laut.de-Kritik

Vergleiche mit Erykah Badu liegen auf der Hand ...

Review von

Tour-Support von Patrice war sie, die Dame aus Nigeria. Oh, ja. Das passt. Über die gesamte Länge des Albums musste ich immer wieder an "How Do You Call It" denken. Eine schöne Platte, zweifellos. Aber innovativ war schon Patrices Album damals nicht, und auch Nneka hat kaum einen Blumentopf für Experimentierfreude verdient.

Hier wird auf ganz klassische Elemente gesetzt: netter Soulpop mit gelegentlichen Reggae-Anleihen, die Beats eher Hip Hop-lastig (was bei einer Produktion von HitSpot-DJ Farhot nicht weiter verwundert), dazu eine wirklich schöne Singstimme. "Victim Of Truth" bietet zwar weder musikalisch noch inhaltlich neue Meilensteine, ist aber trotzdem über die gesamte Länge ausgesprochen angenehm anzuhören.

Das liegt vor allem an der wirklich tadellosen Gesangsleistung. Nneka erreicht (noch?) nicht das Stimmvolumen einer Erykah Badu (deren "Mama's Gun" das andere Album ist, an das ich mich permanent erinnert fühlte), dennoch liegt auf der Hand, woher die Vergleiche mit der großen Lady des Neo-Soul rühren. Melodiös, sicher und im besten Sinne "soulful" singt sie sich durch ihr Debüt-Album; dass hin und wieder der Nachdruck fehlt, verzeiht man ihr gerne.

In "Stand Strong", einer ruhigen Nummer mit atmosphärischem Piano, müsste sich Nneka - mit etwas höherer Stimmlage und ohne deren typische Spur von Kratzigkeit - neben einer Macy Gray keineswegs verstecken. Auch nicht in "Material Thing" übrigens, das allerdings durch die billige kleine Keyboardmelodie schweren Schaden nimmt. Schade außerdem, dass sich Nneka hier nicht zwischen Rap und Gesang entscheiden mag: Für die erste Option enthält "Material Thing" zu wenig Power, für die andere krankt es an Abwechslung - insgesamt die schwächste Nummer auf dem Album.

An Stellen, an denen Nneka ihre Hip Hop-Vergangenheit auslebt, sieht die Sache ganz anders aus. Ordentlichen Sprechgesang gibt es in "Showin' Love" und "God Of Mercy". Besonders letzteres zeigt Nnekas stimmliche Vielseitigkeit: Vollkommen mühelos springt sie zwischen eingerappten Strophen und gesungenen Hooklines hin und her. Andere brauchen für den einen oder anderen Part einen Feature-Artist. Nneka nicht. Wozu auch? Sie kann alles selbst.

Fette Bässe im Verein mit positiver Grundstimmung in "Beautiful", schöne Gitarrenmelodien und ein eingängiger Basslauf in "Confession", Bläser in "The Uncomfortable Truth", ein amtlicher Reggae-Groove in "Africans" ... um Nneka den Rücken frei zu halten, wird in alle sattsam bekannten Trickkisten gegriffen. Dass sie das gar nicht nötig hätte, beweist "Your Request". Demjenigen, der singen kann, genügt als Begleitung eine einfache Akustikgitarre. Wahrscheinlich bräuchte Nneka nicht einmal die.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Stand Strong
  3. 3. Beautiful
  4. 4. Changes
  5. 5. Confession
  6. 6. Material Things
  7. 7. The Uncomfortable Truth
  8. 8. Warrior
  9. 9. Burning Bush
  10. 10. Africans
  11. 11. Quit
  12. 12. I'm In Charge
  13. 13. God Of Mercy
  14. 14. Showin' Love
  15. 15. Your Request

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1 Kommentar

  • Vor 17 Jahren

    Auch wenn die CD schon laaaaaaaang draußen is, hab sie grad erst entdeckt.

    Also mir gefällt ds seeehr gut, ne Soul-/Reggae-Stimme mit Beats zu kombiniern.

    Schwache Tracks sind sicher vorhanden, lässt sich nich abstreiten, aber 3 Punkte find ich doch zu wenig, weil echt Abwechslung bei "Victim Of Truth" gegeben is.