laut.de-Kritik
Dieser junge Braveheart weiß sein Schwert zu führen.
Review von Artur SchulzDer Schotte Paolo Nutini gilt als ganz besonderes, einzigartiges Talent. Das beweist er nachdrücklich mit seinem zweiten Album "Sunny Side Up". Nach wie vor findet sich viel Pop-Eingängigkeit auf allen Songs - doch wie er es umsetzt und dem Ganzen eine große Seele gibt!
Gewitzt pickt sich Paolo aus der Bibliothek der populären Musik allerlei Stil-Bestseller heraus. Doch er liest nicht nur, er schreibt um; ja, oft verbessert und korrigiert er mit sicherem Griff. Das beweist schon zu Beginn der Opener "10 / 10" mit seinem (musikalisch) ansteckend heiteren und leichten Karibik-Feeling pur. Oftmals verkommen Reggae-Elemente als bloße, oberflächliche Sound-Spielerei mit seichten Resultaten. Doch Nutini weiß um tatsächlich beseelten Umgang.
"Coming Up Easy" lockt mit im Hintergrund schwellender Orgel und versteckter Trompete. Nutinis Vokalarbeit macht nicht nur hier noch immer staunen: Mit einer kratzigen, scheinbar jahrzehntelang lebens- und kneipenerfahrenen Stimme gesegnet, macht er so manch gestandenem Kollegen in Sachen Atmosphäre und Glaubwürdigkeit eine ganze Menge vor.
"Growing Up Beside You" liefert mit akustischer Gitarre und Akkordeon eine feine Stimmungs-Beschreibung. Auf voller Albenlänge überzeugend: Nutinis Begleitband The Vipers. Denn die wissen, wie sie zuzubeißen haben.
"Candy" tänzelt als klassisch getragener Midtempo-Rocker, mit wehmütig-sehnsüchtigem Song-Konstrukt. Handgemachte Lust an Musik pur bietet "Pencil Full Of Lead". Dieser herrlich verschroben inszenierte Jazz-Jive gefällt mit seinem Rumpelschlagzeug und einer liebenswerten Hinterhof-Trompete.
Die lebensnahe Daseins-Moritat "Simple Things" unterhält mit lebendigem Mundharmonikaspiel und ist besonders mit seinen stetigen Rhythmuswechseln ein saustarker, mitreißend ausgeführter Song. Der "Worried Man" punktet erneut mit aussagekräftigen Lyrics und verbreitet eine klagende, melancholische Stimmung.
Nein, die so oft in der Musik-Szene anzutreffenden, unechten Plastik-Gefühle haben keinen Platz im Werk des Paolo Nutini. Herzblütig legt er sich in jeden Song, entwickelt verschwungene, untereinander und miteinander korrespondierende Melodiebögen, befeuert von einem reichhaltigen Arsenal aus Instrumenten der altbewährten Musikerkiste.
Das Spiel mit Gestern ist nichts Verwerfliches - es kommt schließlich darauf an, was daraus entsteht. Und dieser junge Braveheart weiß nur zu gut, wie ein Song-Schwert siegreich zu führen ist.
25 Kommentare
Soviel Herzblut in der Stimme haben irgendwie nur die Schotten und Iren. Ganz tolles, intimes Album, auch wenn ich kein Pop-Freund bin, bin ich doch begeistert von diesem Album. Pencil full of Lead ist n echter Knaller.
Kann der Review nur zustimmen: Ein tolles, reifes Album und Paolo hat sich sowohl als Sänger als auch als Songwriter seit seinem (ebenfalls schon tollen) Debüt auf jeden Fall noch mal weiter entwickelt.
Der Bursch' & seine Band machen einfach nur Spaß. Die würde ich jetzt gern mal live erleben, mal gucken, ob da was läuft in diesem Jahr hier, bin da gar nicht informiert.
also ich kannt bisher nur das album "these streets" und bin begeistert von diesem album. gestern war ich auf dem konzert in münchen und war immer noch begeistert von seiner stimme und dem feeling welches er in die songs legt, einzigartig. jedoch sein 2. album klingt irgendwie so aufgesetzt, nicht mehr so befreit, wie these streets. ich bleib dabei, das erste album -- wow, das 2.-- naja. hoff er lässt sich nicht von seinem stil abbringen und kehrt wieder zurück zu den anfängen, denn so ist er schließlich groß geworden.
@wigwag21 (« Tschüß Paolo, ein One-Hit Wonder. Lass dich in Indie Kreisen feiern die Scheißmusik für was besonderes halten. »):
Word!
also klar.. zweitling ist schlechter als das debut. aber nicht sooo schlecht. hör mir bestimmt das dritte auch wieder an!