laut.de-Kritik
Warmer Dreampop gegen kalte Zeiten.
Review von Kerstin KratochwillVerträumte Stimme, Dreampop-Melodien und tröstende Atmosphäre: Schon der Opener "It'll Be Fine" nimmt uns in die Arme und mit auf eine Reise in Richtung ruhigem Indierock mit nostalgischem Touch. "The Good Kind" ist das zweite Album von Our Girl aus Brighton, die Band besteht aus Gitarristin Soph Nathan, Bassist Josh Tyler und Schlagzeugerin Lauren Wilson. Und ihre neue, unter anderem von Alt-Rock-Legende John Parish (PJ Harvey, Sparklehorse) produzierte Platte trägt trotz der über allem schwebenden Melancholie einen energetischen Vibe in sich - den sparsam eingesetzten, schweren Gitarren, Shoegaze-Einlagen und dem schimmerndem Hall sei Dank.
Als Highlight dieser Melange aus rauem Sound und sanfter Atmosphäre präsentiert sich der leiernd noisige Ohrwurm "What You Told Me", eine schimmernde 90er-Alt-Rock-Hommage. Überhaupt macht der warme Klang der Tracks das Album zu einem vertrauten Freund. Zudem ist der kollaborative wie kreative Prozess inhärent: Das Trio verließ sich bei der Aufnahme auf Freund:innen sowie befreundete Musiker:innen: Stella Mozgawa von Warpaint half in der Anfangsphase, den sphärischen Titelsong "The Good Kind" zum Leben zu erwecken. Marika Hackman, Art School Girlfriend oder Nathans Partnerin sind am Ende des Songs "Relief" zu hören.
In den Texten werden besonders die Bedeutung von queeren Gemeinschaften, die Themen Sexualität und Beziehungen sowie die hart erkämpfte Selbstverständlichkeit, darüber singen zu können, verhandelt. Musikalisch erinnert der Sound oft an Acts wie King Hannah, Still Corners oder Laura Marling - in seiner Wärme ein Bollwerk gegen die Kälte unserer Zeit.
Allerdings ist der Weg von angenehm zu antriebslos manchmal kurz, vom Lullaby zum Einlullen ebenfalls, und so hätte ein bisschen Schärfe in all der Sanftheit "The Good Kind" mehr Tiefe verschafft. Diese Kritik schwemmt der fließende Sound aber einfach hinweg, denn mitgezogen wird man von der Musik der englischen Band auf jeden Fall.
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