laut.de-Kritik
Zuckersüße Airplay-Melodien ohne Sogwirkung.
Review von Kai ButterweckAlbum Nummer drei als richtungsweisender Wahrsager: Wohin geht die Reise für den smarten Olly Murs nach dem kommerziellen Debüt-Blockbuster und dem im letzten Jahr erschienenen Vielfalt-Paket "In Case You Didn't Know"? Um es vorweg zu nehmen: auch beim Liebling aller britischen Schwiegermüter trennt sich beim Drittwerk die Spreu vom Weizen. Denn wie andere hoffnungsvolle Newcomer scheitert auch Olly Murs nach zwei durchaus gelungenen Auftritten an der Dritte-Platte-Hürde – dem Album, das aus einem gehypten Shootingstar einen "echten" Künstler mit langfristiger Daseinsberechtigung macht, oder aber Träume zu Schäume werden lässt.
Zwar präsentiert Everybodys Darling mit eingängigem Bubblegum-Pop à la "Army Of Two", "Troublemaker" oder "Right Place Right Time" abermals sein Gespür für zuckersüße Airplay-Melodien, doch an die Sogwirkung vergangener Dreiminüter wie "Heart Skips A Beat" oder "Oh My Goodness" kommen die insgesamt zwölf neuen Songs zu keiner Zeit ran.
Das liegt in erster Linie an der zu glattgebügelten Oberfläche des Präsentierten. Permanent geben sich gängige High-End-Einschübe die Klinke in die Hand und verbinden sich mit klassischen Instrumenten aus der Retorte zu einem Sunshine-Overdose-Produkt, bei dem selbst der hellste Stern am Himmel die eigens nach ihm benannte Brille auf die Nase setzt.
Zwischendurch schieben sich zwar gekünstelte Schleierwolken vor die Strahlenflut, doch manierierte Retro-Dance-Einwürfe ("Hey You Beautiful", "Personal") und pompös arrangierte Synthie-Balladen ("Loud And Clear", "One Of These Days") sorgen nur vereinzelt für wohltuende Schattenmomente im ansonsten völlig überhitzten Gegenwarts-Universum des X-Factor-Zweitplatzierten aus dem Jahre 2009. Das Übermaß an eingestreuten Up-To-Date-Elementen bricht dem Album letztlich das Genick.
Statt sich auf die Basis seiner beiden ersten Alben zu konzentrieren, werfen Olly Murs und seine Composer-Kollegen im Background so ziemlich alles in einen Topf, was dieser Tage Euros und Pounds verspricht. Das mag am Ende vielleicht diverse weitere Golden-Cards bei der Lloyds Banking Group einbringen, doch für einen Eintrag in die Pop-Geschichtsbücher muss man vor allem eins vorweisen: Eigenständigkeit. Die ist dem Essex-Boy auf seinem neuen Album aber gänzlich abhanden gekommen.
5 Kommentare
Boah wie ich diesen Typen einfach nur unsympathisch finde. So ein typisches Badelatschengesicht.
Ach ja, ich finde es immernoch lächerlich, dass Laut 3.0 immernoch nicht reibungslos funktionert.
Allein, dass er ein Feature mit Flo Rida gemacht hat, sagt doch schon alles.
@Meister Proper (« Allein, dass er ein Feature mit Flo Rida gemacht hat, sagt doch schon alles. »):
jupp.. das er von flo rida gefeatured wird passt daher egtl. ganz gut im kontext zu der kritik, der junge hatte mit "Low" schon ne ziemlich geile debutsingle am start gehabt, danach kam soweit ichs mitbekommen hab nur scheiß... vorletzter satz der kritik könnt man somit auf beide "künstler" anwenden.
Zugegeben, Army of two, Troublemaker oder Right Place, Right time sind gute eingängige Popsongs, aber nach den ersten 5 Titeln des Albums, nur noch gähnende Langeweile. Auch die in der Deluxe Edition enthaltenen Songs können an diesem Zustand nichts mehr ändern. Sowas kommt halt raus wenn man Alben im Jahrestakt veröffentlicht, 2-3 hörbare Songs und im Rest nur noch Füllmaterial.