Placebo ranken eigene Platten
Rankings von Alben und Songs sind ja eine Spezialität von uns Musikjournalisten (siehe Die Ärzte, David Bowie, Rammstein, Depeche Mode, Metallica). Wen man in diesem Metier eher selten antrifft, sind Musiker. Meistgesagter Interviewsatz: "Ich liebe alle meine Platten, sie sind alle meine Kinder.". Nicht so Brian Molko von Placebo, der in dieser Hinsicht eine überraschende Frische mitbringt und im Zuge der Veröffentlichung von "A Place For Us To Dream" für Noisey alle acht Placebo-Alben rankte. Sein erster Platz hätte auf laut.de nicht kontroverser diskutiert werden können. Und sein zweiter schon gar nicht. Und sein sechster ...
Brian Molkos liebste Placebo-Platten:
1: MTV Unplugged (2015)
2: Loud Like Love (2013)
3: Meds (2006)
4: Sleeping With Ghosts (2003)
5: Battle For The Sun (2009)
6: Without You I'm Nothing (1998)
7: Placebo (1996)
8: Black Market Music (2000)
Zum letzten Platz für "Black Market Music" äußerte sich Molko so: "Diese Platte leidet am meisten unter einem flachen Sound. Es ist eine sehr düstere Platte und lässt somit kaum Euphorie aufkommen, wonach ich in der Musik aber immer suche." Oder wie es Florian Schade von laut.de damals formulierte: "'Black Market Music' ist Placebos bisher größter Wurf."
4 Kommentare mit 43 Antworten
Brian Molko hat keine Ahnung von Placebo.
!
"Without you I'm nothing" bleibt Nummer 1! Bin aber gespannt ob mal ein neues Studioalbum kommt und höre mir mal die EP (?) "Life's what you make it" an, die sie fast schon heimlich zusammen mit dem Best Of veröffentlicht haben. "Jesus Son" fand ich schon mal sehr cool!
Ich glaube, solche Fragerunden sind sinnlos, da die meisten Acts ihr letztes Album sowieso als ihr bestes sehen.
Sehe ich ähnlich, abgesehen evtl. von denen paar, die seit 10-15 Jahren schon nicht mehr an vorherige kommerzielle Erfolge anknüpfen konnten, dieser Phase hinterher trauern und in solchen Momenten so ehrlich sind, ihr letztes/einziges richtig erfolgreiches Album zu nennen...
Hab neulich eins mit J Masics gelesen, der die Dinosaur Jr Platten gerankt hat, das fand ich ziemlich interessant. Da haben sich die jüngeren Alben tendentiell eher in der unteren Hälfte wiedergefunden, und den Klassiker/Fanliebling 'Bug' hat er einfach mal auf den letzten Platz gesetzt. Das ganze lebt natürlich auch von dem, was der Künstler zum Ranking zu sagen hat. In der Regel habt ihr wahrscheinlich Recht.
Mascis' Ranking war auch deutlich differenzierter und auch aktuellere Alben waren im unteren Bereich zu finden. Platz 1 war glaub ich "You're Living All Over Me"? Kann ich gut mit leben. Allein für "Little Fury Things" und "The Lung" kann man das in Erwägung ziehen.
In zwei Wochen seh ich sie endlich. ♥ Glaubt ihr, J signiert meine Jazzmaster?
jünger = aktuell, sollte klar sein.
Ich würde ihn auf jeden Fall in ein langes, einseitig kumpelhaftes Gespräch verwickeln, deine Lieblingsriffs vorspielen lassen während du die Greifhand filmst, und dein Avatar auf ein Erinnerungsfoto ändern.
Hatte mich verlesen, Brudi. Alles easy.
Und *megalachlöäülzsmiley* @Sanchoreferenz.
Wenn man sich ihr aktuelles Album anhört, könnte man den Eindruck haben, die verwursteln ein und dieselben Riffs seit gut fast 20 Jahren.
^unfortunately this^
Wenn man sich ihr aktuelles Album anhört, kann das kein Indikator dafür sein, was sie *seit* 20 Jahren tun. Farm und I Bet On Sky, zum Beispiel, sind voll von Gegenbeispielen.
Farm wollte ich ohnehin mal hören.
Die Beziehung zwischen Placebo und mir war meinerseits eh immer von Wankelmut, um nicht zu sagen Wendehalsigkeit, geprägt.
