laut.de-Kritik
So unschuldig und doch so Rock. So Britpop und doch so Garage.
Review von Vicky ButscherWann gibt es das noch, dass man von einer Band so begeistert ist, dass man sich sogar die 30-Sekunden-Snippets von ihrer Homepage auf heavy Rotation anhört? Nicht mehr oft! Und genau deshalb hatte ich ziemlich schnell ziemlich hohe Erwartungen an diese Band aus dem Vereinigten Königreich. Dazu wurden noch Informationen gereicht wie: Einer von denen war mal bei den Libertines ...
Und dann gab es da auch noch "Golden Touch", diese unglaubliche Single. So eine tighte, schöne Melodie, die einem tagelang nicht mehr aus dem Kopf geht. So unschuldig und doch so Rock. So Britpop und doch so Garage. Spätestens da war ich hin und weg. "You could have it all if you wanted/You could have it all if it mattered so much".
Mit einer süßen Klaviermelodie eröffnet "Leave Me Alone" das Album, nur um in einen borstigen Gitarren-Beat überzugehen und direkt vom Ohr ins Bein zu rumpeln. Tanzen, ich will tanzen! Und lieben! Und mehr davon! Doch der nächste Track zielt in eine komplett andere Richtung: "Rock'n'Roll Lies" gibt viel mehr Melodie, ist klarer als der Opener. Die Nähe zu den Libertines ist spätestens hier nicht mehr zu verleugnen. Angeblich spielte Fronmann Johnny Borrell dort auch mal als Aushilfsbassist. Aber das sei nur ein vorübergehendes Gastspiel gewesen - fünf Tage half er bei Demoaufnahmen. Heute schreibt er seinem früheren Freund Pete Doherty eine tragische und doch rau-treibende Hymne: "Don't Go Back To Dalston". Come back, come back, come back ... to me!
"L.O.V.E. - love I see you later" singt Johnny mit einer Inbrunst, dass man meint, das Mikro müsse gleich zerplatzen, man halte die Intensität nicht mehr aus. Nur um darauf ein "Up All Night" mit einer so unverschämt gelassenen Stimme runter zu singen, dass man vor Coolness fast erfriert. Kann aber bei so viel Emotionalität und Begeisterung, die seine Songs ausdrücken, nicht passieren.
Bei so eingängigem Indie-Pop sei ihnen verziehen, dass sich "In The City" mit seinem schwulstigen Keyboard-Riff ein bisschen zu weit in Richtung der Doors neigt. Eigentlich ist ihnen alles verziehen, weiß ich doch beim Einlegen des Albums nie, welchen Song ich zuerst hören soll, weil einfach jeder so geil ist. Aber wild skippen ist verboten, denn wer die Songs nicht zu Ende hört, hat ohnehin verloren, wird in Stücke wie "Up All Night" oder "To The Sea" nie reinkommen. Bitte weiter so, denn: Someone will need your golden touch!
22 Kommentare
Touch to the max
London ist zurück im großen Kampf um den Thron des „NME Hype of the year“. Zwei Jahre nach den Libertines sind Razorlight seit etwa März das große Ding in Big Ben City. Nun endlich kommt „Up All Night“ auch hier auf den Markt. Ein Album das die Energie der Libertines, das perfekte Arrangieren von Oasis und den grandiosen Wortwitz von schon längst vergessen Größen wie Dodgy oder Marion beinhaltet.
Anno 2002 beginnt die ganze Geschichte um Razorlight. Frontman Johnny Borrell , mal wieder eine 1A Charisma-Sau auf der Bühne, startet in seiner näheren Umgebung nach geeigneten Kollegen , um seine schon etwa 5 Jahre existierenden Songfragmente in puren und teilweise gewaltig brachialen London Garagenrock umzuwandeln. Gesagt getan. Schnell formieren sich 4 schnoddrige Anfang Zwanziger und bilden Razorlight. Anderthalb Jahre als beste nicht-gesignte Band Englands berühmt berüchtigt schafft man es nun endlich Ende 2003 bei Vertigo unterzukommen. Sofort beginnt in der Presse ein „Pseudo-Krieg“ zwischen ihnen und den Libertines. Alles großes bla bla…aber man kennt es ja.
Zurück zur Musik.
Up All Night ist weiß Gott nicht die Neuerfindung des London Britpops. Up All Night ist einfach ein verdammt gutes Rock’n Roll Album. Und genau darum geht es auch. Songs wie Rock’n Roll Lies nehmen sich selbst gänzlich auf die Schippe. Und das in einer Art und Weise wie es seit den guten 1994-96 nicht mehr geschehen ist. Wer die Libertines als Allheilmittel der britischen Landschaft feiert kann nun ein zweites Mal kurz aber heftig aufschreien. Das hier ist mindestens genauso gut! Beginnt man bei einer genauen Analyse beim Titeltrack „Up All Night“ so kommt man doch recht schnell auf den Punkt des „Razorlight Sounds“. Strokes Gitarre + offener recht britischer Gesang. Das ist es! „Golden Touch“, das Platz 9 in den Uk Charts einbrachte ist wohl eine der tanzbarsten Liebeserklärungen der letzten Jahre und nebenbei der Sommerhit des Autors. Gegen Ende kommt dann mit „Don’t go back to Dalston“ sogar noch ein Hilfsangebot an „Superjunkie“ Pete Doherty um die Ecke und rundet ein fantastisch kurzweiliges Erlebnis der guten Sorte ab.
Ach, schon wieder so eine Retroband, die Altes nur wieder aufwärmt... und dann haben sie nicht mal ein "The" im Bandnamen!!!
Nein, Scherz... werde bestimmt mal reinhören; Golden Touch gefällt jedenfalls schon mal!
Leider müssen wir noch nen Monat warten.
jo, das wollte ich eigentlich mit meinem "testergebnis" hier sagen. solides album, niemand wird hier "mach ma was anderes rein" sagen, aber richtig begeistern tuts auch nich-wobei: "golden touch" und "rock'n roll lies" sind schon ganz cool
also das ende von "leave me alone" erinnert mich auch ziemlich stark an morrison und co.
Zitat (« Vapour Trail schrieb:
doors einflüsse? mein respekt...da muss man wohl die platte rückwärts laufen lassen. »):
nön, geht auch vorwärts. muss man hinhören