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LEA, Capital Bra, Beatzarre & Djorkaeff - "7 Stunden"

Beenden wir die Liste bei der Keimzelle des Bösen, mit der wir angefangen haben: LEA, Capital Bra, Beatzarre & Djorkaeff. Einfach nur um fair zu sein: Dieser Song hier, "7 Stunden", ich hasse ihn nicht. Ich würde tatsächlich sogar sagen, dass es vermutlich die Performance von LEA ist, die mir bisher am meisten gegeben hat. Ich finde, die Mischung aus verletzt und verliebt, ein bisschen needy, aber auch ein bisschen euphorisch passt ziemlich gut zu ihrer Stimmfarbe, die Produktion nimmt zum Refrain etwas Bounce auf (der auch den anderen Songs hier sehr gut getan hätte), außerdem finde ich die Idee hammerwitzig, die das Video vermitteln will. LEA hockt da sad in ihrem Auto und schaut sich ein Video von Capital Bra an, der vor seinen goldenen Schallplatten herumhampelt. Wahrlich, eine Szene.

Ich glaube, ich will diesen Song als Beispiel auswählen, weil ich mich frage, warum so wenige von ihnen es schaffen, Beziehungen auch nur ansatzweise als etwas Wünschenswertes darzustellen. Würde man alle Informationen zu Liebe nur aus dem aktuellen Deutschpop-Klima ableiten, dann müsste man Asexualität für die einzig erstrebenswerte Möglichkeit halten. Nicht nur, dass all diese Songs gleich klingen, das gleiche Tempo halten und meistens auch von den gleichen Leuten stammen. Sie sind einfach nur miserable Downer. Die Texte sind sehr konkret darin, darüber zu brüten, wie hammerviel Arbeit Liebe ist, und wie schwer es fällt, zu kommunizieren. Aber dafür sind sie dann wieder so generisch und wischiwaschi, dass die Frage offen bleibt, warum man sich diese Mühe eigentlich macht. Ich habe jetzt mehrere Tage damit verbracht, mich quer durch all diese Deutschpop-Songs zu wühlen. Und ich verstehe nicht, wie populäre Musik so wenig Lebensfreude ausstrahlen kann. Alles ist gloom und doom.

Meine ehrliche Frage: Ist es das, worauf ihr im Alltag Bock habt? Wacht ihr morgens auf und wollt müdes Geplärre über toxische Beziehungen hören? Ist die Welt denn noch nicht schlecht genug? Es ist ja das eine, wenn ab und zu eine Ballade diesen Weg geht. Aber das sind ja nicht einzelne Balladen, das sind die Pop-Songs, die Deutschland die ganze Zeit über hört. Die Charts quellen über davon, und es gibt wirklich kaum eine Musik, die zu hören sich so sehr wie Arbeit anfühlt.

Die gleichsten Lyrics:

"Du bist am Telefon und regst dich auf
Du schreist mich an: 'Bitte, Baby, leg nicht auf!'
Denn ich weiß doch, wie du bist, ich kenne deine Launen
Wie du mich anschaust, wenn ich Scheiße baue
"

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2 Kommentare

  • Vor 2 Jahren

    Die Massen sind dumm, die deutsche Seele schwer, Ergebnis: Doof-Depri-Deutschpopsülze.Ist das nun schlimmer als die unerträgliche Leichtigkeit von MenschenLebenTanzenWelt oder tatsächlich noch schlimmer? War sehr unterhaltsam zu lesen, habe allerdings die implizite Warnung vor dem Ohrwurm beherzigt und dabei lieber die neue Kevin Morby und Superchunk gehört ;-) Dem Autoren mein Beileid - das mit den Youtube-Empfehlungen wird schon wieder!

  • Vor 2 Jahren

    Ich kannte tatsächlich keinen der Songs und keinen der Interpreten, habe mir trotzdem alles angehört und durchgelesen und jetzt ist mir so kotzübel.