundert ihr?
Jason: Ta-Nehisi Coates. Er schreibt für die Zeitschrift The Atlantic. Von ihm stammt "The Beautiful Struggle" und "Between The World And Me". Ich finde unglaublich, wie er bestimmte Dinge ausdrückt. Manchen erscheint es wohl miesmacherisch. Ich denke, es ist die Wahrheit. Wahrheit ist unser stärkstes Instrument bei jedem Wandel und Fortschritt, den wir erreichen wollen. James Baldwin möchte ich auch noch nennen.
Stevis: Maya Angelou.
Jason: Basquiat.
Aric: Er kommt zwar aus der Musikwelt, aber ich nenne ihn wegen seiner Sicht auf Kunst: Brian Eno. Seine Perspektive auf den kreativen Prozess, wie man zu neuen Schlüssen kommt, und welche Fragen man stellen sollte, hat mich in den letzten paar Jahren sehr beeinflusst. Das geht weit über klangliche Räume hinaus und kann auf so vieles angewendet werden.
4. Was sollte sich in der Rock/Metal-Community zum Besseren wenden?
Jason: Die Angst. Die Angst, weiterzudrängen, ehrlich zu sein und davor, wenig vertraute Dinge in diesem heteronormativen Jungsclub zuzulassen. Dieser Shit ist durchgespielt und überholt. Wir brauchen größeren Respekt vor anderen Kulturen und vor Frauen. Wir müssen verstehen, dass wir den Frauen der Szene einen Safe Space schulden und diesen unbedingt bereitstellen müssen. Künstlerisch müssen wir die Sterilisation stoppen. Rockmusik wurde aus Rebellion, aus umstürzlerischer Aktivität geboren! Verfolgst du die Wurzeln zurück, landest du bei Chain Gang-Musik. Daraus wurde Blues, Blues entwickelte sich zu Rock, Rock zu Punk, Punk zu JETZT und Alternative! Wir müssen verstehen, dass der Ursprung - die Etymologie, haha - dieses Dings, das wir Rock nennen, gefährlich im Sinne von Herausforderung ist. Ich meine damit nicht 'körperlich gefährlich', sondern 'konfrontierend'. So konnten wir diesen Bereich der Musik so lange am Leben halten! Momentan siehst du Hip Hop künstlerische Risiken eingehen und gefährliche Moves machen - und zwar sogar in der körperlichen Manifestation der Kunst! Das ist notwendig! Aktuellem Rock und Metal fehlt das ein wenig.
5. Was sollten unsere Leser über euch wissen?
Jason: Community, Charity, Change - die drei Cs.
Noch keine Kommentare