Über das Debüt sprach hier zur VÖ noch kaum eine Sau, und als "Without You I'm Nothing" dann dank "Eiskalte Engel"-Rückenwind mächtig durch die Decke schoss, so sehr, dass sich auch das letzte Stylepüppi aus der Oberstufe zum Schluss noch als immerdagewesene Indiequeen gerierte (vgl. aktuell den Harley Quinn-Effekt nach Suicide Squad), da war in meinem Umfeld gerade viel zu viel Koks verfügbar, als dass ich dafür die nötige Empathie hätte aufbringen können.
Das zündete bei mir erst Jahre später, als Black Market Music schon da war und es mir mal wieder richtig beschissen ging.
Auch danach war die Einstellung zu Placebo eigentlich auch immer eine Frage der aktuell vorherrschenden Stimmung. Diese Ambivalenz kenn ich sonst nur bei The Smiths oder dredg, wo es Tage gibt, an denen ich das als furchtbar kitschig empfinde und mich frage, wie sowas überhaupt an mich gehen konnte - und Tage, an denen ich alles von "Placebo" bis "Meds" wie einen schützenden und wärmenden Mantel um mich werfen kann.
Das Debut verpasst, Album II und III sehr gefeiert damals, ein paar mal Live gesehen (fand ich immer sehr gut!), dann mit "Sleeping with Goths" schon Interesse verloren, den Rest dann gar nicht mehr mitbekommen. Mir war der Sound dann irgendwie immer zu gleich - und die Grundstimmung sicher auch anders. Ewig nicht gehört, muss ich mal wieder reinschmeißen.
Sleeping With Ghosts und Meds solltest du auf jeden Fall nochmal nachholen. Zündet vielleicht besser, wenn man erstmal etwas Abstand hatte.
Gerade Meds dürfte nach dem Debüt das kratzbürstigste Album der Karriere sein. Gefällt mir auch am Besten.
Allein der Opener auf "Meds" mit Alison Mosshart... Holt dich ab und lässt dich dann ohne Gurt aus dem gegen nen Baum gecrashten Cabrio abheben...
Na gut, dann lade ich das mal und gebe Meds eine Chance.
Was morph sagt und das mit dem Laden will ich überhört haben
Laden meint 2016 bei Apfel Musik offline verfügbar machen.
Laden meint obv illegal loadusern, wie man es von lauti halt kennt.
Beim Klicken auf die Torrents trainiert er seinen Trizeps oder so
Ist doch Konsens, dass er nicht selbst loaded, sondern seinen Kollegen bittet, ihm das einzurichten. Nuff jetzt, hm?
Die Korrelation zwischen Erscheinungsjahr und Rankingplatz beträgt -.87.
Schon beachtlich, dass die Psychos wohl auch im Bachelor/Master-System noch immer so übertrieben auf "Wie arbeite/schreibe ich wissenschaftlich?" getrimmt werden (müssen?).
ME einer der Studiengänge, die tatsächlich ne saftige Schwerpunktverschiebung als Folge einer Reform nötig gehabt hätten, welche auch noch relativ einfach umzusetzen gewesen wäre im Vergleich zu Jura oder Medizin... BOLOGNA, EURE STADT!
Erläutere bitte näher. Schließlich studiere ich nachdrücklich wissenschaftliche Psychologie und will nichts mit dubiosen Praktikern zu tun haben.
Um mich von derlei Hexendoktortum zu distanzieren, wird man mir am Ende meines Studiums folgerichtig auch den Master of Science verleihen. Sonst könnte noch jemand denken, ich sei sowas wie 'ne Krankenschwester für die Seele.
"wissenschaftliche Psychologie"
Auch nicht schlimmer als ein Masch-Bauer mit Karohemd, der gern abends 5 Pfund Reis mit Daal Tadka verdrückt, weil ihn sonst die übergewichtige Mottenkugel vor den Augen des Milchkaffee Sohnemanns erwürgt.
Dachte eigentlich, unsachlicher als ich geht es nicht mehr und dann kommt unser schwäbischer Dorftrottel vorbei.
Ich kann dich ez bei Allem toppen, du dunkeldeutscher Wirtschaftsflüchtling, das solltest du solangsam kapiert haben.
Manni frisst den Köder mal wieder ohne zu schlucken.
