laut.de-Kritik
Wutbürger empört euch, Jesusjünger freuet euch.
Review von Eberhard DoblerSieh an: 56 Jahre alt, und dann brettert "Bitten Der Kinder & An Meine Landsleute" im Punktempo mit NDW-Aroma los, als stünden irgendwelche Frischlinge im Studio, die eben mal die Siebziger respektive Achtziger Jahre für sich als cool entdecken. Nach Gospel, Swing und dergleichen macht Nina Hagen 2011 ihrem eigentlichen Ruf alle Ehre und scheppert los: Stimmlich und inhaltlich schräger, dabei sehr eingängiger Rock/Punk bilden den Grundtenor der Platte.
Dafür bemüht die Hagen erneut furchtlos fremdes Material, seien es Texte von Bert Brecht (der Opener), dazu ein stilsicher gewähltes Wolf Biermann-Cover ("Ermutigung", standesgemäß nur mit Akustikgitarre) und Songblaupausen von Bob Dylan oder Curtis Mayfield, auf die sie deutsche Texte packt.
Den in unsere jüngere Geschichte eingegangenen Schlachtruf "Wir Sind Das Volk" skandiert Nina zu bretterndem Rock. Gesellschaftskritische Texte auf deutsch und der Albumtitel "Volksbeat" passen in eine Zeit, die den so genannten Wutbürger hervorbringt, der die Schnauze von denen voll hat, die über unsere Köpfe hinweg entscheiden, was sie wollen. Nina Hagen, die sich als Protestsängerin begreift, will ihr Sprachrohr sein.
Der evangelisch-reformierte Glaube, dem Nina seit 2009 anhängt, bleibt natürlich das andere Hauptthema, breit getreten im armseligen Ska-Track "Jesus Ist Ein Freund Von Mir", dem Bierzeltschunkelroggenroll "Süsses, Süsses Lied Der Errettung" oder "Ick Lass Mir Doch Vom Teufel Nich ...". Ufo, Eso, Guru und dann Jesus - so geht die Reise zuweilen, wenn eine auf die innere Suche geht.
Gleichwohl vertritt sie ihr Credo auf recht persönlich emotionale Art, ohne sich als Hilfsmissionarin aufzuspielen - und so kriegt die Platte halbwegs die Kurve. Dafür bürgen neben dem Opener Tracks wie das selbstreferenzielle "Ich Bin", dessen satte Riffs sich fast anhören, als würden die Peppers poppig, punkigen Rock spielen.
Der Alternativerocker "Soma Koma", die ernste Ballade "Keiner Von Uns Ist Frei" sowie das atmosphärische, schneller und mit Rock/R'n'B-Schlagseite gespielte "Killer" (ein Seal-Stück) finden sich dank ihrer Songwriter und Mitstreiter ebenfalls auf der Habenseite. Dass sich nun hinter "Noch Ein Täss'chen Kaffee" eine Dylan-Nummer statt Helge Schneider versteckt, ist dagegen kaum auf den ersten Blick ersichtlich.
Entertainment und ernst gemeinte Absichten gingen beim Unikat Hagen eben stets gut zusammen: unkopierbar übergeschnappt, warmherzig, witzig und direkt. Ein solch künstlerisches und weltanschauliches Potpourri wirkt auf Dauer aber überfrachtet. Im konkreten Fall: reduziere die Platte von 14 auf sieben Songs und erhalte eine flotte EP. Zumal der Sound von "Volksbeat" diesmal näher am Puls der Zeit liegt.
10 Kommentare mit 2 Antworten
verdammter Mist, Review nicht gelesen wegen scheiss Dacia Werbung die man nicht mal wegklicken kann. Leckt mich doch fix this bitte!
Werbung ist eins aber ich will dat wegmachen können.
Review gelesen und zur Kenntnis genommen.
aber ich mag die irgendwie.
Gebe dir recht CafPow, die Dacia Werbung stört übelst naja was solls copy/paste eben dann halt
nach "ich hab den farbfilm vergessen" ging es mit nina leider nur noch bergab.
nach "ich hab den farbfilm vergessen" ging es mit "ThinWhiteDuke" leider nur noch bergab.
Nur Satan rockt die Hölle!
Wer braucht die Hagen, wo es doch die Cäthe gibt?
Wer braucht den "scheisses", wo es doch die Cäthe gibt?