Julien Baker - "Little Oblivions"
"The comfort in being sad", nannte es Kurt Cobain einmal. Ein wohliges Bad in der eigenen Melancholie, das beschreibt "Little Oblivions" wohl am besten. Julien Bakers drittes Album ist zwar immer noch ein äußerst intensiver Anschlag auf die Tränendrüsen, aber in seiner Trauer eben nicht mehr ganz so abgründig, hoffnungslos und vernichtend, wie die ersten beiden LPs der 25-jährigen Sängerin aus Tennessee. Baker erlaubt sich immer wieder den verstohlenen Blick auf den rettenden Silberstreifen, der da irgendwo am wolkenbefleckten Himmel lauert und greift förmlich danach. Ihr Wehklagen ebbt mehr und mehr ab, sie schreit nicht mehr nach Hilfe, erlaubt sich stattdessen eine lebendige Instrumentierung, die ihre seelischen Wunden nicht noch weiter aufreißt, sondern sie immer wieder für einen kurzen Moment mit Engelsflügeln aus dem Tal der Tränen hievt.
"Little Oblivions" ist ein nahezu perfektes Album, weil es sich endlich von der Spoken Word-Monotonie Bakers bisheriger Projekte löst und ihre grandiose, selbstdestruktive Lyrik mit ebenso grandiosen Instrumenten unterlegt. Das tönt wie der kleine Bruder von "Punisher", der sich weigert seine Antidepressiva zu nehmen. Wer immer noch nach einem Beweis dafür sucht, dass die Mädels von Boygenius (Bridgers, Dacus, Baker) die Zukunft des amerikanischen Singer/Songwritertums sind, der hat ihn spätestens hiermit gefunden.
Julien Baker - "Little Oblivions"*
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