@mundi
Ich sollte das zukünftig andersrum machen - abends nach der Arbeit stumpf rumpöbeln und in der Mittagspause differenziert antworten. Aber ich probier es mal:
Unabhängig von Diplom und Master - Wieviele Menschen in diesem Studiengang haben am Ende ihres Studiums noch was anderes gelernt AUßER Hausarbeiten/Abschlussarbeiten anfertigen und - nur im besten/"gelungenen" Falle - wissenschaftlich zu lernen/arbeiten, manchmal nicht mal eins von beiden? Das war bei mir nur durch zusätzlichen Aufwand nötig - durch flammendes Interesse an diversen Themenbereichen meines Studienganges, die der Uni und den meisten Dozenten ziemlich egal waren. Eigentlich war ich (und die meisten anderen) mit dem Statistik- und SPSS/r-Pflichtscheiß ziemlich ausgelastet, obwohl das damals mit MedPsych noch die einzigen Fächer mit mind. 1 Leistungskontrolle pro Semester waren.
Wieviel Prozent der Abgänger gehen nach dem Abschluss in Forschung und Lehre (zu meiner Abschlusszeit Mitte letzten Jahrzehnts in Deutschland: ca. 10-12%)?
Für welche Arbeitsbereiche - die klassischen 3 oder auch Nischen wie Verkehrspsychologie - bereitet die theoretische Ausbildung an der Uni schließlich ausreichend oder gar angemessen vor?
Und mit der PT-Weiterbildung fange ich hier gar gar nicht wirklich erst an. Im Prinzip habe ich im Endeffekt über 10 Ausbildungsjahre hinweg 4x denselben Stoff behandeln müssen, je 2x 5 Jahre. Andere speien Blut, ich spucke Wirksamkeitsanalysen und dynamische Klassifizierungsmodelle. Und bleibe dennoch stets des Facharzts Schoßhund, bei in vielen Fällen doppelt so fundierter Ausbildung im Fachbereich PT.
Methoden sind wichtig, yop. Aber dieser gnadenlose Drill auf dieses eine "Ausschlussfach", ganz so als gäbe es keine Jobperspektiven abseits der akademischen Lehre und Forschung, schien mir bereits zu meiner Zeit nicht gerade die beste Werbung für den späteren Verbleib in Forschung und Lehre zu sein. Will nicht wissen, wie viele hingeschmissen haben, nicht (allein) weil sie aus Sicht der klassischen akad. Psychologie durch schlechte bis mäßige Stat-Leistungen ungeeignet für ALLE späteren Tätigkeiten in dem Feld sein sollen, sondern weil diese unnötig übertriebene Fixierung sie einfach demotiviert hat.
tl; dr:
Dieser Studiengang war im letzten Jahrzehnt in Deutschland nahezu ausschließlich auf die Ausbildung neuer Psychologiedozenten an Unis ausgelegt, zumindest was die Struktur des Studiums und Gewichtung der Inhalte sowie der zu erbringenden Leistungen angeht. Und das hat sich -laut den wenigen Kontakten, die ich noch zu Bac/Master-Studenten habe - wohl auch nach Bologna nicht groß verändert, durch höhere Dichte an Leistungskontrollen in allen Fächern wohl eher verschärft.
Die letzte Regressionsanalyse hab ich vor 9 Jahren berechnet - in der Diplomprüfung für Evaluation und Forschungsmethodik. Das Wissen um bspw. Testkonstruktion brauche ich (schematisch) an zwei Tagen im Jahr, wenn die Klinik das Budget für (zusätzliche) diagnostische Instrumente raus hauen will
Lese heraus, dass du meinen vorherigen Beitrag als Sarkasmus/Zynismus verstanden hast und gehe daher nicht weiter darauf ein.
Zum Thema: da gebe ich dir natürlich vollkommen recht. Hier hat man das eben so "gelöst", dass man noch stärker in die naturwissenschaftliche Richtung geht. Das wird auch jedem im 1sten Semester pausenlos eingeprügelt - und trotzdem bleiben viele dabei und geben dann später aus genau den von dir aufgeführten Gründen auf.
Der große Unterschied zu Deutschland - und gleichzeitig auch die einzige Legitimation in dem ganzen Zirkus - ist, dass es in Österreich eine gesetzlich vollwertige Ausbildung zum Psychotherapeuten gibt; was dann auch dem Großteil der Studienanfänger geraten wird. Weshalb das so wenige wahrzunehmen scheinen oder wie wertvoll diese Ausbilding tatsächlich ist, kann ich leider nicht beurteilen. Offiziell studiert man jedoch nicht Psychologie, um dann Therapeut zu werden.
