laut.de-Kritik
Für Balladen hat der Ozzman kein Händchen mehr.
Review von Michael EdeleOkay, die Sache mit würdevollem Altern ist bei Ozzy eh seit Jahren gegessen und da kümmert sich auch kein Schwein mehr drum. Doch zumindest sein musikalisches Erbe sollte mit dem entsprechenden Respekt verwaltet werden.
Doch schon beim Vorgänger gab es das Problem, dass man fast alle Nummern, an denen Axtschwinger Zakk Wylde nicht beteiligt war, in der Pfeife rauchen konnte. Im Vorfeld der "Scream"-Veröffentlichung stellte sich die Frage, was der neue Mann Gus G. (Firewind, Ex-Dream Evil) überhaupt würde beitragen können (oder dürfen).
Leider steht nach Begutachtung des neuen Werks zu befürchten, dass dem Ozzman wieder jede Menge Ideen von diversen Produzenten vorgesetzt wurden, die Sharon dann irgendwann abgenickt hat. Bereits der Opener "Let It Die" sorgt für Stirnrunzeln. Nach einem Einstieg mit einem ganz coolen Lick bremst sich die Nummer erst mal vollkommen aus und drückt dem guten Ozzy mehr Text auf, als der Mann jemals live mit zwei gesunden Lungenflügeln rauspressen könnte.
Auch im folgenden "Let Me Hear You Scream" fragt man sich unwillkürlich, wie der Mann die geshouteten Vocals live reproduziert? Davon abgesehen rockt die Nummer aber mit kräftigem Drive nach vorne weg und bringt die Sache ordentlich in Schwung. Der fehlt "Scream" leider oftmals, auch wenn mit "Crucify" und "Fearless" nochmal ein paar starke Songs kommen, die beide auch textlich überzeugend sind.
Das schleppende "Soul Sucker" ist, wenn man sich erst mal dran gewöhnt hat, ebenfalls ein guter Track, der genau wie das düstere "Latimer's Mercy" erst nach und nach wächst. Für Balladen hat Ozzy aber wahrlich kein Händchen mehr. "Life Won't Wait" kann man zwar nur bedingt als eine solche bezeichnen (da der Song zwischenzeitlich mal kurz Gas gibt), aber irgendwie wartet man ständig darauf, dass gleich Peter Gabriel einsetzt.
"Time" ist bestenfalls mittelprächtig und das Outro "I Love You All" kämpft mit exponentiell hohem Lala-Faktor. Zwar steigt "Diggin' Me Down" ebenfalls balladesk ein, setzt nach einer Minute aber ein Break und legt dann richtig los. So sehr der Song musikalisch überzeugt, wie soll ich bitte den Text verstehen? Jesus soll endlich zurück kommen? Da hat wohl einer den Teil in der Bibel vergessen, in dem es heißt, dass die Scheiße erst richtig losgeht, wenn der Knabe hier wieder auftaucht. Der soll bleiben wo er ist, sonst wird das noch ein Fall für Roland Emmerich ...
So ist "Scream" genau wie sein Vorgänger "Black Rain" eine durchwachsene Angelegenheit geworden, behält im direkten Vergleich aber ein wenig die Nase vorn. Warum Zakky-Baby seinen Platz für einen gewissen Gus G. räumen musste, leuchtet mir aber nach wie vor nicht ein.
18 Kommentare
Ich bin nie Fan von Ozzys Solosachen gewesen, doch das ein oder andere Album von ihm konnte mir schon Spaß machen. Die Rezension kann ich voll und ganz nachvollziehen, ich persönlich finds weder supergeil noch grottenschlecht.
Wie jetzt? Zakk Wylde ist nicht mehr dabei? Ohne Zakk, ohne mich!
Ich hab schon befürchtet, dass das net so gut wird.
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Leider wieder ein schwaches Album von Ozzy.
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Ich habe es begrüßt als Ozzy und Zakk getrennte Wege gegangen sind, aber Ozzy hätte dann vielleicht lieber wieder mit Jake E. Lee ein Album eingespielt und versuchen sollen an "Bark At The Moon" anzuknüpfen.
Das Resultat wäre auf jeden Fall besser als das hier vorliegende.
ich kenne die alten Alben nicht , aber ich finde das neue gar nicht mal schlecht.