laut.de-Kritik

Hier rockt der Funk im Minikleid und boxt der Soul im Stöckelschuh.

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Fuck! Ich dachte, das kommt gar nicht mehr. Was? Erstens ein neues Album von Nikka Costa und zweitens eine Dame, die derart selbstverständlich den Rhythm And Blues interpretiert, wie es früher in seligen Zeiten der Fall war, bevor sich alle Welt nur noch darauf versteift hat, Schmalz, Sülz und Schleim in Form von R'n'B auf Platte zu pressen. Hier rockt der Funk im Minikleid und boxt der Soul im Stöckelschuh.

Mit einem kratzbürstigen "Wow" eröffnet "Till I Get To You". Ein funkiger Bass setzt punktiert Akzente in dem sonst eher spartanisch instrumentierten Track. Die Aufmerksamkeit gehört der Protagonistin, die diese auch hervorragend zu nutzen weiß. Ausgelassenes Kreischen inklusive. Die vierjährige Pause nutzte die Amerikanerin mit ihrem Göttergatten Justin Stanley sehr gut aus, was in originellem Songwriting mündet. Das kommt vor allem bei den flotteren Tracks äußerst angenehm zur Geltung, in denen Nikka ihrem Temperament freien Lauf lassen kann. Ganz groß gebären sich neben der erwähnten Single der Titelsong und "Funkier Than A Mosquita's Tweeter".

"Can't never did nothing" spielt mit einem hektischen Rhythmus, dem nach und nach alles erliegt. Nikkas Stimme, die Klampfe und sogar die dezenten Bläser. Mosquita's Tweeter wiederum reitet auf sanften Percussion-Elementen dahin. Aufgelockert durch Xylophonklänge singsäuselt sich Costa auf sanften Wogen dahin. Knapp zwei Minuten geht das so, ehe Schlagzeug und E-Gitarre das Szepter der Lautstärke übernehmen. Das tönt an sich nicht äußerst spektakulär. Nachdem die Bläsersektion das Kommando an sich reißt, ändert sich dies jedoch schlagartig. Hier offenbart Nikka, wo der Rock'n'Roll den Soul vergraben hat.

"On & On" setzte einen Kontrapunkt, der irgendwo zwischen Led Zeppelin, Blues und Janis Joplin zu verorten ist. Retro im besten Sinne eben. "Happy In The Morning" pflanzt einige Gutelaune-Funkblümchen in den sonnigen Arschwackel-Garten. Da möchte man sich spontan in den Reigen derjenigen einreihen, die im Background mit Handclaps dafür sorgen, dass der Hüftschwung-Faktor stetig steigt.

Die andere Seite der Nikka Costa-Medaille raucht nicht ganz so spektakulär aus den Boxen. Das negativ aus dem Rahmen fallende "I Gotta Know" bleibt Gott sei Dank der einzige Totalausfall des Albums. Sanftere Töne müssen nicht im Balladenschmock untergehen. Das rührige "Fatherless Child" steht am anderen Ende der Qualitätsskala. Immer wieder fallen die scheinbar simplen Methoden auf, mit denen Costa ihre Rhythmus-Perlen aus dem Hut zaubert. "Around The World" lebt von Streicher-Akzenten, die einfach vier Töne repetitiv die Tonleiter hinunter gleiten lassen. Unter dem Eindruck von Nikkas Stimme, deren Wandelfähigkeit an vielen Stellen durchblitzt, blüht das Album immer weiter auf und präsentiert einen Strauß bunter Weisen. Als Nebenwirkung tritt vermehrt Fußwippen auf, dem man aber hemmungslos nachgeben sollte.

Trackliste

  1. 1. Till I Get To You
  2. 2. Can't never did nothin
  3. 3. Fooled Ya Baby
  4. 4. I Gotta Know
  5. 5. Around The World
  6. 6. Swing It Around
  7. 7. Funkier Than A Mosquita's Tweeter
  8. 8. On & On
  9. 9. Happy In The Morning
  10. 10. Hey Love
  11. 11. Fatherless Child

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