laut.de-Kritik

Manchmal kommen sie wieder ...

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Manchmal kommen sie wieder - und nicht immer bietet dieser Umstand Material für einen Horrorfilm. Ein Buchstabendreher ließ bereits vor einiger Zeit aus dem biederen MC Rene von einst ein weit stylisheres Reen entstehen, abgesehen davon bleibt alles beim Alten. Reen meldet sich mit einem mehr als ordentlichen Streetalbum im Rampenlicht zurück, als sei er nie weg gewesen.

"Reen! Und alle kleinen Versager / Verbrennen wie in Lava / Weil ich noch nie so stark war" - eine selbstbewusste Eröffnung zu wuchtigen, wenngleich nicht besonders kompliziert gestrickten Bässen in "Kamikaze". Ich bin geneigt, Reen bereits an dieser Stelle Recht zu geben: "Der Letzte Marokkaner" präsentiert einen sicheren, gutgelaunten Mic-Rocker, an dem Anfeindungen und Rückschläge sämtlich abzuperlen scheinen wie Regen am Ostfriesennerz. Reen hat seinen Stil gefunden und wird den Teufel tun, sich davon wieder abbringen zu lassen. Dies erfährt man unter anderem in "Mach Mein Ding": "Ich zieh es durch, geh meinen Weg, und ich geh ihn, wie ich will." Von Baho Beats stammt das zugehörige Fundament aus voluminösem Bass und einer wimmernden Streichermelodie. Ja, Mann. So lange es so klingt, besteht gar kein Grund, an der Richtigkeit des eingeschlagenen Pfades zu zweifeln.

Mach, was du willst. Zieh dein Ding durch. Bleib true. Nahezu gebetsmühlenartig bringt Reen diese Erkenntnisse an den Mann, denn: "Der Erfolg kommt mit der Zeit", und wenn der Raphobbit aus "Mc Donalds Rapper" lieber "hardcore wie Bushido, nicht so 'ne Schwuchtel wie Reen" wäre, dann stört letzteren das ungefähr so viel wie der oft zitierte chinesische Reissack. Die marokkanische Welle überholt die neue deutsche ohnehin in doppelter Anrollgeschwindigkeit. Allerdings täuscht auch das in "Der Letzte Marokkaner" von der Leine gelassene Doubletime-Monster nicht darüber hinweg, dass gesungene Hooklines nicht unbedingt Reens stärkste Seite darstellen.

Dieser Verdacht drängt sich bereits bei "Der Tag" schmerzhaft auf; abgesehen von der eher dürftigen Gesangseinlage allerdings ein durchaus lohnender Track: "Heute ist alles cool, heute ist der Tag voller Zuversicht." Wer kann dazu schon nein sagen, besonders, wenn sich hinter den für die Produktion verantwortlichen Illuminatis neben Busy Body mein brandneuer Liebling Shuko verbirgt? Ich jedenfalls nicht. Die Illuminaten liefern zusätzlich theatralische Fanfaren in "Oh No" und wunderbar eingängige Basslinien in "Chill Mit Dem Beat". Isy Bs Produktionen gestalten sich weniger melodisch, setzen dafür eher auf ohrwurmverdächtige Loops und satte Bässe.

"Ich will Erfolg, Geld und Ruhm", die Zähne aus Gold nicht zu vergessen. Mit diesem Ziel im Auge wird, selbstverständlich ausschließlich des Skandals wegen, schon auch mal Sarah Connor geknallt. Daneben aber bitte nie vergessen, woher man kommt: "Weststadt" entpuppt sich als wortreiche Hommage, nicht nur an das eigene Viertel, sondern gleichzeitig an die Good Ol'Days. Um es mal mit den Worten des Kollegen Gässlein zusammen zu fassen: "Reen tut, was er immer getan hat. Er versucht, das Flair der goldenen Vergangenheit in die Neuzeit hinüber zu retten. So lange er dabei auf Bäder in Selbstmitleid und peinliche Sido-Shout-Outs verzichtet, darf er das gerne noch weitere zwölf Jahre lang machen."

Trackliste

  1. 1. Kamikaze
  2. 2. Der Tag
  3. 3. Mach Mein Ding
  4. 4. Oh No
  5. 5. Die Bitch
  6. 6. Es Ist Vorbei
  7. 7. Promi Promi
  8. 8. Chill Mit Dem Beat
  9. 9. Mc Donalds Rapper
  10. 10. Höher
  11. 11. Weststadt
  12. 12. Der Letzte Marokkaner

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