laut.de-Kritik
Dunkle Sonnenbrillen, lecker Pils und viele Tattoos.
Review von Kai ButterweckWer auf kantigen Deutschrock steht, dem dürfte der Name Ohrenfeindt sicherlich ein Begriff sein. Seit über 25 Jahren rockt und rollt das Hamburger Trio nun schon durch die Lande und hinterlässt dabei eine staubige Klangschneise aus satten Riffs und keifenden Vocals. Mit AC/DC im Herzen und der St. Pauli-Flagge in den Händen feierten die Herren Chris Laut, Pierre "Keule" Blesse und Robert "Jöcky" Jöcks am zweiten Weihnachtsfeiertag des Jahres 2019 ihr 25-jähriges Live-Jubiläum im Hamburger Kiez-Club Grünspan. Knapp drei Jahre und unzählige Corona-Tests später kommt nun auch der Fan daheim in den Genuss dieser ehrwürdigen 'Wohnzimmer'-Performance.
Satte 24 Mal schießen die Hanseaten aus allen verfügbaren Rohren und lassen dabei, bis auf das Debütwerk "Schmutzige Liebe", sämtliche Studioalben der Bandgeschichte Revue passieren. Vom ersten Moment an verschmelzen der Grünspan-Sound und die breitbeinige Attitüde des Trios zu einem rotzigen großen Ganzen. Songtitel wie "Komm Schon Und Hols Dir", "Motor An" und "Porschekiller" sind Programm.
Befeuert von röhrigen "Highway To Hell"-Gedenkriffs und punktgenauem Getrommel schmettert Sänger Chris Laut die kernigen Band-Gebote ins durchweg mitfeiernde Publikum. Zwischen den Songs wird nur wenig Zeit vergeudet. Was zählt, ist die Musik. So strotzt der "Rock'n'Roll Gott" nur so vor "Energie". Der "König Und Rebell" tanzt "Bum Bum Ballett". Ein bisschen "Kalter Kaffee" dazu und schon tobt die Meute, als gäbe es kein Morgen.
Irgendwo zwischen räudigen Dimple Minds-Erinnerungen und berstender Airbourne-Power zelebrieren Ohrenfeindt ihr selbstgebasteltes AC/DC-Gedenken. Das bringt so gut wie null Innovation hervor. Aber darum geht es bei Ohrenfeindt auch nicht. Das Musikrad soll hier nicht neu erfunden werden. Das stand noch nie auf der Bucket-Liste der Band. Hier zählt nur die bedingungslose Liebe zum Rock'n'Roll.
Für eingefleischte Fans des Dreiers ist das zweite Live-Album zweifelsohne ein Muss. Für Neu- und Quereinsteiger markiert "Krawallgeigensymphonie" den perfekten Einstieg in eine Welt, in der dunkle Sonnenbrillen, lecker Pils, viele Tattoos und rotzige Deutschrock-Riffs schon beim Frühstück eine Einheit bilden.
2 Kommentare mit 2 Antworten
Ich mag die Jungs. Erdig, laut und unkompliziert... einfach Rock 'n Roll
Anfängerfehler, den E-Bass direkt vors Bandlogo zu halten, so daß man zuerst sowas wie z.B. "OHPENFEINDT" liest.
Besser als der beschissene Orignalname.
Auch wahr.