laut.de-Kritik
Nick Cave macht auch vor der Kamera eine gute Figur.
Review von Daniel Straub"Eines muss ich gleich von Anfang an klar stellen", begrüßt uns Nick Cave auf seiner Video-Kollektion, "Wir mögen es nicht, Videos zu machen. Die Bad Seeds und ich sind dankbar für jede Ausrede, um kein Video drehen zu müssen." Keine falsche Bescheidenheit, Herr Cave. Videos drehen macht zwar nicht immer Spaß, die Ergebnisse brauchen sich aber dennoch nicht zu verstecken.
Ob intim flirtend mit Duett-Partnerin PJ Harvey oder im Boot rudernd an der Seite von Bad Seed Gitarrist Blixa Bargeld, Nick Cave macht stets eine gute Figur vor der Kamera. Und erfreut uns zudem mit 20 Highlights aus seiner etwas mehr als zwei Dekaden umfassenden Musikerkarriere.
Dabei lassen es sich Nick Cave & The Bad Seeds nicht nehmen, persönlich durchs Programm zu führen und jedes der zwanzig Videos mit mal skurrilen, mal lustigen Anekdoten einzuführen. Mit "The Weeping Song" steht ein zeitloser Klassiker ganz weit oben auf der Lachskala. Ursprünglich zogen sich Cave und seine Bad Seeds extra nach Griechenland zum Videodreh zurück, mussten ihr ambitioniertes Unterfangen aber schon bald einstellen, weil das gebuchte Boot nicht wie verabredet bereit stand.
Da halfen sich Cave und seine Mannen selbst und vernichteten statt dessen flaschenweise Retsina. So fand man sich einige Zeit später unter "kontrollierten Umständen", wie Cave süffisant anmerkt, in einem Studio ein. Dort schaukelten er und Blixa Bargeld in einem Boot sitzend so lange zwischen den künstlichen Wellen auf und nieder, bis letzterer Blasen am Arsch hatte. Danke Nick für diese Anekdote. Unsere Lacher beim Video zu "The Weeping Song" sind dir ab sofort gewiss.
Dass Nick Cave nicht nur komödiantisches Talent besitzt, sondern auch einer der größten lebenden Performer ist, zeigt er uns auf "The Videos" ebenfalls. Bestes Beispiel hierfür: die Ballade "Henry Lee" von seinem "Murder Ballads"-Album, zu dem er PJ Harvey mit vor das Mikrofon und die Kamera holte. Die beiden inszenieren das Duett als intimen Flirt, mit dem Kameraobjektiv als einzigem Zeugen. Leichtfüßig tänzeln sie umeinander, nehmen sich bei der Hand und schließen sich zu guter Letzt wie zwei Liebende in die Arme.
Gute Noten bekommt auch Anton Corbijns in farbenprächtigem Vaudeville-Barock gefilmtes Video "Straight To You". Wie immer kann man sich bei dem Holländer auf die opulente Bildsprache verlassen, die den Songs ein visuelles Äquivalent zur Seite stellt. Zwanzigmal macht es auf "The Videos" Spaß, in die Bilderwelt des Nick Cave einzutauchen. Einziger Minuspunkt bei diesem Release ist die Tonqualität der DVD, die lediglich in einfachem Stereo aus den Boxen schallt.
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