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Folgeline

Die Line

"Ein Geschäftsmodell oder Balsam für die Natur?"

Die Antwort

Nein und nein. An genau dieser Art von Line liegt es, dass solche Songs trotz guter Intentionen so komplett Banane sind. In zwei Zeilen suggeriert Alpa Gun ohne jede Substanz oder Begründung, wir würden in einer Diktatur leben, dann, dass die Pandemie ja nur für die Profite passiert sei, und schlussendlich reimt er noch eine dämliche These obendrauf.

Die "digitale Diktatur" bezieht sich vermutlich auf gelöschte Kommentare. Aber in der Regel werden online Kommentare in öffentlichen Foren nur dann gelöscht, wenn sie objektive Falschaussagen (zum Beispiel falsche Fakten zur Gefährlichkeit von Impfungen) oder Beleidigungen enthalten. Wer es schafft, sein Geschwurbel ohne explizite Fake News und Beleidigungen zu formulieren, der wird auch nicht gelöscht, weswegen Alpa Guns "Was Ist Die Wahrheit?" über ein Wochenende 200.000 Mal angesehen werden konnte. Übrigens sorgt für besagte Löschungen nie die Regierung, sondern sie beruhen immer auf dem Hausrecht von Plattform-Anbietern, die sich berufen fühlen, in ihren Kommentaren keine Desinformation und keine Keilerei passieren zu lassen.

Ein "Geschäftsmodell" ist Corona auch nicht. Niemand hat es geplant, niemand hat es kommen sehen. Auch hier kann man wieder wunderbar herauslesen, dass irgendwelche bösen Pharma-Lobbys bewusst die Katastrophe nutzen, um Gewinn abzuschöpfen. Konkreter wird es aber nicht. Aber abgesehen davon: Dass sofort Masken verknappt und verteuert wurden und dass eventuell irgendwann ein Phramakonzern versuchen wird, Geld aus der Situation zu schlagen, kann gut sein. Das wäre dann dieser Kapitalismus in Action.

Zuletzt: "Balsam für die Natur" ist Covid übrigens auch nicht. Das esoterische Gefasel, die Krankheit würde nun die Menschen bestrafen, ist katholizistischer Blödquatsch. Wenn jemand den Klimawandel zu verantworten hat, dann vermutlich einzelne Strukturen in extremen Machtpositionen und superreiche Menschen, die seit Jahrzehnten vom Raubbau an der Erde profitieren. Wenn aber jemand gut und sicher vor dem Virus lebt, dann genau die. Die wirklich Getroffenen sind statistisch eher ärmere Menschen, Menschen, die auf engem Raum leben, die körperlich arbeiten, die sich keine Krankenversicherung leisten können oder strukturell schwächere Regionen bevölkern. Dass diese Menschen leiden und sterben, hilft der Erde nicht.

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2 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 3 Jahren

    "Falsche Fakten" ist ein Oxymoron, dass das dem Autor nicht auffällt, spricht Bände über sein Urteilsvermögen. Keine Substanz hinter dem Gefühl, dass wir in eine Diktatur hineinschlittern? Es lohnt der Blick zum Nachbarn Frankreich, wo man wochenlang nicht mal das Haus verlassen durfte ohne irgendeinen Wisch. Auch in Bayern soll es recht ungemütlich geworden sein.

    • Vor 3 Jahren

      In China war man sogar noch härter und das ist eine waschechte Autokratie. Zurückgenommen wurden dir Maßnahmen aber trotzdem. In Taiwan werden flächendeckend Mobilfunkdaten genutzt, um potenzielle Kontakte ausfindig zu machen. Eine Demokratie mit an anderen Stellen wesentlich fortschrittlicherem Verständnis von Datenteilhabe ist das Land aber trotzdem.

      Zwangs- oder flächendeckende Maßnahmen, gerade wenn als temporär angekündigt, sind noch lange kein automatisches Zeichen einer anrollenden Diktatur. Wachsam sein sollte man in solchen Fällen natürlich. Dann aber auch mit Kontext- und Prozessverständnis und nicht in Form von solch plumpen Geblubber.

  • Vor 3 Jahren

    Seuchenschutz ist nun mal nichts für Weicheier. Ich habe noch eine Diktatur persönlich erlebt. Das Gefühl, in eine hineinzuschlittern aufgrund der Coronaschutzmaßnahmen trügt ganz gewaltig.