laut.de-Kritik
Dynamisch-unbekümmertes Indie Pop-Debüt aus Bayern.
Review von Simon Langemann"Calling out to the young and those hopeless hearts / wishing their lives were just something / everything that they are not." Paper & Places machen kein Geheimnis daraus, an wen sich ihre Songs richten: an die junge, zuweilen orientierungslose Generation - wie es sich eben gehört für eine Band, die die Teenager-Jahre gerade erst hinter sich gebracht hat.
Unverkrampft verarbeiten die Regensburger "Identitätslosigkeit, Heimatlosigkeit, Zukunftsängste, Liebe und Lebenshunger", wie Sänger Harrison McClary sein Themenfeld umreißt. "Ganz typische Dinge, die zum Erwachsenwerden dazugehören".
Auch mit der Tatsache, dass man ihnen ständig - nicht ganz zu Unrecht - Referenzen wie Foals, Two Door Cinema Club, Alt-J oder The 1975 um die Ohren schleudert, werden die blutjungen Bayern leben können. Denn welcher Newcomer um die 20 kann sich heutzutage schon absolute Eigenständigkeit auf die Fahne schreiben?
Paper & Places machen Indie-Pop, so dynamisch und unbekümmert, wie man ihn zumindest aus dem hiesigen Raum lange nicht gehört hat. Wie gut dabei Harrisons vielschichtige, agile Gitarrenpatterns mit Johannes Kochs variablem Drumming und Marc Rauschers griffigen Basslines ineinandergreifen, daran hatte sicher auch Simon Frontzek seinen Anteil, der sich als Solokünstler Sir Simon, als Tomte-Keyboarder und zuletzt als Thees Uhlmann-Mischer einen Namen machte.
Darüber hinaus macht das Trio die oftmals kritisch beäugte Cheesiness zu seiner Stärke - Paradebeispiel und Höhepunkt: "Lighthouse : The Storm". Von Beginn an lässt einem die treibende Nummer keine Ruhe und trifft im Refrain genau die richtige Dosis an Eingängigkeit und Pop-Appeal.
Ein Drahtseilakt, der dem smarten Frontmann leider nicht immer gelingt. So schafft "Live & Let Go" in der gebremsten Strophe zwar noch Atmosphäre, kippt in der Hook dann aber arg in Richtung Klebrigkeit.
Keine Frage, angekommen sind die drei mit ihrem Erstling noch lange nicht, der Albumtitel "No Home" kündigt es bereits an. Dennoch macht die angenehm undeutsche Leichtigkeit, die Paper & Places hier an den Tag legen, Lust auf mehr.
2 Kommentare
Hab's mal flüchtig durchgehört, und das ist wirklich 'ne luftig-nette Angelegenheit. Werd' denen wahrscheinlich beizeiten nochmal etwas mehr Aufmerksamkeit widmen.
Schade, die Kritik hatte mich hoffen lassen, etwas halbwegs interessantes an die Ohren zu bekommen, insbesondere wenn da angeblich Vergleiche zu "Foals" oder gar "Alt-J" im Raume standen. Leider treffen diese nur durch die Wahl einiger musikalischer Verpieltheiten seitens der drei Jungs aus Regensburg zu.
Doch unter dem einen oder anderen netten Soundschnipsel liegen völlig erwartbare und leider durch und durch langweilige Grundakkorde. Schon viel zu oft gehört und wieder aus den Ohren entlassen, kann mich so etwas nicht mehr vom Hocker hauen oder auch nur aufhorchen lassen.
Selbst das als Höhepunkt angepriesene "Lighthouse: the Storm" tanzte in meinen Ohren nicht ein einziges Mal aus der Reihe. Um so schlimmer, dass die zwei folgenden Songs größtenteils in der selben Tonart rumrühren. Da hätte man wenigstens die Lieder auf der CD tatkisch klüger verteilen können, um die kritischen Hörer für ein paar Minuten mehr unter die Kopfhörer zu bannen.
Ausschließlich der erste Song "Intro/Hearts/Calling" klingt in Teilen angenehm und ein ganz kleines bisserl frisch. Insbesondere im ersten Abschnitt. Tja, dem Titel nach wäre das dann wohl das "Intro/". Dafür sind etwa 45 Minuten einer Silberscheibe leider Verschwendung, schade. Das Intro in Schleife hätte es auch getan, oder?
Vielleicht lohnt sich das Album für manchen, der "Two Door Cinema Club"-ähnliche Rhythmen mit zwei Stufen Weichzeichner darüber gerne durch die Wohnräume oder das Auto schallen lassen möchte. Mehr bekommt man meiner Meinung nach nicht für sein Geld. Einmal beim Musik-Streaming-Anbieter durchlaufen lassen und dann schnell wieder auf anderes umschalten, damit die 5 Euronen Monatsbeitrag sich letztlich noch lohnen. Vielleicht lieber die wunderbaren "Alt-J", was agressiveres von den "Foals" bei entsprechender Stimmung oder die Zweitürenkino-Clubianer
auf der nächsten Party zum Tanzen? Ohja!