Inoffiziell wird vielerorts imnerhalb der Arbeitswelt natürlich trotzdem kaum zwischen Gesundheitspsychologen, Klinischen Psychologen und Therapeuten unterschieden und die auf dem Papier (siehe österreichisches Psychologengesetz 2013) exklusiven Kompetenzen, etc. wurden noch lange nicht ausreichend durchgesetzt.
Was die Anwendungsfelder allgemein betrifft, muss man sich in den betreffenden Master retten. Aber auch dort kommt die Praxis (6 Wochen Praktikum und vielleicht ein paar Seminare oder Übungen) deutlich zu kurz, keine Frage.
Ich selbst werde zwar vielleicht tatsächlich in die Forschung gehen, ABER würde mir dennoch viel mehr Praxis oder zumindest Praxisnahe/-bezogenes wünschen.
PS: bin auch gerade abgelenkt, da in Vorlesung. Falls Unklarheiten bestehen, einfach nachfragen.
Jo, das Therapieding wiederum ist in Deutschland wohl nach wie vor der Hauptgrund (immer noch knapp 60% der Absolventen? Evtl kennt Dogma akuellere Zahlen ihr galt übrigens auch der Seitensatz / die "stumpfe Pöbelei" in meinem ersten Beitrag hier ) Psychologie zu studieren...
Es gibt hier nur zwei direkte Fahrkarten in die gesetzlich geregelte Weiter(!)bildung zum Psychotherapeuten (o.a. zu Kinder- und Jugendtherapie): Erstes Staatsexamen in Medizin oder Diplom (inzwischen M.Sc. mit entsprechendem Vertiefungsnachweis KlinPsych) in Psychologie (braucht erfahrungsgemäß beides ca. 8-10 Semester Studium). Alles andere - wie du in nem Hexendoktornebensatz angesprochen hast - gilt als "heilpraktischer Murx", und der ist als deutscher Patient weitgehend "grundsätzlich" privat zu bezahlen.
Nach dem Studium kann die 3 bzw. 5jährige (Teilzeit) med./psych. Weiterbildung zum Psychotherapeuten (Kosten ab 15.000€ sind selbstverständlich selbst zu tragen) begonnen werden. Hiernach winkt "dafür" auch im jeden Fall die Approbation (kassenärztliche Zulassung) in Deutschland - und damit das Recht auf Niederlassung in Form einer eigenen Praxis, Titel und erstattete Leistungen gesetzlich geschützt. Ab da hängst du dann im berühmten (hust, hust) deutschen Gesundheitssystem und kannst deine Therapieleistungen direkt über die gesetzlichen und privaten Krankenkassen deiner Patienten abrechnen (ähm... sobald du einen Kassensitz zugesprochen bekommst, versteht sich ).
Und diese (bzw. eine ähnliche) Ausbildung kann man bei euch einfach so ohne Studium abreißen? Und winken danach dann ähnliche Privilegien wie in D? Kann mir halt nicht vorstellen, dass man danach wirklich mehr ist als ein "Gesundheitspfleger" für die Seele und auch nicht, dass man damit eine Zulassung für Länder bekommt, in denen das ähnlich geregelt ist wie bei uns Überkorrekten...
Zulassung woanders wird man wohl kaum kriegen, ja. Habe mich dahingehend aber ehrlich gesagt auch 0 informiert. Ich weiß nur, dass Psychotherapie außerhalb des klinischen Masters bei uns kaum vorkommt und eben mehrfach betont wurde, dass wer PT werden wolle, sich 2x überlegen sollte, ob er Psychologie studiert. Vielleicht ist das auch wieder sowas wie bei der Polizei, also formal ein Studium, not sure. Wurde bisher immer nur darauf verwiesen, ohne das Sysfem im Detail zu erklären.
Dafûr durfte ich fast alle (österreichischen) PT-Schulen auswändig lernen und natürlich auch, welche die Kasse bezahlt und welche nicht.
Witzig, dass ich dich mit einer Korrelation davon überzeugen konnte, dass ich doch eine echte Psycho bin.
Ich entschuldige mich schonmal für meinen Beitrag zu dieser Wall of Text.
OT: Psychologie-Studium scheint = PT oder "sich etwas anderes suchen" - 40-50% der Abgänger erscheinen mir realistisch. Etwas anderes finden dann noch manche im zumindest klinisch angehauchten Bereich. Eine Minderheit verschlägt es in die Wissenschaft. DAS Boot ist auch dank Kürzungen und überhaupt voll. Für den Staat sind Psychos, glaube ich, nur als Gutachterin und eben PT interessant. Für Unis haben sie kaum wirtschaftliche Relevanz, da eher drittmittelschwach. In der Wirtschaft brauch die fast niemand, außer eben als Gutachterin oder Therapeutin.
