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Mann festgenommen, Hertha entschuldigt sich

"Es gab keinen einzigen Moment, wo ich einfach in Ruhe durchlaufen konnte. Es war auch echt schwer, sich den Weg durchzubahnen, weil sie mir teilweise den Weg versperrt haben und auch nicht wollten, dass ich da irgendwie durchkomme", gab die 38-Jährige später dem rbb zu Protokoll. Der Alkoholnachschub an den einzelnen Haltestellen sei gut organisiert gewesen, da davon auszugehen war, dass das Bordbistro der großen Nachfrage nicht standhalten würde. Mine erstattete Anzeige wegen Beleidigung und rief die Bundespolizei. Laut rbb stiegen deren Einsatzkräfte in Berlin-Spandau zu und stellten mehrere Personalien fest. Ein 42-Jähriger, der der Polizei bereits bekannt war, wurde aus dem Zug begleitet. Der Verein reagierte umgehend, verurteilte die Szenen der eigenen Anhänger und entschuldigte sich bei der Musikerin. Zudem lud er sie zu einem Gespräch ein.

Als Fan eines anderen Vereins sollte man jetzt bloß nicht in die Verlegenheit kommen, beruhigt auszuatmen. Dies ist selbstverständlich kein genuines Hertha-Problem, auch wenn die Präventionsarbeit in den einzelnen Vereinen unterschiedlich ausfällt. Es sollte völlig vereinsunabhängig Konsens sein, dass ein derartiges enthemmtes Verhalten, wie es Mine und andere fußballferne Fahrgäste erleiden mussten, absolut inakzeptabel ist. Ich befürchte, man schafft es nur aus der Welt, wenn man die Sprache solcher Unbelehrbarer spricht: Ein mehrjähriges Stadionverbot könnte eine Maßnahme darstellen, die den Tätern genügend freie Wochenenden beschert, um sich mit dem eigenen Verhalten auseinanderzusetzen. Hier darf man gespannt beobachten, zu welchen Maßnahmen Hertha BSC im Zuge der Ermittlungen greifen wird. Niemand sollte Angst haben, einen Zug zu besteigen, was auch auf der Prioliste der Deutschen Bahn ganz oben stehen muss.

Parallel müssen auch Fanclubs und Ultras hier lautstark voran gehen, um einen Wandel in den Kurven zu bewirken, so wie es auch weitgehend gelungen ist, die erniedrigenden und im Stadionalltag der 90er Jahre üblichen "Affenrufe" zu verbannen. Gleichzeitig braucht es weiterhin Ideen für die Sanktionierung von Diskriminierung, sexueller Belästigung und Machtmissbrauch sowie kluge Präventionskonzepte. So lange ist es wichtig und mutig, im Alltag so couragiert aufzutreten wie Mine, wenn man mit einer ähnlichen Situation konfrontiert wird.

Die Sängerin werde zukünftig aufpassen, mit welchem Zug sie am Wochenende fahre: "Und das ist eigentlich schade, weil die Bahn für jeden zugänglich sein sollte, ist sie aber nicht. Es ist einfach kein Safe Space. Und das betrifft halt nicht nur Züge, in denen Fangruppen sitzen." Auch im Fan-Umfeld der Hertha wurde die Aktion der eigenen Anhänger natürlich thematisiert und kritisiert.

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