laut.de-Kritik

Rozay kauft dein Leben.

Review von

Der moderne Drogenbaron legt sein Geld nicht etwa an. Nein, er hortet die gesamte Kohle bei der örtlichen Sparkasse auf dem Konto, das ihm Mama und Papa irgendwann einmal angelegt haben. So fällt die Übersicht der Finanzen besonders leicht: "Your checking account available balance is 92,153,183.28$", überbringt die automatische Ansage die frohe Kunde. Wow. Klingt, als sei der "Drug Dealers Dream" wahr geworden.

"Rich Is Gangsta", so viel steht fest. Allerdings macht sich Rick Ross nicht die Mühe, dem Hörer zu erläutern, wie er denn sein Konto mit solch immensen Summen füllen konnte. Hat er auch nicht nötig. Genau wie ein gutes Pferd springt Rozay eben nur so hoch wie er muss. Den Rest des Weges legt er lieber bequem im zweifarbigen Ledersitz eines sündhaft teuren Maybachs zurück.

Statt sich durch die einschläfernde Geschichte über den langen Weg nach oben zu quälen, dreht das "Mastermind" den Zeiger der diamantbesetzten Rolex etwas vor und erzählt vom Leben als "young mogul". Da braucht es dann auch kein ausgefeiltes Storytelling, das bekanntlich ohnehin nicht zu den Stärken des Protagonisten zählt.

Also, Fenster runter, Arm raus, und mitten rein in unverschämtes Rumgeprotze und bis an die Grenzen getriebenes Don-Gehabe, wie es sonst nur einer vollbringen könnte: Rick Ross selbst. Das macht in diesem Fall einen Heidenspaß.

"Benz coupe, wood frames, low fade, nigga / Got the cubans, got the boats, got the zoes, nigga", tagged der Florida-Trapper sein Hab und Gut bis auf das letzte Detail runter. Dass der Gute in einer streng bewachten Prunkvilla haust, versteht sich von selbst, "elevators like Frank's in Scarface" inklusive.

Wer "Ricky the Ruler" seinen Boss nennt, darf sich übrigens über ähnlichen Luxus freuen. Meek Mill und Wale, von der mächtigen Maybach Music Group unter die Fittiche genommen, schenkte der großzügige Chef mal eben Cartier-Uhren zur Vertragsunterschrift und Range Rover zum Geburtstag. Doch trotz aller Generosität: Feinde macht man sich als stinkreicher Rap-Mobster eben auch, wie "Shots Fired" zeigt.

Die im Skit verwendeten Polizeifunk- und Nachrichtenausschnitte rufen den Januar 2013 ins Gedächtnis, als Ross das Ziel eines Attentats wurde. Mehrere Schüsse trafen das Auto, in dem er und seine Freundin saßen. Beide kamen unverletzt davon. Wie schmal aber der Grat zwischen Leben und Tod sein kann, verarbeitet der Rapper im ungewohnt deepen "Nobody". Dafür sampelt er nicht nur den kompletten Beat von "You're Nobody (Till Somebody Kills You)", sondern wartet auch noch mit einem gesprochenen Intro von Sean "Diddy" Combs auf, der schon auf Biggies posthum veröffentlichtem Track zu hören war.

Hier hält sogar der sonst rücksichtslos prahlende Kingpin für einen melancholischen Moment inne und erkennt: "My desire for fine things made me a liar." Nicht einmal French Montana stört die Harmonie dieser starken knapp fünf Minuten, zumal er sich lediglich in der Hook zu Wort meldet. Dafür aber mit der Quintessenz des Ganzen: "You're nobody till somebody kills you."

Dass Rick Ross wahrlich kein Niemand ist, zeigt sich mitunter in der illustren Gästeliste. Wie es sich für einen Rangobersten gehört, schart er zahlreiche Stars um sich, darunter Lil Wayne, The Weeknd und Jay-Z. Auch unter den Produzenten tummeln sich etliche Hochkaräter, das Grundgerüst der 17 Tracks umfassenden Platte stammt aber größtenteils aus der Schublade des bereits erwähnten Diddy.