Psychologie soll wohl ersteinmal eine Wissenschaft sein. An vielen Unis ist es zumindest nach Abschluss sogar eine Naturwissenschaft (eigentlich würde dafür noch Mathe I bis IV dazugehören - wie viele angehende PT würden sich dann minderbemittelt fühlen?). Mit der Forderung eines praxisnäheren _allgemeinen_ Psychologiestudiums, muss mensch sich überlegen, ob das überhaupt noch an eine Universität, oder nicht doch eher an die FH gehören würde (da kann sie nach aktuellem PT-Gesetzesstand aber nicht hin) und ob der Versuch einer Naturwissenschaft Psychologie gescheitert ist/die Zeit dafür noch nicht reif ist.
Bezüglich Ersterem dürfte die Breite der vermittelten Theorien mMn nicht eingeschränkt werden, wenn mensch noch von einem allgemeinen universitären Psychologiestudium sprechen will. Alternativen gibt es in alle Richtungen, dank spezialisierter Master (und Bachelor) inkl. der Idee eines spezialisierten klinischen Masters mit PT-Anteilen. Novelierung des PT-Gesetzes folgt sicher in 15 Jahren.
Statistikausbildung zurückfahren, Seminare und Ausarbeitungen zurückfahren = Kompetenz zum wiss. Arbeiten und Denken(!) über Bord werfen und Universitätsstudium ad absurdum führen. (Wie die Statistik gelehrt wird, steht auf einem anderen Blatt.)
Wölltest du Psychos in die mit und die ohne Methoden-Know-How / Fähigkeit zum wiss. Arbeiten einteilen? Ich wöllte das nicht, da darin auch viel Reflexionspotenzial liegt (auch eine Ebene höher - wie mensch z.B. als Community zu psychoanalytischen "Theorien" steht).
PT-Verfahren müssen wiss. Wirksamkeits-Nachweis erbringen und werden extensiv beforscht. Als PT bist du wohl angehalten und sogar verpflichtet, dich weiterzubilden. Zumindest in größeren Einrichtungen sollte es imperativ sein, das eigene Tun regelmäßig zu evaluieren. Wie willst du da ohne fundiertes stat. Wissen arbeiten? (Das ist meine überzogene Sicht der Dinge, aber ist sie völlig verkehrt? Würde mich ernsthaft interessieren, wie du das siehst.)
Psychologie als Naturwissenschaft, also als Annäherung an eine objektive Realität, krankt in der wiss. Praxis an allen Ecken und Enden. Gerade auch aufgrund eines Cirklejerks mangelhafter Methodenausbildung/(Publikations-)Praxis. Dazu kommt das Fehlen eines guten Zugangs zum Forschungsgegenstand. Einen echten naturwiss. Zugang bieten nur die Neurowissenschaften, die damit drohen die "Naturwissenschaft" Psychologie zu schlucken. Was dann noch übrigbleibt? Keine Ahnung.
Psychostammtisch bei laut.de. Den Tag hab ich wohl gleichermaßen häufig erträumt wie befürchtet.
"Für den Staat sind Psychos, glaube ich, nur als Gutachterin und eben PT interessant"
Joa, deswegen hab ich z.B. auch immer mal wieder im MPU-Geschäft gefischt. Gerade auch für eher machtfixierte Psychologen lange Zeit interessant gewesen. Meist nur eine Stelle pro Bezirk/Kreis/Stadtverwaltung (keine Supervision), Jahre lang gabs kein Recht der begutachteten Personen auf Protokoll o.ä. (Möglichkeit der Begutachtung rein nach Bauchgefühl der gutachtenden und Nase der begutachteten Person), florierende Randindustrie durch Kooperation mit Fahrschulen für Sonderschulungen und MPU-Vorbereitungskurse...
Ist halt aus meiner Sicht auch immer eine persönliche Frage von "How low can you go?". Und da ich quasi als Bildungsaufsteiger von "ganz unten" (Hauptschuhlä!), sind mir diverse Abgründe des dortigen Klientels von Haus aus nicht so ganz unbekannt.
"Als PT bist du wohl angehalten und sogar verpflichtet, dich weiterzubilden."
