laut.de-Kritik
Pop und Kunst auf zwei CDs.
Review von Michael SchuhEigentlich gibt es über die frühen Erfolgsjahre der Pet Shop Boys bereits die mächtige Singles-Kollektion "Discography" aus dem Jahr 1991. Zwölf Jahre später verspürten Neil Tennant und Chris Lowe in den Verhandlungen mit ihrer Plattenfirma aber wenig Lust, einfach nur einen zweiten Teil hinterher zu schieben und auch die ursprüngliche Idee, eine Art "The Best of the best" zu kompilieren, wurde abgelehnt.
So blieb ihnen eigentlich nur noch die Option, sämtliche Songs der ersten Best Of (außer "Was It Worth It") einer Digitally Remastered-Behandlung zu unterziehen und diese mit den Hits der Spätphase anzureichern. Auf Chronologie verzichtet die Doppel-CD bzw. das Dreifach-Vinyl, stattdessen machte sich das Duo den Spaß, ihre Songs in die Rubriken Pop (CD 1) und Art (CD 2) zu klassifizieren.
Im Pop-Kontext sehen die Briten ihre straight-euphorischen Nummern wie "Go West", "New York City Boy", "It's A Sin" oder auch "Always On My Mind". Dass auch ihre arty Auswahl der reinste Pop ist, sollte wohl niemanden überraschen.
Den Unterschied machen die tiefgründigeren Lyrics wie im autobiografischen "Being Boring" oder natürlich gleich so romanhafte Songtitel wie "I Don't Know What You Want But I Can't Give It Any More", die sich im Sinne der Erfinder besser in einen künstlerischen Rahmen einfügen.
Ohne den Hitcharakter von Songs wie "Se A Vida E" oder "Go West" anzweifeln zu wollen ("Pop"), tritt aus ("Art"-)Songs wie dem wundervollen "Liberation" von 1993, aus "Rent" oder "I Get Along" die Klasse des pointiert textenden Songwriters Neil Tennant fast noch deutlicher hervor. Die Trance-Version von "Yesterday When I Was Mad" wäre dagegen verschmerzbar gewesen, ebenso das freudlos stampfende "Somewhere".
Zu all dem Bekannten gibts zwei neue Songs: die Single "Miracles" ist ein für PSB-Verhältnisse gefälliger Popsong (daher wohl auf CD 1!), der wieder elektronischer als die Tracks vom letzten Album "Release" ausfällt.
Besser gelungen ist aber "Flamboyant", das an Tennants und Lowes Achtziger-Hochphase erinnert, gleichzeitig aber die frischen Electronica-Sounds der letzten "Disco 3"-Platte integriert. Ja, so muss wundervolle (Pop-)Kunst klingen.
Und wie man hört, floss dem Duo die Kreativität beim Produzieren der neuen Songs nur so aus den Fingern, dass sie bereits Material für ein neues Studioalbum beisammen haben. Mal sehen, ob das Prädikat "künstlerisch wertvoll" auch auf das neue Dutzend Songs der britischen Legende zutrifft.
Noch keine Kommentare