Wirklich Neues schwemmt die seit Jahren wütende Trap-Flut zwar nicht mehr in den Port Of Miami. Solange es ordentlich aus den Boxen dröhnt - und das tut es - taugen mächtige Beats wie in "Blk & Wht" und "What A Shame" dennoch als ideale Grundlage für Rozays voluminöses, gewohnt heiseres Organ. Das überzeugt nach wie vor, wenn auch nicht mit besonderem Reichtum an stimmlichen und emotionalen Facetten.

Außer in "Nobody" existiert nämlich weder ein trauriger noch ein wütender, weder ein melancholischer noch ein beflügelter Rick Ross. Es gibt nur den einen, immer gleich klingenden Rick Ross, der Maybach fährt, Geld verprasst und dir erzählt, dass du niemals Maybach fahren und Geld verprassen wirst: "You still smokin' weed on your car chase."

Nichtsdestotrotz, oder gerade deshalb, trifft "Mastermind" einen Nerv. Wenn Ricky mit dem Jigga im epischen "Devil Is A Lie" erst einmal richtig ins Rollen kommt, nimmt die Angeberei Formen an: Der Hauptdarsteller erzählt keine vertrackte Geschichte über Aufstieg und Fall, über Loyalität und Hinterlistigkeit. Aber er nimmt dich mit in sein abgehobenes Bonzen-Imperium aus Kokain, Geld, Macht und Luxuskarossen. Ob dir das gefällt oder nicht, ist ihm herzlich egal. Denn im "Untouchable Maybach Empire" zählt ohnehin nur sein Wort: "The devil is a lie, bitch I'm the truth / The devil is a lie, bitch I'm the proof."

Auch wenn er sich in der zweiten Single-Auskopplung "War Ready" dem technisch versierteren Trap Lord Young Jeezy unterordnen muss, begeistert der selbstherrliche Don in all seiner Einfältigkeit auch im sechsten Anlauf - sofern man sich denn darauf einlassen kann, sein Hirn weitestgehend abzuschalten und lediglich den fetten Klängen aus den Boxen zu lauschen.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Rich Is Gangsta
  3. 3. Drug Dealers Dream
  4. 4. Shots Fired
  5. 5. Nobody
  6. 6. The Devil Is A Lie feat. Jay-Z
  7. 7. Mafia Music III
  8. 8. War Ready feat. Jeezy
  9. 9. What A Shame
  10. 10. Supreme
  11. 11. Blk & Wht
  12. 12. Dope Bitch Skit
  13. 13. In Vein feat. The Weeknd
  14. 14. Sanctified feat. Kanye West & Big Sean
  15. 15. Walkin' On Air feat. Meek Mill
  16. 16. Thug Cry feat. Lil Wayne

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5 Kommentare mit 3 Antworten

  • Vor 10 Jahren

    Liest sich ja schon mal nicht schlecht.
    Nachdem "God Forgives I Don't" bis auf den Titel und ein paar Highlights leider nicht wirklich bauslike war, hoffe ich auf einen qualitativen Nachfolger zu "Teflon Don", meinem bisherigen Rozay-Liebling. Was ich davon bisher gehört habe, ging schon mal in eine gute Richtung und für Beats hat er eh ein Händchen.
    Auch wenn ihn wohl auch hier einige kategorisch ablehnen: Kaum ein Ami-Rapper sorgt bei mir so sehr für kurzweilige Unterhaltung. Atmosphäre und Kino-Gefühl wie bei den besten Gangster-Filmen. Vorfreude ist auf jeden Fall da.

  • Vor 10 Jahren

    Bisschen komische Review. Ich finde es einfach ermüdend wenn einer über das ganze Album das gleiche erzählt und auch wenn die Beats teilweise wirklich gut sind, verstehe ich nicht wie das 4/5 bekommen kann. 2,5-3/5 sind eher angebracht. Ross wird eigentlich von jedem Feature übertroffen, besonders von Jeezy und Scarface.