Ich könnte jetzt weit ausholen zu schwankender Qualität dieser Fortbildungsmaßnahmen, entsprechend Sinnhaftigkeit des Jahrespunktesystems zum Weitererhalt der Approbation, dem Klüngel im Garten hinterm Schlosspark beim Sektchen nach dem Theorieblock etc.,
...aber das würde ich gerne in den kommenden 2-3 Jahren in einem meiner nächsten Romane mit verwursten, also halte ich mich jetzt da mal lieber bedeckt
"Statistikausbildung zurückfahren, Seminare und Ausarbeitungen zurückfahren = Kompetenz zum wiss. Arbeiten und Denken(!) über Bord werfen und Universitätsstudium ad absurdum führen..."
ME aber nur innerhalb der Logik eines closed shop-Systems der akademischen Grundlagenforschung und damit dem von mir angesprochenen Grundprinzip der Dozentenselbsterhaltung, da die Übergewichtung von Methoden einen wichtigen Aspekt wissenschaftl. Arbeitens und Denkens bewusst ausblendet. Den verdammten TRANSFER.
Die Frage nach dem Nutzen, der Anwendbarkeit und der Weitervermittlung von erbrachten Erkenntnissen aus methodisch gesicherter Grundlagenforschung, abseits der Weiterfinanzierung von einem Elfenbeinturm voller Eierköpfe (um es mal überspitzt auszudrücken), wird doch allein durch die Struktur des Studiums und Gewichtung der zu erbringenden Leistungen quasi mit einem verlegenen Pfeifen und betretenen in die andere Ecke Starren beantwortet.
Dass in dem Feld akad. Forschung und Lehre in Deutschland gerade eh kein Blumentopf in wirklich kaum einem Fachbereich geholt werden kann und die Vertragsbedingungen mies (wie überall im Bildungswesen, vgl. Situation angestellter Lehrer an staatl. Schulen aller Formen) sind - wieder neues Papier - sollte doch aber zu einem Umdenken in universitärer Ausbildung führen, wenn schon nicht zu einem politischen Handeln in Form von mehr Mitteln für Bildung etc.
Wenn eh nur 10% in Lehre und Forschung gehalten werden können, und das auch nur unter beschissensten Anstellungsverhältnissen, warum dann nicht die übrigen 90% wenigstens gezielt auf sämtliche Jobperspektiven und Nischen in freier Wirtschaft und Staatswesen (halt alles abseits PT) vorbereiten?
"Zumindest in größeren Einrichtungen sollte es imperativ sein, das eigene Tun regelmäßig zu evaluieren. Wie willst du da ohne fundiertes stat. Wissen arbeiten?"
Bevor ich Psychologe wurde, war ich lange Zeit ein äußerst erfolgreicher Pseudologe, tätig in unterschiedlichsten Branchen, Institutionen, Betrieben, staatlich oder privat getragen, regional bis international tätig. "Adadaption, Baby!" war mein Credo (Don't bother, Titel ist gesichert). Und meine Erkenntnis bis hierhin:
"Turns out being an adult is mostly googling stuff you don't know about and pretending you're mastering things you have no idea of on a daily basis".
Gerade auch wieder die Klinik, in der ich bis letztes Jahr wegen PT-Weiterbildung noch war. Du machst nicht nur einfach deine Arbeit und evaluierst die dann. Du dealst mit den Befindlichkeiten deiner Kollegen, Untergebenen, Vorgesetzten, den Interessen der Klinikbetreiber, deinen eigenen (moralischen) Positionen und nicht zuletzt den Eigenheiten deiner Patienten, die nicht auf ner ICD-Checkliste zu finden sind. Als hätten alle zu viel "House of God" gelesen, oder alternativ "Scrubs" geguckt.
Ich finde den akademischen Idealismus, den ich vielen deiner Zeilen entnehme, erquicklich und auch erbaulich. Den hatte ich auch mal, vielleicht sogar noch viel extremer, weil ich zu Studienzeiten auch ein ziemlicher Träumer war... Aber die berufliche Realität vieler psychologischer Arbeitsbereiche hat mich da die letzten Jahre doch etwas abgestumpft, muss ich zugeben.
Ja, ich werde in der Hinsicht noch von viel Idealismus getragen.
"Turns out being an adult is mostly googling stuff you don't know about and pretending you're mastering things you have no idea of on a daily basis." Bringt es vielleicht auf den Punkt. Aber gerade diesen Zustand kann ich prinzipiell nicht akzeptieren. Für was gibt es denn dann überhaupt ein Studium?
