laut.de-Kritik
Bist du Hund oder Panther?
Review von Yan VogelMit "Panther" fahren Pain Of Salvation die Krallen aus und setzen zum Sprung auf den Prog Metal-Thron an. Wie das geheimnisvolle Dschungeltier schleicht sich das Quintett um Bandkopf Daniel Gildenlöw sich mit schönen Melodien ins Gemüt, nur um dann mit Dissonanz und Klanggewalt unbarmherzig zuzuschlagen. Einmal Radikaleuphorie und Radikalapokalypse und zurück: Willkommen in der fantastischen Seelenwelt des Daniel Gildenlöw.
Konzeptuell steht der Panther für die Menschen mit besonderen Eigenschaften, die von Leidenschaft angetrieben sind. Da fällt es schwer, seinen Platz in der Normalo-Welt zu finden, die in der Mehrzahl von Hunden verkörpert wird.
Dabei setzen die schwermütigen Schweden zunächst ähnliche klangliche Akzente wie auf dem überlebensgroßen Vorgänger "In The Passing Light Of Day". Das einende Band bilden Gildenlöws passionierter Gesang sowie die rhythmisch und metrisch vertrackten Melodien.
Allerdings zeichnet sich eine klare Abkehr vom Prog Metal-lastigen Songwriting ab, Gildenlöw und Co. reduzieren die Anzahl der Parts deutlich. Wenige musikalische Ideen - möglichst kontrastierend gesetzt - prägen die jeweiligen Songs. Die Vielseitigkeit spielt sich vermehrt auf einer Detail-Ebene ab. Die beginnt bei der Wahl der Instrumente. Synths und Beats crashen die Anlage auf der einen Seite, Banjo und Cello verzücken das Gemüt auf der anderen.
"Icon" bringt diesen Ansatz auf mehreren Ebenen zusammen. Es gibt zwei zentrale Kernthemen: Ein wunderschönes Piano basiertes Kleinod und dann die disharmonische Antithese nahe am weißen Rauschen. Schlussendlich kulminiert dies im Gitarrensolo, das Gildenlöw notgedrungen mit den Fingern einspielte, weil kurzerhand kein Plektrum vorhanden war. Die Töne sind mit Bedacht gewählt wie bei Knopfler und Gilmour mit einem bluesigen Unterton. Der Sound an sich stammt eher aus der Wüste mit viel Noise-Effekten und einer Fuzz-Distortion.
Gildenlöw ist getrieben von einer Rastlosigkeit, die in leidenschaftlicher Hingabe resultiert. Der geistige Anspruch mündet häufig darin, Dinge direkt umsetzen zu wollen, ohne einen konkreten Plan zu besitzen. Wann immer er wenig Zeit zum Denken aufwendet, entsteht seinem Empfinden nach etwas Wahrhaftes.
Dies unterstreicht der Song "Restless Boy", der in vielen Punkten unfertig wirkt. "This is just a test" lautetem eine zentrale Textzeile. Die restlichen Lyrics stammen aus den Sessions zum Vorgänger und auch wenn der mit gegenläufigen Rhythmen ausstaffierte Track verwirrt, tragen die vielen Wortwiederholungen zur Hörbarkeit bei. Man spürt bei aller Ernsthaftigkeit dieses Seelenstripteases förmlich die Ironie, wenn Gildenlöw am Ende des Songs konstatiert: "This is not a test".
4 Kommentare
Wieder mal fantastisch!
Die lassen sich was einfallen und klingen wahnsinnig abwechslungsreich.
Hatten mich schon beim Vorgänger!
Endgültig Fanboi! 5/5
War nie Fan, aber mit dem Opener Accelerator haben sie mich gekriegt. Album wird gecheckt
Fantastisch! Für jeden prog-affinen musikfan ne klare reinhörempfehlung, da sollte für jeden was dabei sein
Eine der wenigen Bands, die, im Bezug auf ihr Gesamtwerk, das Label "Progressive" verdient haben. Wenn halbwegs klassische Prog-Perlen wie Icon neben Songs wie Panther auf ein und derselben Platte liegen, darf man sich als WAHRHAFTIGER Prog-Fan(tm) durchaus mal die Pantalonen eincremen.