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Mit:
Datum: 4. Oktober 2001
Location: Hanns-Martin-Schleyer-Halle
Stuttgart
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

It's time to have sex!

Review von Klaus Hardt

R'n'B-Herzensbrecher R. Kelly rief nach Stuttgart und alle schwäbischen Mädels kamen. Ein paar männliche Begleiter waren zwar auch dabei. Ihnen konnte an diesem Abend aber nur eine Statistenrolle zufallen. Denn die Veranstaltung stand unter dem Motto: "It's time to have sex!" Und dies bezog sich ausschließlich auf den Meister selbst und seine weiblichen Jünger, wie er stets betonte. Denn eigentlich kam vor jedem Lied die Ankündigung: "... and the next song is especially for the ladies in the house." Was danach folgte, war auch ganz nach deren Geschmack: gefühlsschwangere Melodien, mit wieder voll intakten Stimmbänderen vorgetragen.

Noch vor einer Woche musste Robert Kelly sein Konzert in der KölnArena nach 45 Minuten wegen einer Mandelentzündung abbrechen (LAUT berichtete). Doch in der Stadt am Neckar waren seine gesanglichen Qualitäten wieder beachtlich. Auch physisch war er voll leistungsfähig und machte neben den einstudierten Tanzeinlagen unzweideutige Bewegungen am laufenden Band. Michael Jacksons Standard-Griffe in den Schritt sind nichts dagegen.

R. Kelly begann sein Konzert erst nach einer längeren Pause. Viele Fans äußerten ihren Unmut durch das Werfen von Plastikbechern gegen den Bühnenvorhang, da der Grund für den verspäteten Beginn nicht wirklich ersichtlich war. Als das 100 Minuten lange Konzert aber endlich begann und R. Kelly zusammen mit zwei weiteren Jungs von unten auf die Bühne hochgefahren wurde, war die schlecht Laune mit einem Schlag verflogen. Der Opener "Fiesta" war einer der "heftigsten" Songs des Abends. Die gesamte Bühnencrew befand sich im Spotlight und heizte dem Publikum ordentlich ein. Neben dem Hauptdarsteller sorgten ein Rapper und einige Tänzerinnen für Bewegung auf der Bühne. Die Band, bestehend aus Gitarre, Bass, Schlagzeug, Keyboards und guten Backroundsängerinnen erledigten ihren Job ebenfalls professionell. In der Folge spielte der Soulstar einen Weichspüler nach dem anderen (unterbrochen von nur wenigen härteren Rap-Parts) - und traf damit genau den Nerv des Publikums.

Nach ungefähr einer Stunde nahmen die Einspielungen per Videoleinwand eine immer zentralere Rolle ein. Den Auftakt machte eine kurze Ansprache des Stars. Im weiteren Verlauf folgte ein Gedenken an die Opfer der Terroranschläge in den USA. Die amerikanische Nationalhymne erklang, eine Projektion der Nationalflagge war zu sehen und die Zuschauer folgten der Aufforderung das Peacezeichen zu machen. Zum Song "I Wish" wurde dann das Bild von Kellys verstorbener Mutter eingeblendet. Später zeigten die Tänzerinnen auf der Bühne eine Choreografie, wobei Kelly als eine Art Stammeshäuptling mit Gefolge von der Leinwand aus zuschaute.

Ein besonderer sexy Höhepunkt der Show war eine Tanzeinlage R. Kellys zusammen mit zwei Tänzerinnen in einem Käfig. Sie simulierten die unterschiedlichsten Stellungen (die Gitterstäbe machten es möglich) und, nachdem der Käfig im Boden verschwunden war, konnte man sie als Schattenspiel auf der Videoleinwand weiter bewundern. Die Musik dazu kam leider vom Band.

Am Ende der Show spielte Kelly seinen Hit "I Belive I Can Fly", den das Publikum im Refrain begeistert ohne den Schöpfer mitsang. Doch anstatt der Band zum Abschluss die Möglichkeit zu geben, die Stimmung noch einmal aufzuheizen, ging der Song in ein Playback über, zu dem R. Kelly als Figur in einem viel zu langen Comicstrip à la Walt Disney gezeigt wurde. Der Streifen erübrigte jede Zugabe und die Fans forderten sie auch nicht. Dafür trug der Meister, gehüllt in eine US-Flagge, noch seinen Sohn über die Bühne. Zufrieden waren alle Beteiligten an diesem Abend trotzdem.

Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT R. Kelly

Wer in den Neunzigern auch nur halbwegs den Gang der Musikgeschichte verfolgt, stößt unweigerlich auf den Namen R. Kelly. Regelmäßig besetzt er obere …