Und ja, Transfer sollte das Ziel sein. Da wo es Erkenntnisse gibt, gibt es aber auch andauernde Transferschwierigkeiten (um es neutral auszudrücken). Wenn ich die Eierköpfe und die Therapeutinnen (z.B.) nun durchs Studienfach trenne, wird dem Transfer sicher nicht geholfen.
Nö, aber ein Anfang wäre doch sicher gewesen, die Eierköpfe und Therapeutinnen nach dem Bachelor sauber zu trennen und den PTlern z.B. durch ihren spezialisierten Master gleich noch ein paar Pflichtstunden (bzw. gleich den Großteil) ihrer theoretischen PT-Weiterbildung zu erlassen? Also quasi die PT-Ausbildung bereits im Rahmen des spez. klin. Masters anlaufen zu lassen?
Wie gesagt waren die Inhalte schon damals im auf Klinik spez. Hauptstudium Diplompsychologie nahezu deckungsgleich mit denen der theoretischen Weiterbildung in PT - das auch eine meiner Hauptfragen an dich weiter oben: Ist das nach der Bologna-Reform geändert worden, also möglich, diese gesamte Ausbildung in PT (rein hypothetisch, versteht sich) in weniger als ca. 8-10 Jahren Gesamtausbildungszeit zu absolvieren?
"... Idee eines spezialisierten klinischen Masters mit PT-Anteilen."
In der Theorie soll das mal möglich sein. ZZ gibt es ein PT-Gesetz in dem klar drinsteht, dass die Voraussetzung für PT-Weiterbildung ein abgeschlossenes Diplom Psychologie ist. Äquivalent ist ein Master Psychologie, jedoch kein Master in XY Psychologie (Klinische Psychologie und Psychotherapie z.B.). Wenn du die Inhalte der allgemeinen Psychologie nicht behandelst, ist es nicht äquivalent zum Diplom, Schwerpunktsetzung ist natürlich schon möglich.
Und ja, zZ doppeln sich die Inhalte immernoch.
"... Novelierung des PT-Gesetzes folgt sicher in 15 Jahren."
"... Novelierung des PT-Gesetzes folgt sicher in 15 Jahren."
Im Westen nichts neues. Also dann, wenn es sich bei den Medizinern nach 27/28 Jahren endgültig etabliert haben wird, den kombinierten Facharzt f. Psychiatrie u. Psychotherapie zu machen und der psych. Psychotherapeut damit für eine Anstellung in der Klinik völlig uninteressant geworden ist - denn der entsprechende Facharzt kann/darf ja laut Papier genau dasselbe und noch viel mehr (ob er auch die Zeit dafür haben wird, steht natürlich auf nem anderen Blatt) - DANN machen sich die Psychos mal wirklich Gedanken um eine Reform der PT-Weiterbildung.
Die Supervisoren in der PT-Weiterbildung scheinen's zu ahnen, dass die Revolution nicht nur sogar ihre eigenen Kinder am fressen ist, sondern dass die Hälfte bereits schon verdaut ist. Überzogene Supervisionskosten, miese Bedingungen bis hin zum "der Meinung des/der anderen ausgeliefert sein" und ein generell arschiges und selbstherrliches Verhalten dieser Menschen, von denen einige schon seit Jahren keine "echten Patienten" mehr empfangen, sondern ausschließlich angehende Psychotherapeuten zur Supervision. Das alles soll uns wohl verdeutlichen, dass diese Straße in weniger als 2 Jahrzehnten zu ner Sackgasse zusammenläuft.
Sorry, hab echt nicht vor, deinen Idealismus zu bombardieren, es liest sich ja schon so, als würdest du selbst nach dem Studium auch die PT in Betracht ziehen (oder hab ich wieder was überlesen?). Aber ich bin gerade echt glücklich, dass ich mich nicht mehr ganz so sehr auf PT versteife(n muss) wie damals zum Studienbeginn, bzw. ich inzwischen auch noch ein Standbein "ganz abseits" der Psychologie habe. Nie wäre die Reue hinsichtlich des hierfür ausgeschlagenen Medizinstudiums in Heidelberg größer gewesen wie heute.
