laut.de-Kritik

Der Hippie-Soundtrack zur Apokalypse.

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Das erste Album nach sechs Jahren Pause widmen Portugal. The Man einem engen Freund und Ehrenmitglied der Band, der 2019 verstarb: "Chris Black Changed My Life" so der emotionale Titel eines nicht minder gefühlvollen Werks der Band aus Portland, die ihren psychedelischen Indie-Pop hier noch mehr schimmern lassen. Für die Single "Summer Of Luv" haben sie sich dazu die musikalischen Seelenverwandten Unknown Mortal Orchestra als Verstärkung dazu geholt und einen wabernden Hippie-Hipster-Ohrwurm geschaffen, der ein Festival-Sommerhit werden könnte.

Überhaupt, die 70er: Das Jahrzehnt erstrahlt im gesamten Sound des Albums und taucht die Songs in orangefarbene warme wie schwebende Harmonien. Neben vielen Gaststars wie unter anderem Black Thought & Natalia Lafourcade im lässigen Slacker-Track "Thunderdome [W.T.A.]", ist dann auch Seventies-Jazz-Rock-Legende Edgar Winter dabei, dessen 1971er-Hit "Dying to Live" sie zusammen mit ihm im Lied "Champ" verarbeiten.

Beteiligt ist hier zudem der Hardcore-Act With War, der das zunächst sweete "Champ" in einem radikal lärmenden politischen Ende kulminieren lässt. Dazu hört man die Zeilen: "Abolish Borders, Abolish Ice. Abolish all systems that keep Indigenous Peoples from their natural migrations. Indigenous Peoples take back what's yours". Der scheinbar harmlos-hübsche Vintage-Anstrich bekommt hier Risse, die das Album vor allzu viel belanglosem Retro-Schick retten.

Dennoch ist "Chris Black Changed My Life" ein Indie-Darling geworden, hittig und herzig geschliffen von Produzent Jeff Bhasker, der Superstars wie Harry Styles, Mark Ronson und Beyoncé im Portfolio hat. Das der Sommer von Portugal. The Man dann doch nicht nur unbeschwert strahlt, beweist auch der Closer "Anxiety:clarity", in dem ein Waldbrand die Klimakrise und die Katastrophe daraus instagramreif illustriert: "You see this massive cloud of smoke and it's cinematic, and it's biblical. Does the end just become entertainment?".

Die Apokalypse als Popcorn-Blockbuster mit passendem catchy Soundtrack, Portugal. The Man verabschieden ihren Freund mit diesem Album mit dem Wissen um die scheinbare Schönheit unserer Welt und deren schönem Schein.

Trackliste

  1. 1. Heavy Games II (Feat. Jeff Bhasker)
  2. 2. Grim Generation
  3. 3. Thunderdome [W.T.A.] (Feat. Black Thought & Natalia Lafourcade)
  4. 4. Dummy
  5. 5. Summer of Luv (Feat. Unknown Mortal Orchestra)
  6. 6. Ghost Town
  7. 7. Time's a Fantasy (Feat. Sean Leon & Jeff Bhasker)
  8. 8. Doubt
  9. 9. Plastic Island
  10. 10. Champ (Feat. Edgar Winter)
  11. 11. Anxiety:Clarity (Feat. Paul Williams)

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