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Township Bubblegum

Was ist das? Wenn die Briten aber dachten, sie hatten politisch um 1990 eine stressige Zeit, dann sollen die mal gucken, was derzeit in Südafrika passiert ist: Ein paar Jahre vor dem offiziellen Ende der Apartheid kristallisierte sich dort das Township Bubblegum-Genre heraus. Das hat in turbulenten Jahren einen lebensfrohen Backdrop gegeben, indem es traditionellere ländliche Genres wie Mbaqanga (den Paul Simon als sehr inspirierend bezeichnet hat), Marabi oder Kwela mit den aufkommenden städtischen Jugendsounds wie dem Synth-Pop, Disco oder Boogie kombiniert. Heraus kommt ein Genre, das sich gleichzeitig wohlvertraut, aber doch irgendwie eigenwillig anfühlt. Die Instrumentierung kommt vor allem mit Casio-Keyboards und Synthesizern zustande, populäre Sänger waren Yvone Chaka Chaka, Chicco Tswala oder Branda Fassie - die aber nicht nur optimistische Tunes sangen, sondern auch ein paar wichtige politische Statements in ihre Musik verwoben.

Wie war das Album? Die Yvonne Chaka Chaka-EP "Sangoma" gibt mir das selbe Gefühl, wie es mir die meisten Oldies tun - ich kann mir vage vorstellen, dass es an Ort und Zeit alles Hits waren, aber einhundert Prozent zu mir durchdringen will es nicht. Trotzdem ist es verdammt interessant, sich die Produktionsweise der elektronischen Musik hier anzusehen, die teilweise aus ungewöhlichen Keyboard-Tönen sehr effektive und melodisch vielseitige Musik bastelt. Was mich richtig überzeugt hat war das etwas später erschienene "Professor 3" von Professor Rhythm, das die selben Elemente in eine noch tanzbarere Richtung dreht. Hier ist auf Songs wie dem Titeltrack oder "Via Zimbabwe" einfach durch die Bank fantastische und eingängige Beatarbeit zu finden, die in jedem Kontext als erstklassiger Synthpop gelten wird. Hier war man modernem Dance einen ganzen Schritt voraus.

Genre-Rating: Es ist interessant, wie mehr noch als jedes politische Phänomen die Urbanisierung dieses Genre geprägt hat. Es ist rhythmischer, smoother Dance-Pop mit teils fantastischen Vocals, den man ganz ohne exotisierendes Auge erkunden sollte. Denn im Prinzip ist diese Musik wirklich gar nicht weit weg vom amerikanischen Mainstream der selben Zeit und grenzt sich nur durch die etwas traditionelleren Vocal-Stile und Rhythmen als eigenes Genre ab.

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