laut.de-Kritik
Ein gediegener Schrei nach Veränderung.
Review von Kai ButterweckEs ist nicht immer einfach, den richtigen Zeitpunkt zu finden für eine grundlegende Neu-Positionierung. Norman Sinn hat fast zehn Jahre gebraucht, um sich von seinem alter Ego zu trennen. Unter dem Pseudonym Bates freestylte und rappte sich der Jenaer durch die deutsche Clublandschaft und feierte in der Szene beachtliche Erfolge.
Mit dem Album "Was Sinn Macht" veröffentlicht der quirlige Workaholic nun erstmals ein Album unter eigenem Namen: "Mit dieser Namensänderung wollte ich einen klaren Schnitt machen und mich noch mal vollkommen neu positionieren. Diese Platte ist mein persönlicher Soundtrack für diesen Neuanfang" so der Thüringer.
Neben dem alten Namen verabschiedet sich Norman Sinn auf "Was Macht Sinn" auch weitgehend von seinen musikalischen Anfängen und präsentiert sich und seine künstlerischen Visionen in gänzlich neuem Licht.
Mit einem zarten Bandgefüge im Hintergrund wandelt Normann Sinn auf den Spuren von Funk, Soul, Pop und klassischem Singer/Songwritertum.
Stets bedächtig und nie zu laut hält sich die Instrumentierung im Schatten seiner Stimme und bietet genau die richtigen Akzentuierungen, die es braucht, um vom Fokus des Schaffens nicht abzulenken. Es geht primär um die lyrischen Inhalte. Norman Sinns entspannter Mix aus Sprechgesang und seichten Melodiebögen steht im Rampenlicht des Geschehens. Des Barden Antrieb ist der Wunsch nach Veränderung.
Während er im funkigen "Nicht Der Selbe" einen fortgeschrittenen Ich-Prozess beschreibt und mit Zeilen wie "Dass man die eigene Welt, in der man lebt, heiligt und dabei vergisst, was es da draußen noch gibt, beneide ich nicht", seine eigene Entwicklung mit Worten untermalt, schwelgt er im beschwingten Opener "König" in der Vergangenheit: "In einem Garten der Fantasie baute ich Luftschlösser mit Balkon", sinniert er rückblickend.
Norman Sinn spricht und singt sich auf "Was Macht Sinn" frei von gängigen Konventionen und grassierender Eintönigkeit. Wie ein erfahrener Singer/Songwriter der ersten Stunde beschreibt er in traditionellem akustischen Gewand seine Angst vor Stagnation: "Aus Staub bin ich gemacht, zu Staub werd ich vergehen. Und nur was ich erschaffe, wird leuchten und bestehen", stärkt sich Norman Sinn im Song "Staub".
"Was macht Sinn" ist ein gediegener Schrei nach Veränderung. Mit stilistischer Vielfalt und wohl überlegter Poesie stellt sich Norman Sinn der einkehrenden Welt-Routine in den Weg und kämpft gegen Bequemlichkeit und Stillstand. Mehr davon.
1 Kommentar
"König" gefällt mir schonmal echt ganz gut. Müsste aber erst noch genauer reinhören, bevor ich mir die Platte zulege ...