laut.de-Kritik

Von isländischer Tristesse keine Spur.

Review von

Ich kann mich noch erinnern, als ich Retro Stefson vor mehreren Jahren auf einem Festival live sah. Und wie sie mir mit ihrem Sound ziemlich derbe ins Gesicht schlugen. Ich befand mich zu dieser Zeit in einer emotional äußerst tiefgängigen Phase, dachte bei isländischer Musik an so Leute wie Helgi Hrafn Jonsson oder Seabear oder Sigur Rós und fand das aufgrund meiner Vorstellung vom düsteren Island auch recht passend.

Gedankliche Backpfeife. Da kamen diese Hüpfer auf die Bühne und mixten übermütig alle Genres, die nicht bei drei auf den Bäumen waren. Meine tiefe emotionale Tristesse warf ich noch beim ersten Song ganz schnell ganz weit weg und erwischte mich tanzend und brüllend und ganz und gar glücklich.

Dieses Schlüsselerlebnis ist nun schon eine Weile her, und ich bin seitdem weiser, besser gelaunt und älter geworden als die damals wahrscheinlich nicht einmal 20-Jährigen. Ihren Sound haben die Isländer seitdem ein wenig weiter entwickelt. An ihrer Spielfreude und ihrer Individualität haben sie festgehalten.

Auf "Retro Stefson" lassen sie sich wieder einmal nicht auf ein bestimmtes Genre festlegen – auch wenn der Grundtenor im Vergleich zu den Vorgängern elektronischer und greifbarer ausfällt. Die siebenköpfige Band mischt viel Pop und Synthiesounds mit ein paar Rockelementen und mal sphärischen, mal härteren Klängen.

Retro Stefson haben immer schon mehr oder weniger gemacht, was sie wollten – und das hat sich auch beim dritten Album nicht geändert. Ob das housige "Glow", "(o) Kami" mit seinem relaxtem Bass oder die ganze Damenwelt von "Miss Nobody" über "Julia" bis hin zu "Qween": Hier langweilt kein einziger Track. Der Einstieg "Solaris" hatte mich schon gleichermaßen überrascht wie entzückt. Vom Retro-Wumms eines "Time" oder "She Said" will ich hier gar nicht erst anfangen.

Retro Stefson (ich meine Album und Band) ist gemacht für die Tanzflächen und Clubs, und für die Konzertbühne. Die Isländer kommen bald auf Tour nach Deutschland und ich sollte schleunigst zusehen, mir ein Ticket zu besorgen. Dieses Mal bin ich vorbereitet und fast sicher, dass Retro Stefson mich musikalisch trotzdem wieder umballern.

Trackliste

  1. 1. Solaris
  2. 2. Glow
  3. 3. Qween
  4. 4. Miss Nobody
  5. 5. (O) Kami
  6. 6. Time
  7. 7. She Said
  8. 8. True
  9. 9. Fall
  10. 10. Julia

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