Sparks Flying
Tut mir leid, ich muss es einfach erst mal loswerden:
Zwar habe ich in meinem Leben wohl weniger Konzerte erlebt als so mancher Maiden-Die Hard-Fan. Aber über die letzten Jahre ist doch einiges zusammengekommen. Allzu schlechte Erfahrung blieben dabei aus, obwohl sie sich natürlich nicht vermeiden ließen. Da war zum einen das spring- und begeisterungsresistente Publikum bei In Extremo zu "Kunstraub"-Zeiten: Die Band konnte noch so gut spielen – der Abend war gelaufen.
Fest gesetzt in den Flop 3 ist nach wie vor meine erste Begegnung mit Ghost als Support von In Flames. Deplatziert hin oder her – die statische Performance auf der für sie damals viel zu großen Bühne war nix. Dafür spielten sie sich auf "Meliora"-Tour direkt in die Top 10. So kanns gehen. Ach ja, absoluter Tiefpunkt: Kid Simius, der einen auf Jimi Hendrix macht (Zungenschlabbern), vorher aber lieber noch ein paar Gitarrenstunden hätte einlegen sollen.
Mein gestriges Erlebnis kam da übrigens nahe ran. Die Sparks beehrten Berlin zum einzigen Deutschland-Konzert. Als Support stellt man sich für sage und schreibe 20 Minuten einen Kerl auf die Bühne, dem Songanfang und -ende offenbar unbekannt sind, und der deswegen planlos die Play- und Stop-Tasten seines Plattenspielers bedient. Beat an, Beat aus, hahaha. Ist zwar ästhetischer als ein Laptop, kommt aber aufs selbe raus. Aus den Boxen scheppert dann eine Vorlage für einen Stil, der sich grob als Beat-Sinatra beschreiben lässt und vielleicht in der Weihnachtszeit im Einkaufszentrum halbwegs richtig wäre. Hauptsache, die Leuchtreklame mit seinem Namen – (Mister) Goodnite – blendet.
Obwohl der Typ, wie gesagt, nichts außer Mikro, Player und Leuchtschild auf der Bühne hat und das komplette Sparks-Setup bereits steht, schließt sich eine 'Umbaupause' an, die doppelt so viel Zeit in Anspruch nimmt wie die Eingangsperformance. Als dann die Maels endlich auf die Bühne treten, ist man zunächst ganz entzückt von der Extravaganz des Pulli-Partnerlooks und dem Dasitzen Rons. Nach etwa einem halben Song ist der Zaubern aber verflogen. Wenn man sich das als Markenzeichen schönreden möchte, bitte – in meinen Augen einfach nur lahm. Alter ist dabei auch keine Entschuldigung mehr. Dazu kommt: Wenn man schon eine fünfköpfige Band hinter sich auf der Bühne platziert, dann darf diese ruhig auch ein bisschen Licht abbekommen. Insbesondere dann, wenn sie performancetechnisch deutlich mehr anbieten, als die Main Guys und Russell Maels Bühnenpräsenz wohl auch schon bessere Tage gesehen hat. Statt es nur auf T-Shirts und Albencover zu drucken, sollten Sparks nächstes Mal vielleicht ein echtes Nilpferd mitbringen – für mehr Schauwert.
Die Moral von der Geschicht': Bleibt lieber bei Metalkonzerten. Sofern diese nicht dieselben Macken haben. Erstens: Einer Band, wenn sie denn schon auf der Bühne steht und arbeitet, gebührt Aufmerksamkeit. Zweitens: Etwas mehr Bewegung als ab und zu den Kopf zu drehen oder seine Hände zu heben, gehört schon dazu. Selbst Keith Richards bietet mehr. Drittens: Wenn man einer Vorgruppe nur 20 Minuten Spielzeit einräumt, kann man sie sich auch gleich sparen – völlig unabhängig davon wie gut oder schlecht sie ist. Erst recht, wenn man sich danach noch 40 Minuten bitten lässt.
Tut euch einen Gefallen und hört "Hippopotamus" zuhause.
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