Klinke mich an der Stelle aus, da das alles ganz und gar nicht meine Themen sind. Hatte erst durch die Patientenrolle zur PT gefunden und interessiere mich in dem Bereich vor allem für cutting edge und Grundlagen(forschung). Würde daher wenn überhaupt unkonventionell an die Sache rangehen, d.h. entweder eigenständig oder mit Leuten/einer Einrichtung, die gewisse Sichtweisen mit mir teilt. Aber so für den klassischen Therapeuten- oder Klinikberuf habe ich mich von Anfang an nicht interesiert und gehöre nach wie vor zu den Wenigen im Studium, die sich gerne mit Statistik und Mathematik auseinandersetzen.
Vielleicht hatte ich Glück mit den Dozenten/Übungsleitern, aber meine (natur-)wissenschaftliche Ausbildung ist mit das Einzige, über das ich mich in meinem Bachelor nicht beschweren würde. Die Dinge, die ich dahingehend vermisst habe, habe ich (teilweise) durch Wahlfächer aus anderen Studienrichtungen ergänzt.
Bis vor ein paar Jahren wollte ich auch noch Wissenschaftler werden, das war quasi meine ursprüngliche Studienidee. Leider empfand ich den (deutschen) Wissenschaftsapperat an vielen Stellen als unerträglich träge und unflexibel, so dass es mir schnell madig gemacht wurde.
Das Psychologiestudium an sich ist mir inzwischen ziemlich egal, da ich meine Zukunft und auch die Zukunft der Forschung, die mich interessiert, im Interdisziplinären sehe. Ich habe zwar den Master in Psychologie angefangen, aber das lag vor allem daran, dass ich die Frist für meinen Wunschstudiengang nicht einhalten konnte (sehr frühe Bewerbung notwendig).
Je nachdem, wie gut mir der Master nun gefallen wird, bringe ich ihn aber unter Umständen tatsächlich zu Ende. Und den Schwerpunkt musste ich auch noch nicht wählen, d.h. womöglich werde ich ihn sogar klinisch setzen, das entscheidet sich alles noch mehr oder weniger kurzfristig.
Dennoch würde ich gerne beide Sichtweisen behalten und nicht nur forschen oder auschließlich praktizieren, auch wenn ich weiß, dass das sehr schwierig werden könnte und ich mich unter Umständen zumindest temporär werde für Eines entscheiden müssen.
@Souli: Ich werde sicher keine PT machen (war aber meine naive Motivation zu Beginn des Studiums), Klinische würde ich nichtmal als Themengebiet für eine wiss. Karriere in Betracht ziehen. Den Eiertanz um die Gesetzeslage kenne ich vor allem, weil uns das in der VL nahegebracht wird und Klinische hier zur Pflicht gehört, da allg. Master.
Was mich sonst noch interessiert, hole ich mir einfach aus anderen Studiengängen, so wie Trumpipoy.
Was den Austausch von PT durch Ärzte in Kliniken angeht: Zumindest über die geringeren Kosten, da weniger Gehalt, müssten sich PT doch für die Kliniken lohnen.
@Trumpi: Also hier an der Uni machen einige 50% WiMi + PT-Ausbildung und Promotion.
Ja, Klinische wäre nur eine von vielen Optionen für mich. Fände die Praxiserfahrung dort einfach interessant und sollte ich doch irgendwie mal was Gesundheitliches machen wollen, hätte ich das noch als Hintertür.
Viel wahrscheinlicher werde ich Wirtschaftspsychologie wählen und dort möglichst viel Praktisches mitnehmen.
Denn eigentlich will ich den Master in Psychologie vor allem aus Prinzip und um mich offiziell (in Österreich ja sogar per Gesetz geregelt) Psychologe nennen zu dürfen.
Kam vielleicht in meinem vorherigen Beitrag nicht ganz raus, aber sollte ich tatsächlich etwas Wissenschaftliches anstreben, würde ich das sowieso über den anderen Master machen.
Aber im Endeffekt ist bei mir sowieso noch (fast) alles offen, ich mache mir da auch keine Sorgen mehr. Versuche mich seit circa einem Jahr möglichst unabhängig von den vorgegebenen Pfaden zu bilden und dadurch auch zu orientieren.
Aus dem Kanon der psychologischen Standardberufe/Masterschwerpunkte spricht mich leider einfach nichts so wirklich an.
Möchtest du mit der Wirtschaftspsychologie in die Wirtschaft? Die kommt da nach meinen begrenzten Erfahrungen eher nicht an.
Mein Interesse liegt ja u.a. mit der Sozialpsychologie zwangsläufig auch in der Organisations- und Wirtschaftspsychologie.