laut.de-Kritik
Puffy und seine Kumpels erfinden die hohe Kunst der Remix-Schule neu.
Review von Stefan JohannesbergPuff Daddy hat es in diesen Tagen nicht leicht. Sein letztes Album kann nicht an frühere Erfolge anknüpfen, und das Debut des, als Notorious B.I.G.-Nachfolger gehandelten, G.Dep floppt ohne Ende. Zudem sitzt mit Shyne ein weiteres heißes Eisen im Knast. Auch im R'n'B-Sektor sah es schon mal rosiger aus, denn Faith Evans, die First Lady des Bad Boy-Imperiums, verkauft bei weitem nicht mehr so viele Platten wie Mitte der Neunziger.
Also dachte sich der kluge Geschäftsmann Puffy etwas ganz Besonderes aus. Back To The Roots lautet das Motto. Und der Boss himself erläutert die Strategie im Intro. "We (Me, my Bad Boy Family and my producers The Hitmen) started doing Remixes back in '91. The first we did was for Jodeci "Come And Talk To Me". It sold 2.5 Million singles. We change the whole record. Produce a new beat, kept only the chorus and put a rap on it. Make cats rock to it. We invented the Remix. That's the way it is."
Soso, erfunden hat er sie also, die Kunst der Remixe. Immerhin war "All I Need" von Method Man feat. Mary J. Blige 1994 der absolute Megahit Around The Hip Hop-World. Ein solcher Klassiker ist hier nicht zu finden, aber für einige Kracher langt es allemal. Es beginnt mit dem G-Dep-Song "Special Delivery", dessen Beat fast gleich geblieben ist, aber mit den irren Skillz von Ghostface Killah, Keith Murray und Craig Mack an Klasse gewinnt. Doch der nächste Remix-Hit folgt sogleich. Das R'n'B-lastige "I Need A Girl Part 2" bounct ordentlich mit einem hypnotischen Gitarrenloop durch die Gegend.
Des weiteren locken noch alte Aufnahmen von Biggie, die von P. Diddy schonungslos verbraten werden. So darf der mittlerweile im Himmel weilende ehemalige King Of New York dreimal ans Mic steppen, wobei ihm besonders die Newcomerin Ashanti neues Leben einhaucht. Zwar ist sein Rap von "Fuck You Tonight" geklaut, doch in Verbindung mit Ashantis süßem Gesang hört man schlüpfrige Sex-Styles wie "Deja vu, the blunts sparked/finger fuckin in the park/Pissy off Bacardi Dark/Remember when I used to play between yo legs/You begged for me to stop because you know where it would head/Straight to yo mother's bed" ja immer wieder gerne.
Leider gibt es bei einem Puffy-Produkt nicht nur Licht, sondern auch ein wenig Schatten. Dieses Mal in Form von unnötigen neuen Versionen bekannter Songs wie "Bad Boy For Life" feat. Busta Rhymes, M.O.P. und "No More Drama" feat. Mary J. Blige. Hier werden die Originale in keinster Weise erreicht, so dass ein Remix vollkommen überflüssig ist. Aber ansonsten scheint Puffy künstlerisch wie kommerziell wieder oben auf zu sein, denn diese Scheibe steigt auf Platz eins der Billboard Charts ein und erhält gute Kritiken.
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