laut.de-Kritik
Der Mittelweg.
Review von Oliver LambrechtSie leben noch. Nach "Writer's Block" (also auch "Young Folks") nutzten Peter, Bjorn And John die nächstbeste Gelegenheit, um ihre Karriere in Schutt und Asche zu legen. Mit dem widerspenstigen "Seaside Rock" gelang das den drei Schweden ausgesprochen gut. Nachdem sie sich zwischenzeitlich erfolgreich als Produzenten anderer namhafter Musiker verdingten, kehren sie nun mit ihrem fünften Album zurück ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
"Living Thing" heißt die Rückbesinnung zur breiteren Masse. Die Lebendigkeit an sich bleibt jedoch einziges Zugeständnis, zeigen die Musiker doch allen, die ein "Young Folks 2" erwarten, unverhohlen den Mittelfinger. In eine solche Kerbe schlägt etwa "Lay It Down", das in Sachen Aggressivität aus dem dutzend Lieder herausragt - von wegen skandinavische Zurückhaltung. Wer dem Trio auf die Füße tritt, der bekommt F-Wörter zu hören und läuft Gefahr, dass andere in den Gesang drumherum miteinstimmen.
Auf dem Blatt handelt es sich bei Peter, Bjorn And John um eine Gitarre-Schlagzeug-Bass-Band, doch die Instrumentierung und das Arrangement einiger Lieder lässt berechtigte Zweifel aufkommen. Die Wahnsinns-Hook in "Nothing To Worry About" zwang bereits den tadellosen Sprechgesangs-Künstler Kanye W. zur bösen Verbreitung des Songs. Mit links holen sich die Schweden hier also den Ritterschlag, der zuvor ausblieb.
Trotz des teils hypnotischen oder zumindest ohrwurmverdächtigen Gesangs von Peter Morén drängt oft der Rhythmus von Schlagzeuger John Eriksson in den Vordergrund. Nur selten trauen sich die beiden, zusammen mit Björn Yttling weg vom Pfad der tighten Schläge und Effekte. Wenn aber doch mal die Melodien überhandnehmen wie im melancholischen "I Want You" oder im schwungvollen "Just The Past", verlieren sich die atmosphärischen Klänge im dichten, rauschenden Sound.
Zumeist allerdings dominiert eine nüchtern-reduzierte Stimmung, die mitunter erst beim zehnten Durchlauf richtig zündet. Mehr als 47 Minuten machen Peter, Bjorn And John wieder den Frieden mit Popmusik, ohne diesmal den großen Hit zu landen, an dem niemand vorbeikommt. Dafür gibt es aber mindestens ein halbes Dutzend Lieder, die die Fanschar wieder wachsen lassen. Passend zur Jahreszeit gibt es also gleich eine dreifache Auferstehung. Ja: Sie leben noch!
3 Kommentare
love or hate it, ist hier die devise...
ich für meine begriffe bin total überstrapaziert von dem song young folks, aber peter, bjorn and john haben mehr auf lager und das findet man auch auf living thing...
und im übrigen ist das album live vorgetragen auch eine augenweide und ein ohrenschmaus.
eindeutig hate...
Irgendwie schade, dass Writers block immer nur auf Young folks reduziert wird, wo es doch voll ist mit Songperlen.
Die Devise von huntedbyafreak kann ich nicht teilen. Für Hass definitv zu viel und für Liebe zu wenig. Gutes 3-4 Album.