laut.de-Kritik

New Jerseys Vorzeige-Thrasher liefern.

Review von

Okay, okay, damit habe ich jetzt echt nicht gerechnet. Was in der ersten Minute des Openers und Titeltracks durch die Speaker flimmert, klingt eher nach dem Album eines klassischen Guitar-Heros. In Anbetracht dessen, dass bekanntlich Basser D.D. als Overkills Hauptkomponist fungiert, doch einigermaßen verwunderlich.

Letztlich aber halb so wild, denn der Track lässt im weiteren Verlauf keine Zweifel aufkommen, dass man es immer noch mit New Jerseys Vorzeige-Thrashern zu tun hat. Der Song zündet nach dem Intro umgehend und trägt dann auch ganz schnel Mr. Vernis Handschrift.

Dennoch scheint der Mann seine beiden Gitarristen etwas von der Kette gelassen und sein Herz für geradezu hymnische Metalparts entdeckt zu haben. "Twist Of The Wick" glänzt mit Chor-Vocals im Mittelpart, "Won't Be Coming Back" klingt eher nach klassischem Power Metal (vor allem das Bass-Gitarren-Gedudel im Mittelteil). "Wicked Place" besitzt dagegen fast schon einen leichten Swing-Einschlag, und das sanfte Cello-Outro erinnert zumindest mich an selige "State Of Euphoria"-Zeiten von Anthrax. Noch mehr Swing liefert gar "Fever", wenngleich die Nummer ansonsten kaum packende Momente aufweist.

Was alles nicht heißen soll, dass die Thrash-Keule auf "Scorched" nicht ausgiebig zum Einsatz käme. "The Surgeon" stopft Sänger Blitz einem geradezu in den Hals, ob man nun will oder nicht. In der Strophe geht er so rigoros schonungslos mit dem Hörer um, dass der Chorus fast schon eine Erholung gleichkommt, in der man endlich wieder Luft holen kann. Dass der Track nach einem Break komplett die Richtung ändert, um dann erneut richtig Gas zu geben, spricht nur für die kompositorische Finesse.

"Harder They Fall" macht in Sachen Härte und Durchschlagskraft gleichfalls keine Gefangenen, "Know Her Name" drückt im Midtempo ordentlich nach vorne durch, und das groovige "Bag O Bones" hat definitiv das Zeug dazu, ins zukünftige Liverepertoire zu rutschen. Für so alte Säcke ist das alles noch ziemlich geiler Scheiß, und ich freue mich schon auf die Livedates mit Heathen und Exhorder.

Trackliste

  1. 1. Scorched
  2. 2. Goin Home
  3. 3. The Surgeon
  4. 4. Twist Of The Wick
  5. 5. Wicked Place
  6. 6. Won't Be Coming Back
  7. 7. Fever
  8. 8. Harder They Fall
  9. 9. Know Her Name
  10. 10. Bag O Bones

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1 Kommentar

  • Vor 3 Monaten

    Ein ganz starkes Album, ich bin beeindruckt. Wer auf richtigen Metal steht, sollte zugreifen, unbedingt! Was mich so beeindruckt: Overkill haben in mehr als 30 Jahren immer Qualität abgeliefert, manche Alben blieben (Under the influence, WFO, Horroscope), manchen verblassten etwas (Necroshine, From the underground and below), aber gehalten haben sich alle Alben. Es gibt kein Album, wofür sich die Band hätte schämen müssen. Jetzt legen Overkill mit "Scorched" ganz stark nach, was schon der Opener im Old - School - Metal - Style klar macht, wo der Bartel auch im Jahre 60 plus noch den Most herholt: nämlich aus New Jersey! Dazu gibt es ein Video, womit man nicht Eingeweihten in 6 Minuten mal zeigen kann, was Heavy Metal im Grunde ist!
    Well done boys, thank you and good night!