laut.de-Kritik
Ein Stall voller Muppets gekreuzt mit dem Boo-Yaa Tribe.
Review von Dani FrommGerade im Hip Hop-Kontext setzt man das Wörtchen "toy" gerne mal zu Schmähzwecken ein. Ein Usus, dem Mr. Maloke und Konsorten seit Jahren zunehmend die Grundlage entziehen.
Die Puppetmastaz rocken in jeder Hinsicht wie die Viecher. Bei dem von langer Hand vorbereiteten "Takeover" der Rapszene durch die Toyband No. 1 handelt es sich allenfalls noch um eine Frage der Zeit.
"In the beginning of the 21st century a new form of life will bring a a new form of rap." Erneut befindet sich die Handpuppencrew auf einem Kreuzzug, "determined to create a puppet state". Recht so, also "Take Me On A Ride". Nach sägenden Klängen im "Intro" drückt der schwere Basslauf der Nummer beinahe einen Blues-Stempel auf.
In der Folge wetteifern wuchtige Bässe, Claps, flächige Synthies, durchgedrehte Elektrobeats mit Atari-Videospiel-Ästhetik, Space-Funk, Fingerschnippen, schräg verzerrtem Saitenspiel und eingängigen, wie aus Kinderliedern gefischten Melodien um das schlagkräftigste Nackenbruch-Potenzial: "Makes you wanna move".
Gut, dass mit "Exercize" eine Hardcore-Sportstunde auf dem Plan steht: "Allow me to be your personal trainer." Bei Wizard The Lizard ist die Aufsicht über die Körperertüchtigung in den besten ... hmm ... Pfoten? Besitzt er doch "the tightest booty in the Puppetmastaz crew". Der vergleichsweise gemächlichen Aufwärmrunde folgt die "high impact session": härter, schneller, schweißtreibender.
"Now we got a place in history forever / We never underestimate the power of being clever." Astreine Rapper stecken in den Brüdern im Plüsche, als habe man einen Stall voll Muppets mit dem Boo-Yaa Tribe gekreuzt. Das Spektrum reicht von Oldschool-Rap bis hin zu jamaikanischem Toasting, das Tempo von gescrewten Passagen ("the puppet machine taking over" in "Mephistopheles") bis hin zu Doubletimes.
Während Mr. Maloke die Fäden in der Hand und das "Hyperconcept" fest im Blick behält und ganz nebenbei Kollegen 50 Cent ans Bein pisst, gibt Snuggles The Bunny den gewohnt rastlosen, lispelnden Womanizer mit dem Faible für "24 carat carrots". Aus breitem Maul schwappen ebenso breite Reime, wenn in "Spellbound Room 18" die Aufforderung laut wird: "Ey, frog! Tell me that ghost story again!"
Zu allem Überfluss beweist die P-Unit ein Händchen für Refrains: Cheesy ist oft gar kein Ausdruck für die Hooklines, die den Creature-Funk-Ergüssen die krönenden Sahnehäubchen aufsetzen. Allererste Käsesahne, sozusagen.
Auch, wenn die nasenlastig geratene "Mega Maloko Plus Unit" vielleicht noch ein wenig Tüftelarbeit bedarf: Für den nächsten Weltkrieg scheinen die "Primeministaz Of Puppetry" bestens gerüstet: "Never seen a world more ready to pop into a world war / Even puppets need a marine corps." Dieses marschiert in "Boots On The Ground" zu wahrhaft martialischem Sound direkt durch in die Küche: "The war is over, food is ready. Chew it to the beat."
Eine Aufforderung, der ich ebenso gerne nachkomme wie den Worten, in denen Mr. Maloke die "Permission To Freak" erteilt:
"Let go.
Release your fraggle rock.
Pick up a piece of puppet and rock the place.
Feel free to let your inner creature take over."
Widerstand wäre ohnehin zwecklos. Sie haben uns längst assimiliert.
8 Kommentare
Rezension klingt eher nach 5/5.
Anyway, ich hab mal gegoogelt. Welche Rapper stecken hinter dem Projekt? Ich finds nicht raus.
Kenne die Platte zwar noch nicht, kann jedem nur wärmstens einen Liveauftritt der Mastaz empfehlen. Ganz großes Puppentheater!
sag das nicht.
the real slim kermie hat das schon auch drauf.
Hammer Teil!!!!!! Mehr muss nicht gesagt werden.
Super Scheibe!