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Billy Corgan: LSD-Freak oder Superdad?

In einem aktuellen Kerrang-Interview dampfte Corgan die ewigen Vergleiche zur eigenen Hochzeit in den 90ern und einhergehende Erwartungshaltungen der Fans mit folgendem Satz ein: "Ich bin heute Vater, vor 25 Jahren dagegen war ich ein Freak auf LSD. Was davon ist jetzt wahrhaftiger? Nichts. Beides kann zur selben Zeit wahr und nicht wahr sein." Da ich einfach mal davon ausgehe, dass sich weder irgendein Pumpkins-Fan an Corgans Vaterfreuden stört, noch dass jemand ihm LSD-Konsum an den Hals wünscht, könnte vielleicht noch ein anderer Aspekt von Bedeutung sein: Vielleicht ist die Musik der Pumpkins 2020 einfach nicht so geil wie die aus dem Jahr 1995.

Gleichzeitig sollte man immer im Blick behalten, dass nicht nur berühmte Musiker, sondern auch deren Hörer älter werden, und diese im Zweifel die Musik ihrer Jugend 25 Jahre später als intensiver wahrnehmen als neue Veröffentlichungen dieser Künstler. 45-Jährige übernachten in der Regel eher nicht mehr in Zelten auf Festivals, wo sie betrunken "Bullet With Butterfly Wings" grölen. Nur 'ne Vermutung.

Trotzdem löst "CYR" auch bei mir tatsächlich überhaupt nichts aus. Ich gönne Corgan die Freude an den neuen Sounds, die nun seine Musik kleiden und gegen die offenbar auch Iha und Chamberlin nichts einzuwenden hatten, aber wie im Falle des ähnlich radikal zu Werke gehenden John Frusciante, frage ich mich schon, wer so einen Soundturnaround letztlich braucht, der von hundert anderen Bands halt schon in viel besser existiert. Zu Corgans Ehrenrettung: Der Mann ist jetzt in jenem Alter, in dem Paul McCartney "Hope Of Deliverance" geschrieben hat. Wir sollten also alle Nachsicht üben, denn das Beispiel verdeutlicht: Selbst strauchelnde Genies finden irgendwann wieder zurück in die Spur.

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