    Und warum wird mit "Sanctified" der mit Abstand beste Track des Albums nicht einmal erwähnt ? Unglaublicher Beat und der einzige Song, der wirklich abwechslungsreich ist und im Ohr bleibt. Auf jeden Fall einer der besten des Jahres bisher.

  • Vor 10 Jahren

    Was Icytower sagte, minus die Vorfreude vielleicht. Damit halte ich mich beim Dicken seit dem letzten Album zurueck, kenne auch noch keine einzige Auskopplung und wegen Jay-Z koennte ich gleich schon wieder reiern. Hoffe auch, dass die beats nicht zu sehr in diese musikalische 'Deeper Than Rap'-Richtung geht. Trap bitte von vorne bis hinten! Darf man aber von Scott Storch (Alter?!) wohl nicht erwarten.

    Beste line von Raus aller Zeiten: "We own things.". Ich meine, was geht'n? :D

    • Vor 10 Jahren

      "Darf man aber von Scott Storch (Alter?!) wohl nicht erwarten." Wär seltsam, ja. Aber was meinst Du mit dem "Alter?!" Verwunderung? Unverständnis?

    • Vor 10 Jahren

      Verwunderung, weil ich nicht wusste, dass der noch lebt. Zuletzt vor Jahren (?) gelesen, dass er dick Schulden haben und kokssuechtig sein soll, da gab es doch auch dieses legendaere Bild. An sich ein sympathischer Jude also. :D Und jetzt auf einmal auf einem der Albenblockbuster des Jahres vertreten. Ich stelle mir vor, Ross und Storch auf Ross' Yacht hart am schemen, darueber palavernd, welche things sie bald ownen werden und Storch macht 0.3 pro Nasenloch weg. Das passt auf keine Leinwand.

    • Vor 10 Jahren

      Hahahaha. Ok das mit dem abschmieren hab ich auch noch in Erinnerung, kenne aber das Bild nicht. Das Yacht-Bild kann ich mir auch gut vorstellen. Dass der überhaupt noch was owned freut mich natürlich :D

  • Vor 10 Jahren

    "Drug Dealers Dream", wohl eher "A Cops Dream". Hehe..
    Naja.. Standard Ami Rap, unter Durchschnitt. Texte eher schwach (inhaltlich auch) Beats so naja, 08/15 eben! Dazu eben noch der Schatten der Lächerlichkeit der über dieses(r) Album/Menschen steht. Ein offensichtlicher Shizo-Cop macht Rap und muss sich immer schön hinter Sonnenbrillen und dicken Vollbart verstecken, damit niemand seine Angst sieht, unter der dieser sehr kranke Mann leidet!

    Wenn's nur um Rap/Musik geht: Im Vergleich zu anderen Rappern sehr schwach.. Seine psychischer Wahn treibt ihn immer, immer weiter zu machen. Ein Kandidat der sich wohl selbst erschießt wenn der Vorhang fällt.. Ich möchte diesen fetten Furz echt nicht mehr sehen oder hören, hoffe da ist bald mal Schluss.

    .. Und noch sch.. Autowerbung, als Label getarnt, in jedem Song, geht mir auch auf die Nüsse.. Unangenehme Person, was soll man sagen.

    HDL

  • Vor 10 Jahren

    Du schon wieder. Hau' mal bitte ab hier und komm' nie wieder.

    Finde das Album mittlerweile gleichauf mit 'Teflon Don'. 'Supreme' ist nicht mein Ding, wie ueblich mit Storch, und diese ekelhaften Jay-Z und Kanye gehen mir standardmaessig auch grenzenlos hart auf Sack. Der Rest bangt, insb. das 'War Ready'-Monster. Ausserdem: 'BLK & WHT'!