laut.de-Kritik
Ohne Partner Perquisite auf Mayer Hawthornes Spuren.
Review von Alexander Austel"'One' ist eher von Hip Hop beeinflusste Soul-Musik mit Pianos, meiner Stimme, Chören und Beat-Box und solchen Sachen."
So umschreibt der beflissene Holländer sein erstes Solo-Werk bereits sehr passend. Die gerappten Parts weichen immer mehr dem gesanglichen Talent, Reime verschwimmen zunehmend und verlieren hinter den teils von Jazz beeinflussten Vocals an Bedeutung. Pete Philly ist immer noch Hip Hop. Allerdings verliert er hier ein wenig das Wesentliche aus den Augen.
Nach dem Bruch mit seinem engen Freund und ehemaligen Produzenten Perquisite waren Fans und Fachpresse besonders auf die musikalische Ummantelung von "One" gespannt. Auf vielen Stücken zeigt sich der Mann am Mic selbst für die teils ruhigen, teils rasselnden bis holzig-sperrig klingenden Töne verantwortlich. In "Ocean" genügen einige Klaviernoten und ein Schlagzeug, das sich sanft in der Vordergrund schiebt, um eine harmonische Stimmung zu erzeugen.
Der "hungry MC, turned vocalist, productionist" wollte beweisen, dass auch er stimmige Beats basteln kann - ohne Hilfe seiner gefeierten besseren Produzenten-Hälfte. Streckenweise gelang ihm dieses Unterfangen auch, jedoch nicht auf Albumlänge. Das Instrumental "Gemini Solo" erinnert mit einer Beatbox-Loop und schrägem, von Orgel-Klängen angehauchtem Quietsch-Sound an ein zugekokstes Eichhörnchen. Auch das Geträllere in "True" lockt die Katz' nicht hinterm Ofen hervor.
Vor seinem Solo-Debüt veröffentlichte Philly "Open Loops". Ein 14 Tracks starkes Mixtape, das er auf seiner Internetpräsenz für umme verscheuerte und das nun als Bonus-CD beiliegt. Auch hier entwickelte er sich weg von der alten Musiklandschaft, hin zu etwas Neuem. Aber es war noch deutlich rap-lastiger.
"'One' ist mehr künstlerisch, introvertiert und eher ein Hör-Album. Da drauf sind keine wirklichen Banger. Es ist vielmehr als ein Hörerlebnis konzipiert", erklärt der 31-Jährige mit karibischen Wurzeln. Trotzdem bestechen hauptsächlich die wenigen Raps: Über einen minimalistisch-gluckernden Bass und furztrockenen Drums wirft er die Frage in den Raum "What do we fight for?"
Das wohltuende Hörerlebnis beginnt im letzten Drittel der Platte: Die Experimentierfreudigkeit weicht, zurück bleiben eingängige, soulige Piano-Melodien ("Let It Go"). Dekoriert mit einer beruhigenden Rassel liefert wieder einmal der Sprechgesang in "Game" Grund zur Freude.
Angefixt von der Native Tongue-Nähe der ersten beiden Alben, der smoothen Leichtigkeit, mit der Pete und Perq Hip Hop-Europa in ihren Bann zogen, enttäuscht mich dieses Stück Musik ein wenig. Philly entwickelte sich weiter, singt, produziert und versucht sich als Einzelkämpfer. Ihm stand es aber einfach besser, im Team aufzutreten, auch mal einen Schritt zurückzutreten, um Perquisite die Chance zur Entfaltung zu geben.
Es beschleicht mich das Gefühl, diese Veröffentlichung könnte von dem Erfolg eines Mayer Hawthorne sowohl inspiriert als auch geblendet worden sein. Was bei dem Senkrechtstarter aus Detroit funktioniert, nämlich poppig leichten Soul mit Ohrwurm-Garantie zu kreieren, scheitert im Falle des Holländers an der Suche nach dem eigenen individuellen Sound.
"One" ist kein schlechtes Album geworden. Es unternimmt einen Schritt in eine neue Richtung. Die Hörerschaft bleibt rätselnd zurück.
1 Kommentar
Halt doch jetzt bitte mal Dein Maul zu dem Thema. Du hast jetzt oft genug bewiesen, dass Du keinen Plan hast!