laut.de-Kritik

Aus Leidenschaft für Horror-Filme und Drogenrock-Platten.

Review von

Hamburger-Bohème, die zweite. Tocotronic-Stimme Dirk von Lowtzow trifft wieder Mister Everywhere Thies Mynther, bekannt als Top-Produzent und Musiker für Superpunk oder Stella. Aus der gemeinsamen Leidenschaft für Horror-Filme und Drogenrock-Platten entstand nun schon zum zweiten Mal ein Platte, doch dieser Output der begnadeten Musiker-Extravaganzen hat mit seinem Vorgänger nicht unbedingt viel zu tun. Gut, musikalisch ist das noch das gleiche Konzept, wenn auch ein wenig düster und minimalistischer. Aber das eigentlich Ausschlaggebende an dieser Platte ist ihr Stil. Und der ist extrem straight geworden.

Phantom/Ghost waren auf ihrem Debüt noch ein hörbar hübsches Nebenprojekt, das freudig, verspielt und manchmal auch etwas unbeholfen die ersten Gehversuche unternahm. Das Mystische und Künstlerische war damals, ganz im Gegenteil zu heute, nur gelegentlich hervor gedrungen. Inzwischen gibt der Style den Ton an, er ist der Mittelpunkt, nach dem sich alles andere richten muss.

Hier geht es mehr um die perfekte Erfüllung einer Inszenierung als um eine gute Zeit. Jedenfalls nach der Meinung der zwei Herren. Das ist die Stärke der Platte und genau daran scheitert sie. Nur selten schwippt eine catchy Melodie herüber. Hits wie "Phantom/Ghost" mit diesem großartigen Refrain am Schluss sind fast Fehlanzeige. Dafür geht es aber definitiv more four-to-the-dancefloor. Mynther kann grooven wie die Hölle ("Thank God It's Judgement Day"), hat aber keine Beats in petto, die sich allzu oft über einen ganzen Song retten können.

Zwei Vollblut-Künstler kommunizieren so auf ihrer eigenen Ebene, die alles ins rechte Licht rückt: "To Damascus" klingt wie aus einem Guss. 80er-Schmalzpiano Pop-Hymnen wie "Nothing Is Written" stehen neben so sterbend-schönen Melodiewechseln wie in "St. Lawrence" und passen trotzdem in den gleichen rätselhaften roten Faden. Von Lowtzow gibt dazu in schlechtem und ganz und gar nicht charmantem Englisch gewohnt gut theatralische Weisheiten à la "You never know when it's enough, until you know that it's more than enough" dazu. Leider mit einer lange nicht so einnehmenden Präsenz, wie ihm das bei seiner Hauptband gelingt.

Da scheint manchmal alles so weit weg, so viel vom Konzept überdeckt, dass die Musik teilweise nur noch dahinrieselt. Die Songs sind in sich perfekt. Das bringt sie aber noch lange nicht über die Ebene des guten Songs hinüber. Aber vielleicht wollen Phantom/Ghost das mit diesem luxuriösen Werk zwischen Bombast und Romanze auch gar nicht.

Trackliste

  1. 1. To Damascus
  2. 2. Born With A Nervous Breakdown
  3. 3. St. Lawrence
  4. 4. My Secret Europe
  5. 5. Laudanum
  6. 6. Sticky Paws
  7. 7. Intermission
  8. 8. Thank God It's Judgment Day
  9. 9. Nothing Is Written

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LAUT.DE-PORTRÄT Phantom/Ghost

Sie wollen mysteriös und nicht greifbar sein. Selbst im Namen verschmelzen die Grenzen des Fassbaren: Ein Phantom und ein Geist repräsentieren die Band.

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